Neuer Schwung für Wirtschaftsmotor Schöneben

Wirtschaftsmotor Schöneben: 50 Jahre lang hat er getuckert, jetzt soll er anziehen

Publiziert in 12 / 2010 - Erschienen am 31. März 2010
Die 20 Zentimeter Neuschnee und der aufklarende Himmel am 27. März waren der ideale Rahmen. Sie waren das Sahne­häubchen auf der feierlichen Eröffnung des 6er Hauben­sesselliftes „Jochbahn“ und der vorläufige Höhepunkt eines „kleinen Erfolgsmärchens“ wie der Hausherr, Bürgermeister Albrecht Plangger, in der Jubiläumsbroschüre „50 Jahre Skigebiet Schöneben“ geschrieben hatte. Dass nach 50 Jahren auf das kleine ein großes Erfolgsmärchen folgen könnte und sollte, hat der Präsident der Schöneben AG, Oswald Folie, in der Jubiläumsbroschüre festgehalten und zusammen mit Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrat Richard Theiner in den Grußworten anklingen lassen. Günther Schöpf Der Vorstand der Schöneben AG und Dienstleiter Klaus Hohenegger hatten sich nicht abschrecken lassen. Der erhöhte Aufbau für Pfarrer ­Anton Pfeifer, die Sitzmöglichkeiten für die Musikanten aus Reschen mit Kapellmeister Hermann Dilitz dahinter und die windgeschützte Niederung für die geladenen Gäste waren Zeichen von besonderem Optimismus. Und tatsächlich, es wurde ein Bilderbuchwetter wie im Februar 2005, als man die „Fraiten-Bahn“ eröffnete, aber eben um den Neuschnee schöner und fotogener. Entsprechend war die Stimmung unter den Ehrengästen mit Landeshauptmann Luis ­Durnwalder, Landesrat Richard Theiner und Landtagsabgeordnetem Sepp Noggler an der Spitze. Gelöst wirkten auch die Vertreter der Banken, die Vertreter vieler Skigebiete, von Hans Steger, dem Dienst ältesten Liftpräsidenten Südtirols in Klausberg, über Erich Pfeifer aus Sulden und Fritz Raffeiner vom Watles zum Vertreter aus Pfelders und zum Geschäftsführer Heinz Pfeifer aus Nauders. Gespannter schienen Hans Sprenger, Präsident der benachbarten Haider AG, und sein Verwaltungsratsmitglied ­Christoph Hofer. In der allgemeinen Hochstimmung sorgte Alfred Plangger, Vizepräsident der Schöneben AG, als Moderator für die straffe Durchführung des Programmes. Präsident Oswald Folie begrüßte und dankte der Gemeindeverwaltung, der Landesregierung, den Projektanten, Firmen, Ämtern, den Carabinieri und vor allem seinen Mitarbeitern in Schöneben. Wenn man sachlich nachvollziehen wolle, meinte er, wie aus dem Schlepplift des Jahres 1960 ein modernes, qualitativ hoch stehendes Skigebiet werden konnte und dass es „nicht immer ganz einfach war“, so habe man dies nach einer Idee von Kurt Ziernhöld der Jubiläumsbroschüre von Bürgermeister Albrecht Plangger, Heimatforscher Othmar Pider und Sekretärin Walli Folie, mit Bildern aus dem Archiv von Alfred Plangger zu verdanken. Oswald Folie listete den Auf- und Ausbau des Skigebietes über 50 Jahre chronologisch auf, nannte die verbesserte Zusammenarbeit der Grauner Fraktionen ein Werk des amtierenden Bürgermeisters „Abi“ Plangger und erinnerte an die bisherigen Kooperations-Versuche mit den benachbarten Skigebieten Haider Alm und Nauders. „Wir sind überzeugt, dass es eine Verbindung ­zwischen Haider Alm und Schöneben braucht; wir wissen, dass die skitechnischen Möglichkeiten bestehen“, sagte Folie und setzte fort: „Wir müssen auch mit Nauders reden. Die geographische Beschaffenheit macht es möglich. Niemals darf aber Schöneben dadurch in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen.