„Wir machen das Beste draus“
Die Kleingemeinde Plaus hat sich längst auf die übergemeindliche Zusammenarbeit eingestellt.
Plaus - Wer zwischen Töllgraben und Reschenpass eine Gemeinde sucht, die mit übergemeindlicher Zusammenarbeit konkrete Erfahrung gemacht hat und immer mehr macht, stößt auf die Kleingemeinde Plaus. Mit Gemeindebauhof, Tourismusverein, Heimatpflegeverein, Schulsprengel, Altenpflege und Seelsorge muss sich Plaus mit dem großen Nachbarn Naturns, aber auch mit den Gemeinden Partschins und Schnals an einen Tisch setzen. Ein weiterer Aspekt von gemeindeübergreifender Aktivität ist der gemeinsame Gemeindesekretär mit Schnals und die Position des Plauser Vizebürgermeisters als Vizegemeindesekretär in Latsch. Konkrete Formen nimmt auch die Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau im Bereich Ordnungsdienst an. Aus dem Gespräch mit Bürgermeister Jürgen Klotz (seit 2009) ging außerdem hervor, dass das Parteidenken in seinem Gemeinderat keinen Platz haben kann, wenn man die Lebensqualität der Bevölkerung im Blick hat.
der Vinschger: Herr Bürgermeister, Ihre Gemeinde hat sich eine neue Kirche geleistet, sie der Heiligen Monika, Mutter des Heiligen Augustinus, geweiht und ist zum Wallfahrtsort geworden. Wie fühlt man sich als Bürgermeister einer Wallfahrtsgemeinde?
Bürgermeister Jürgen Klotz: Gut, wie sonst auch. Auf die tägliche Verwaltungsarbeit hat das jetzt keinen unmittelbaren Einfluss.
Aber mit Plaus hat es doch was gemacht?
Tatsächlich besuchen viele unsere neue Kirche; ist sie doch die einzige Monika-Kirche in Südtirol. Besonders im Ausflugsmonat Mai spüren wir das. Viele Wallfahrtsgruppen aus nah und fern, darunter auch Monikas organisieren sich zu Gruppen, reisen mit Bussen an und besuchen die Kirche.
Also eine perfekte Marketingmaßnahme
Ich glaube, man hat im Pfarrgemeinderat nicht bewusst darauf hingearbeitet. Man hat sich vielmehr auf Vorschlag des ehemaligen Diözesankonservators Karl Gruber für die hl. Monika als Kirchenpatronin entschieden. Einer der Gründe, diese Heilige zu wählen, war vielleicht auch die Haushälterin von Pfarrer Gapp, die Monika geheißen hat und die sich sehr um den Herrn Pfarrer und um die Kirche gekümmert hat. Ein glücklicher Zufall und weiterer Schritt in Richtung Wallfahrtskirche war sicherlich das Geschenk einer Reliquie der hl. Monika durch Chorherr Stephan Astner.
Und wie geht es Ihrer Gemeinde im Allgemeinen? Ist Plaus als Kleingemeinde auch von Abwanderung bedroht?
Auf keinen Fall. Wir sind wieder größer geworden. Zwar nicht überwältigend, aber immerhin. Allein 2018 hatte Plaus 34 Neubürger zu verzeichnen; 22 sind abgewandert. Es sind mehr Kinder geboren als Mitbürger gestorben. Die Gemeinde ist von 712 im Jahre 2017 auf heute 724 Einwohner angewachsen (siehe Info-Kasten). Das ist sicher auch eine Folge der Wohnbauzonen, weniger des geförderten Wohnbaus, sondern des freien. Die Ulrich II-Zone bietet übrigens noch einen bereits erschlossenen Bauplatz für ein Einfamilienhaus. Zu erwerben sind auch noch Baugrundstücke von Privaten.
Ich habe festgestellt, dass Plaus inzwischen wirklich im Vinschgau liegt. Zumindest was den Polizeidienst betrifft. Wie kommt es, dass man sich Richtung Schlanders orientiert und nicht nach Meran?
Das hängt mit Naturns zusammen. Naturns arbeitet bereits mit dem Polizeidienst im Bezirk Vinschgau zusammen. Also lag es auf der Hand und im Sinne der schon bestehenden Zusammenarbeit mit Naturns, uns dieser Regelung anzuschließen. Die Nähe zu Naturns ist uns wichtig und die Vinschger scheinen in diesem Bereich gut aufgestellt zu sein.
