Die Turbinen laufen
Nur die Vorder- und ­Seitenfront des Krafthauses „Birkenwald“ sind von außen zu sehen.

„Wertvolle Einnahmequelle für die Gemeinde“

Publiziert in 44 / 2012 - Erschienen am 5. Dezember 2012
Seit Montag dieser Woche ist das neue Wasserkraftwerk „Birkenwald“ in Partschins im Probebetrieb. Das Projekt zum Ausbau des Kraftwerks „Salten“ befindet sich in der Ausführungsplanung. Partschins - In einer Bauzeit von fast genau einem Jahr hat die Gemeinde die neue Kraftwerksanlage errichtet. Der Probetrieb musste wegen eines kleinen Unwetterschadens, zu dem es infolge der starken Regenfälle am vergangenen 11. November gekommen war, kurzfristig verschoben werden. Dieser Schaden wurde behoben, sodass das Kraftwerk am 3. Dezember den Probebtrieb aufnehmen konnte. Bürgermeister Albert Gögele, der als Referent für das gemeinde­eigene E-Werk und die Stromversorgung zuständig ist, wertet die Anlage „Birkenwald“ und den geplanten Ausbau des Kraftwerks „Salten“ als Unterstufe als einen sehr wichtigen Schritt in Bezug auf die Energieversorgung von Partschins, auf die Dienstleistung am Bürger sowie auch in Bezug auf die finanzielle Ausstattung der Gemeinde. Jahresproduktion von 7,1 Millionen kWh Die Anlage „Birkenwald“ ersetzt das bisherige Kraftwerk „Wasserfall“. Mit diesem konnten bisher jährlich rund 1,4 Mio. kWh erzeugt werden. Die Anlage „Birkenwald“ soll 7,1 Mio. kWh pro Jahr liefern. Das ist in etwa die Hälfte des Stroms, der in der Gemeinde Partschins jährlich verbraucht wird. „Im Herbst 2013 Jahres möchten wir mit der Unterstufe zu ‚Birkenwald‘ beginnen, also mit dem Ausbau des Kraftwerks ‚Salten‘. Sobald auch dieses Vorhaben umgesetzt ist, wird die Menge des Stroms, den wir selbst erzeugen, fast so groß sein wie der Verbrauch,“ freut sich Albert Gögele. „Birkenwald“ sei ein wesentlicher Baustein auf dem Weg in Richtung mehr Energieautarkie. Es sei ein großes Glück, dass die Gemeinde Partschins im Energiesektor auf die Mitarbeit erfahrener ­Per­sonen zurückgreifen kann. „Tiroler Wehr“ als Wasserfassung Für die Wasserfassung wurde für „Birkenwald“ unterhalb der Steinerbrücke ein „Tiroler Wehr“ errichtet. Diese Form der Wasserfassung stört den natürlichen Wasserlauf nicht, da der Zielbach nicht gestaut wird. Neben dem „Tiroler Wehr“ wurden an der Fassungsstelle auch zwei Entsanderkammern, eine Messkammer, ein Überfall sowie eine Druckhalte- und Schieberkammer errichtet. Die insgesamt 1.563 Meter lange Druckrohrleitung, die teils aus Guss- und teils aus Stahlrohren besteht, wurde zur Gänze unterirdisch verlegt. Die Trasse verläuft entlang der Forst­straße Steinerhof, führt rechts des Zielbachs zur Forststraße Dursterhof, unterquert den Zielbach und den Holerbach und endet im Krafthaus „Birkenwald“, das sich unterhalb des gleichnamigen Gasthauses befindet. Zwei Pelton-Turbinen Das Krafthaus wurde so errichtet, dass von außen nur die Vorder- und Seitenfront zu sehen sind. Der Rest des Gebäudes ist unterirdisch untergebracht bzw. überdeckt und begrünt, sodass das Landschaftsbild kaum beeinträchtigt wird. Das Herzstück im Krafthaus bilden zwei Pelton-Turbinen. Eine ist zweidüsig, eine eindüsig, sodass ein maximaler Wirkungsgrad bei jeder ­Wasserführung erzielt werden kann. „Untertags können vom Zielbach höchstens 400 Sekundenliter abgeleitet werden, nachts höchstens 700,“ erläutert der Bürgermeister. Es sei gelungen, dieses Kraftwerk so zu bauen, dass alle Interessen Berücksichtigung fanden, die Umwelt und Natur ebenso wie die Landwirtschaft und die Fischerei. Im Krafthaus, dessen sichtbarer Teil mit Holzlatten verkleidet ist, sind außerdem der Maschinenraum, der Mittelspannungsraum und die Trafo-Räume untergebracht. Zurückgegeben wird das Wasser in einen unterirdischen Ausgleichsspeicher, der als Ausgleichsbecken für das noch umzubauendes Kraftwerk „Salten“ gedacht ist. Im Hinblick auf dieses Vorhaben wurden laut Albert ­Gögele bereits mehrere Vorarbeiten durchgeführt. Die Geldmittel dazu ergaben sich teilweise aus Abgeboten der am Kraftwerk „Birkenwald“ beteiligten Unternehmen (Bauunternehmen Gufler Roland, Mair Josef & Co. KG, Firma Elpo, Tschurtschenthaler Maschinen- und Turbinenbau). Projektiert haben die Anlage „Birkenwald“ die Ingenieurbüros EUT sowie Karbacher & Abler. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 6 Mio. Euro. Zwischen 4,5 und 5 Mio. Euro wird die Unterstufe „Salten“ kosten. Hierbei wird auch daran gedacht, das Wasser aus dem Holerbach zu nutzen. Dieser Bach führt im Unterlauf kein Wasser, weil es weiter oben versickert. „Eigene Einnahmen sind Goldes wert“ Laut einer Wirtschaftlichkeitsberechnung soll die Anlage „Birkenwald“ jährlich über 1 Mio. Euro abwerfen. Für die Gemeinde sind diese sicheren Einkünfte laut Gögele mehr als willkommen. Es gehe nicht nur um die kostenintensive Erhaltung des Stromnetzes, das in Partschins der Gemeinde gehört, sondern auch um einen guten Dienst am Bürger und viele Bereiche, in denen die Gemeinde der Bevölkerung entgegenkommen kann. „Bei der IMU zum Beispiel haben wir heuer als Gemeinde auf Einnahmen in Höhe von rund 400.000 Euro verzichtet,“ so ­Gögele. Der Hebesatz für die Wirtschaft (Gastbetriebe, Handwerker, Industrie usw.) wurde von 7,6 auf 7 Promille reduziert, jener für Hauptwohnungen von 4 auf 3 und jener für Privatzimmervermieter von 7,6 auf 5. Auch Begünstigungen für sozial Schwächere wurden eingeplant. Bezüglich Stromtarife sind der Gemeinde im Gegensatz zu genossenschaftlich aufgebauten Stromversorgungsdiensten die Hände gebunden. Auch für Investitionen werden gemeindeeigene Erlöse laut Gögele immer wichtiger werden, zumal Beiträge des Landes zusehends knapper werden. „Das Projekt für das ­Altersheim zum Beispiel ist schon lange fertig, aber sichere Finanzierungszusagen gibt es noch immer nicht.“ Im Vormarsch ist in Partschins auch der Bau von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden. Auch hier ist es ein Vorteil, dass das Stromnetz der Gemeinde gehört. „Wenn jemand ans Netz will, geschieht das sofort, während man bei anderen Netzeigentümern mitunter lange warten muss,“ so Albert Gögele. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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