E-Werk Grogg läuft
Rund 2,3 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
Bürgermeister Georg Altstätter vor dem Krafthaus des neuen E-Werks Grogg in Hintermartell.
Hinter dem Hotel-Restaurant „Waldheim“ entsteht ein Campingplatz mit 85 Stellplätzen, einem zentralen Servicegebäude und einem Zeltlagerplatz.

Willkommene Zusatzeinnahmen

Neues Rückgabekraftwerk in Hintermartell sichert der Gemeinde dauerhafte Einnahmen. Saubere Energie für Biathlonzentrum, Jugendhaus und Beschneiung.

Publiziert in 9 / 2023 - Erschienen am 9. Mai 2023

Martell - Der Energiebedarf der gesamten Gemeinde Martell beläuft sich auf rund 5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Hält man sich diese Menge vor Augen, bekommt man einen Eindruck davon, was es bedeutet, wenn ein Kraftwerk 2,3 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Auf die Produktion dieser Jahresmenge an Strom ist das neue E-Werk Grogg beim Biathlonzentrum in Hintermartell ausgerichtet. Der Gemeinde Martell ist es gelungen, dieses Rückgabekraftwerk mit einer Nennleistung von 322 kW nach rund 8-jährigen Vorarbeiten im Vorjahr zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Der Probetrieb lief im November 2022 an. Seither erzeugt das Kraftwerk rund um die Uhr saubere Energie aus Wasserkraft.

„Nur Restwasser wird genutzt“

Zu den Besonderheiten des E-Werks Grogg gehört der Umstand, dass es für den Bau des Werks keine neue Konzession brauchte, sondern dass eine bestimmte Menge an Restwasser genutzt wird, die von der Alperia Greenpower GmbH ohnehin verpflichtend abgegeben werden muss. „Das ist auch der Grund, warum wir das Werk überhaupt bauen konnten, denn neue Konzessionen für Wasserableitungen für die Stromproduktion werden im Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch gemäß den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen nicht vergeben“, sagt der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter. Beim E-Werk Grogg sei es gelungen, mit der Alperia Greenpower zu vereinbaren, dass die Gemeinde einen Teil des Restwassers, das aus dem Stollen vom Zufrittstausee zum Kraftwerk in Laas über den Rosimitalbach abgelassen wird, nutzen kann. Georg Altstätter: „Genutzt wird somit nur Restwasser aus dem Einzugsgebiet des Zufrittstausees.“ Im Vorfeld der Errichtung des Kraftwerks war die Restwassermenge, die aus dem Stollen abgegeben wird, im Zeitraum von 2011 bis 2021 regelmäßig überprüft und gemessen worden. Demnach dürfen im Winter 187 und im Sommer 385 Sekundenliter genutzt werden.

Schlichtes Krafthaus

Das Krafthaus wurde im Bereich des Zusammenflusses des Rosimitalbachs und der Plima zum Großteil unterirdisch errichtet. Das eingeschossige, mit Lärchenschalung verkleidete und auf 3 Seiten eingeschüttete Gebäude fügt sich gut in die Landschaft ein. Das Herz des Krafthauses ist eine 4-düsige, vertikale Peltonturbine mit Drehstromgenerator. Dass das Kraftwerk keine nennenswerten zusätzlichen Belastungen auf das umliegende Ökosystem verursacht, war bereits in einer Umweltvorstudie ermittelt worden. Wie es darin heißt, handelt es sich nicht um eine neue Wasserableitung aus einem Fließgewässer, „sondern rein um die Nutzung des hydroelektrischen Potentiales der Restwasserabgabe einer bestehenden Konzession.“ Aufgrund der Restwasserableitung über die Druckrohre kann laut Georg Altstätter der Wasserfluss im Rosimitalbach sogar verbessert werden: „Im Winter fließen jetzt immer mindestens 15 Sekundenliter zu Tal und im Sommer 37. Das war bisher bei der freien Wasserabgabe nicht immer so.“ Nicht außer Acht zu lassen sei auch der Aspekt, „dass wir hier saubere und nachhaltige Energie aus Wasserkraft erzeugen.“ Ohne die Unterstützung des ehemaligen Energielandesrates Richard Theiner und seines damaligen Ressortdirektors Florian Zerzer wäre die Errichtung des Kraftwerks Grogg nicht möglich gewesen. Auch der frühere Kammerabgeordnete Albrecht Plangger habe mit wertvollen Ratschlägen mitgeholfen.   

