Gesund und fair
Frauen.Verändern.Zukunft
In 4 Untergruppen konnte das Publikum beim Abend in Kortsch die Themen rund um gesunde Ernährung und fairen Handel mit den Referenten/innen vertiefen.
In 4 Untergruppen konnte das Publikum beim Abend in Kortsch die Themen rund um gesunde Ernährung und fairen Handel mit den Referenten/innen vertiefen.
Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch haben regionale Köstlichkeiten zubereitet.

Wie ernähren wir Körper und Seele?

Ernährung und Religion im Mittelpunkt der Frauenzukunftstage 2019

Publiziert in 7 / 2019 - Erschienen am 26. Februar 2019

Kortsch - Eine ihrer Hauptaufgaben sieht die Katholische Frauenbewegung (kfb) im gesellschaftspolitischen Engagement. „Wir wollen auf aktuelle Fragen eingehen, nach Antworten suchen, informieren, sensibilisieren und uns als Frauen für positive Veränderungen in Welt und Kirche einsetzen.“ So umschrieb die kfb-Diözesanvorsitzende Irene Vieider den Zweck der Frauenzukunftstage, zu denen die Frauenbewegung seit 2017 unter dem Motto „Frauen.Verändern.Zukunft“ einlädt. Die heurige Auflage fand an zwei Abenden im Vinschgau statt. Die Frage des ersten Abends, zu dem am 19. Februar ein zahlreiches Publikum, darunter vor allem Frauen, in das Haus der Dorfgemeinschaft nach Kortsch gekommen war, lautete: Welche Auswirkungen hat die Ernährung auf mich?

Du bist, was du isst 

Die bekannte Aussage „Der Mensch ist, was er isst“ des Philosophen Ludwig Feuerbach änderte Cristina Tomasi, Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsspezialistin in Bozen, in ihrem Vortrag so ab: „Wir sind das, was wir essen wollen.“ Anhand konkreter Beispiele zeigte sie auf, welche negativen Folgen eine ungesunde Ernährung haben kann. Krankheiten werden oft durch einen falschen Lebensstil „erworben“. Thomasi informierte zum Beispiel über gesunde und ungesunde Fette: „Gefährlich ist das Fett, das sich um und in den Organen festsetzt.“ Viele Produkte, vor allem Fertigprodukte, wie sie von der Lebensmittelindustrie auf den Markt geworfen werden, „haben mit natürlichen Nahrungsmitteln wenig zu tun.“ Beim Einkaufen sollte nicht der Preis das ausschlaggebende Kriterium sein, „sondern es gilt darauf zu achten, ob zum Beispiel das Fleisch aus einer artgerechten Tierhaltung stammt oder ob das Gemüse biologisch angebaut wurde. Wir sollten grundsätzlich darauf achten, naturbelassene Produkte zu essen.“ Wenn jemand zum Beispiel ein wirklich gutes Olivenöl kaufen will, „wird der Preis kaum unter 15 Euro liegen.“ Ihr Credo brachte Thomasi so auf den Punkt: „Wir können gesund leben und gesund alt werden. Wir sterben, wenn die innere Uhr abläuft, aber nicht nach jahrzehntelanger Krankheit und dem Schlucken unzähliger Medikamente.“ Gesundheit gehe durch den Darm: „80 Prozent unseres Abwehrsystems liegt im Verdauungstrakt.“

Mutter Erde

Elisabeth Kössler, Gartenbauingenieurin und Bio-Bäuerin in Gratsch, sieht in einem gesunden und vitalen Boden die Grundlage einer gesunden Ernährung. Sie ist eine leidenschaftliche Anhängerin des Konzeptes der Permakultur, das auf die Schaffung nachhaltiger und naturnaher Kreisläufe abzielt. Von 2011 bis 2017 hatte Kössler einen Hof im Sarntal in Pacht und ihn nach den Prinzipien der Permakultur bewirtschaftet. Seither bearbeitet sie das Köstbamer-Gut in Gratsch. Sie versucht, im Einklang mit der Natur zu leben und zu arbeiten: „Der respektvolle Umgang mit Pflanzen, Tieren, Menschen und vor allem auch mit unserer Mutter Erde ist für mich selbstverständlich.“ Sehr wichtig für Kössler ist auch das Saatgut aus biologischem Anbau. Sie arbeitet schon seit 15 Jahren mit eigenem Saatgut. 

Biologisch Imkern

Romana Schuster Pichler vom Bachgut-Hof in Tarsch, die Bäuerin des Jahres 2018, führte in die fantastische Welt der Bienen ein und in die Vielfalt der Bienenprodukte. Das sind neben Honig vor allem Wachs und Propolis. Schon vor rund 10 Jahren hat Romana die Imkerei auf Bio umgestellt. „Das bedeutet, dass das Wachs, also die Wohnung der Bienen, rückstandsfrei sein muss“, so die leidenschaftliche Imkerin. Bei der Bekämpfung von Schädlingen, etwa der Varroa-Milbe, werden keine chemisch-synthetischen Mittel eingesetzt. Um möglichst zu verhindern, dass Bienen Obstwiesen anfliegen, in denen Spritzmittel eingesetzt werden, „sind wir mit unseren Bienen viel unterwegs. Speziell im Frühjahr weichen wir auf Weinbauflächen aus.“ Auch über viele weitere Auflagen und Aspekte der Bio-Imkerei informierte Romana. Kontrolliert werde alles, vom Wachs bis zum Honig. Erfreut zeigte sie sich, dass die Apitherapie auch in Südtirol im Kommen ist. Als Apitherapie bezeichnet man die medizinische Verwendung der Bienenprodukte, hauptsächlich Propolis. Zum Thema Ernährung meinte Romana: „Das Essen sollte eigentlich unsere Medizin sein.“

Jeder kann etwas tun

Richard Theiner, der Präsident des Weltladens Latsch, gab zu bedenken, dass laut einem Uno-Bericht von 2018 weltweit 821 Millionen Menschen hungern. Die Hauptursachen seien der Klimawandel, Krieg und Vertreibung sowie „höchst ungerechte Handelsstrukturen.“ Mit der Bewegung „Fairer Handel“ werde versucht, lokal und global dafür zu sorgen, dass vor allem kleine Bauern und Erzeuger für ihre Produkte einen gerechten Mindestpreis erhalten. „Als Konsumenten entscheiden wir täglich mit, wie es denen geht, die unsere Produkte herstellen“, so Theiner. In diesem Sinn könne jede und jeder von uns täglich Verantwortung übernehmen. Im Anschluss an die Statements konnte das Publikum die behandelten Themen in 4 Gruppen mit den Referenten vertiefen. Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch warteten abschließend mit regionalen Köstlichkeiten auf.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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