Hat man den Ordnungsdienst jetzt nötiger im sonst ruhigen Plaus?
Wir können uns ja keinen eigenen Ortspolizisten leisten, aber wenn man gar nichts hat, geht das auch nicht. Es ist ja nicht nur der Parkplatzdienst. Man muss ab und zu auch Geschwindigkeitskontrollen machen. Es gibt Veranstaltungen oder Beerdigungen, bei denen der Verkehr geregelt werden muss.
Damit hat Plaus bereits einen Erfahrungsvorsprung in den zukünftigen Verwaltungseinheiten. Wie geht es damit weiter?
Wir gehören laut Vorschlag vom Land zur Einheit Naturns, Partschins, Plaus, Schnals. Bis anfangs September hat man mitzuteilen, ob diese Einteilung so gut geht. Es ist erst seit kurzem zu behandeln und muss jetzt in den verschiedenen Gemeinderäten besprochen und entschieden werden. Wir werden jetzt zu einer informellen Sitzung einladen.
Aus der die Öffentlichkeit nichts erfährt…
Sie ist aber unkompliziert, sie kann schnell einberufen werden und es muss kein Sekretär dabei sein. Wir möchten nichts verheimlichen und bemühen uns sehr, die offizielle Gemeinderatsitzung bekannt zu machen, aber es kommt trotzdem niemand.
Für uns Pressevertreter spielt die Opposition eine wichtige Rolle, aber die gibt es in Plaus ja nur als Begriff.
Wir arbeiten zusammen. Wir haben von Anfang an beschlossen, zusammen zu arbeiten, weil wir gesehen haben, dass in einer kleinen Gemeinde die Parteipolitik nichts zu suchen hat. Wenn die Parteipolitik im Mittelpunkt steht, wird herumtaktiert und am Ende kommt nichts heraus. Wenn alle eingebunden werden, haben meiner Meinung nach alle etwas davon.
Bei ihnen sind ja Sekretär und Vizebürgermeister auch in anderen Gemeinderatsitzungen tätig. Bringen die ihre Erfahrungen in Plauser Ratsitzungen ein?
Sie haben Vergleichsmöglichkeiten und werden sicher von ihren Erfahrungen andernorts mitgeprägt sein. Zurück zu den konkreten Formen der Zusammenarbeit: Wir können uns vieles nicht leisten, aber wir machen für Plaus das Beste draus. Wir versuchen sparsam zu wirtschaften und möglichst viel zu erreichen.
Da sieht man an den Bauvorhaben. Unter der unscheinbaren Formulierung „energetische Sanierung und Erweiterung Pixnerhaus“ kommen ja richtige Umwälzungen auf die Plauser zu.
Ja, wir haben im 3. Aufruf Zugang zum Europäischen Fonds für Regionalentwicklung EFRE bekommen – für die Sanierung des Pixnerhauses und der energetischen Sanierung des Rathauses. Es ist ein aufwändiges Procedere, bis man ins Programm aufgenommen wird. Ist man dabei, bekommt man 85 % der anerkannten Kosten erstattet. Beim ehemaligen Gemeinde- und Schulhaus, dem Pixnerhaus z.B., sanieren wir nicht nur das alte Gebäude, sondern wir schaffen einen Zubau. Für den bekommt man natürlich keine Beiträge.
Welche Rolle hat der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus gespielt?
Der Heimatpflegverein hat sich für die Erhaltung eingesetzt. Im Dorf findet sich kein altes Haus mehr. Das Pixnerhaus ist etwa 200 Jahre alt. Daher auch der berechtigte Wunsch, es zu erhalten. Aber es geht hier um eine weiter reichende Planung, die über die Sanierung hinaus geht zum Konzept eines mehrfach erweiterbaren Versammlungsraumes und in einer späteren Phase zum Bau einer neuen, gemeindeeigenen Turnhalle führen kann. 2015 hat die Gemeinde das gesamte Areal um das Pixnerhaus erworben, auch um Schulhof und Festplatz zu erweitern. Damit besteht die Grundverfügbarkeit für den späteren Turnhallenbau.
Für die Dorfgemeinschaft und das soziale Leben in Plaus bestehen also aussichtsreiche Zukunftsperspektiven. Wie sieht es da mit der Zukunftsperspektive als Bürgermeister aus?
Das werden die Plauser Wählerinnen und Wähler entscheiden.