“ Als größte Hindernisse ortete er neben den finanziellen Problemen aber die fehlende Bettenkapazität in der Gemeinde Graun. In seinem gewohnten „Oberländer-Schwung“ rief Bürgermeister Albrecht Plangger dem Landeshauptmann zu: „Die Talente sind nicht vergraben worden, sondern zum wirtschaftlichen Aufschwung des Gebietes und seiner Bevölkerung verantwortungsvoll eingesetzt worden“. Heftig gestikulierte er mit der Jubiläumsbroschüre in der Hand, als er den anwesenden Politikern dankte, dass sie mit der teilweisen Genehmigung des Projektes „Zusammenschluss Haider Alm-Schön­eben“ der ganzen Region „eine wirtschaftliche Perspektive gelassen“ hätten. „Drei Betreibergesellschaften in einer Gemeinde, sind drei Kirchtürme“, verglich bildlich-plastisch Bürgermeister Plangger. „Wer hätte je gedacht, dass wir uns an eine Seelsorgeeinheit gewöhnen müssen“, fragte er, „also können wir uns auch an eine Gesellschaft gewöhnen“. Landesrat Richard Theiner verwies auf die internationalen Auszeichnungen für Führung und Belegschaft des Skigebietes Schöneben und nannte die von Plangger erwähnte Teilgenehmigung des Zusammenschlusses eine „Richtung weisende Entscheidung“. Michael Seeber, Vorstandsvorsitzender der Leitner-Group, ging einen Schritt weiter und sprach vom „vielleicht bestgeführten Skigebiet Südtirols“. Landeshauptmann Luis Durnwalder wusste genau, was die meisten der Anwesenden von ihm erwarteten: ein klares Wort zum geplanten Zusammenschluss. Und er überraschte sie alle mit einem lateinischen Einstieg in der Bedeutung: wie lange wird euch der Durnwalder noch auf die Folter spannen. Er griff auf die positive Rolle des Tourismus in der Wirtschaftskrise zurück und kam sehr schnell auf den Kern, als er meinte: „Im Vinschgau hat man viel investiert, aber wohl etwas unkoordiniert. Es wird zu überlegen sein, die drei Skigebiete zusammen zu schließen. Ich bin der Auf­fassung, dass wir eine Gesellschaft bilden sollten. Ich bin auch dafür, mit Nauders zusammen zu schließen, es wäre die erste Verbindung mit Österreich über die Talsohle. Alle werden stärker durch Zusammenarbeit.“ Auch der Landeshauptmann zeigte sich überzeugt, dass die technischen Voraussetzungen vorhanden wären, dass aber auch „das eine oder andere Hotel“ fehle. Dann folgten jene Durnwalder-Aussagen, die alle zu hören bekommen, die größere Projekte in Angriff nehmen und dabei auf die Unterstützung des „Landes“ zählen: „Wir werden nur unterstützen, womit Skigebiete, Gemeinde, Fraktionen und der Bezirk einverstanden sind.“ Oder: „Wenn klare Konzepte da sind, werden wir euch unterstützen.“ Und Landeshauptmann ­Durnwalder erfüllte alle Erwartungen der „Oberländer“, als er erklärte: „Die Skigebiete sind Grundlage für die Entwicklung im Oberland“. Ironisch erinnerte er Bürgermeister Plangger an dessen bevorstehenden Abschied als Bürgermeister, indem er ihm für die „vielen Streitstunden“ dankte. Bevor die Jubiläumsbroschüre verteilt und die Feier mit der Besichtigung der Jochbahn und einem Festessen ausklang, durfte Präsident Oswald Folie für seine Schöneben AG zwei Jubiläumsgeschenke entgegen nehmen. Das eine kam vom Präsidenten des europäischen Skiarea-Testteams, Klaus ­Hönigsberger aus Uderns im Zillertal, der Folie schon 2002 den Titel „Seilbahner des Jahres“ verliehen hatte, und das zweite, ein Umlaufrad in Miniatur, von Michael Seeber, Vorstandsvorsitzender der Leitner-Group in Sterzing.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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