Ausgaben in Höhe von 2,3 Millionen Euro

Die Gesamtkosten für den Bau der 486 Meter langen Druckrohleitung vom Schacht am Stollenfenster bis zum Krafthaus mit einem Gefälle von rund 120 Metern sowie für die Errichtung des Krafthauses und weiterer notwendiger Arbeiten beliefen sich auf insgesamt rund 2,3 Millionen Euro. Die Gemeinde stemmt diese Kosten mit Eigenmitteln in Höhe von ca. 1,3 Millionen Euro und einem Bankdarlehen (1 Million Euro). Keine Zweifel hat der Bürgermeister in Bezug auf die Rentabilität dieser doch großen Investitionssumme: „Wir können nun als Gemeinde auf eine weitere feste Einnahmequelle aus der Nutzung von Wasserkraft setzen. Wieviel das neue E-Werk konkret bringen wird, hängt von den jeweiligen Strompreisen ab.“ Bei einem Strompreis wie im Vorjahr würde das Werk ordentlich Geld abwerfen. Bedauerlich sei, dass die Gemeinde den Großteil des Stroms aus dem E-Werk Grogg auf dem Markt verkaufen und nicht direkt zu günstigen Bedingungen den Endverbrauchern in der Gemeinde zur Verfügung stellen kann: „Dazu müssten wir im Besitz des Stromverteilernetzes sein, das aber der Edyna gehört und von dieser betrieben und verwaltet wird.“

Energie für Biathlonzentrum und Jugendhaus

Einen Teil des erzeugten Stroms, genau gesagt zwischen 5 und 8 Prozent der Jahresproduktion, kann die Gemeinde aber dennoch direkt abtreten, und zwar für die Biathlon-Ablage, für die Beschneiung sowie für das neue Jugendhaus Grogg. Insgesamt gesehen wertet der Bürgermeister die Stromeinnahmen, die jährlich in die Gemeindekasse fließen, u.a. auch aus der Beteiligung an der Zufrittstaussee-Konzession, als unerlässlich, um die hohen laufenden Ausgaben, welche die Gemeinde jährlich zu bestreiten hat, decken zu können. Georg Altstätter erinnert u.a. an die Instandhaltung des weit verzweigten Gemeindewege-Netzes. Aber auch bei der Umsetzung von öffentlichen Bauvorhaben kämen der Gemeinde die Stromeinnahmen zu Gute. 

Bau des Campingplatzes ist angelaufen

Hinter dem Hotel-Restaurant „Waldheim“ in der Örtlichkeit St. Maria in der Schmelz in Martell ist unlängst der Bau eines Campingplatzes angelaufen. Es ist die „Waldheim KG“, die dort einen Campingplatz mit 85 Stellplätzen, einem zentralen Servicegebäude und einem Zeltlagerplatz errichtet. Im Zuge der vorbeireitenden Erdbewegungsarbeiten wurden auch hochstämmige Bäume gefällt, was teilweise zu kritischen Äußerungen führte. Wie Bürgermeister Georg Altstätter dem der Vinschger bestätigte, werde in Martell schon seit rund 4 Jahrzehnten auf die Errichtung eines Campingplatzes gedrängt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es in der Vergangenheit regelmäßig zu Problemen im Zusammenhang mit „wildem Campen“ gekommen ist. Er persönlich und auch die Gemeindeverwaltung freuen sich, dass in Martell nun endlich ein Campingplatz gebaut wird. Altstätter wertet den Campingplatz als wichtige Infrastruktur und Bereicherung für das ganze Tal. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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