Wohnraum statt Gasthäuser
In Kastelbell und Galsaun kommt es zu einschneidenden baulichen Veränderungen. Gewerbegebiet wächst um ca. 1 Hektar.
Kastelbell-Tschars - Zusätzlich zur Umfahrung - der offizielle Tunneldurchstich erfolgt am 27. Juli unter dem pandemiebedingten Ausschluss der Öffentlichkeit - wird es in Kastelbell und Galsaun in Zukunft auch zu einigen einschneidenden baulichen Veränderungen kommen. Den Weg dafür hat der Gemeinderat am 13. Juli mit 3 Bauleitplanänderungen geebnet, die alle einstimmig genehmigt wurden. Die größte und für das künftige Dorfbild von Kastelbell prägendste Änderung betrifft das Gasthaus „Mondschein“ (Unterwirt), den östlich davon gelegenen Stadel, eine ebenfalls dazugehörige private Grünfläche im Ausmaß von 1.076 Quadratmetern und weitere Privatflächen. Die Wohnbauzone B3 (Auffüllzone) wird in eine Wohnbauzone B5 mit einer Baumassendichte von 2,5 Kubikmeter pro Quadratmeter umgewandelt. Durch die Umwidmung der privaten Grünfläche in Wohnbauzone entsteht laut einem Schätzgutachten ein Mehrwert in Höhe von ca. 460.000 Euro. 30% dieses Mehrwertes muss laut Landesgesetz an die Gemeinde gezahlt werden. Laut Bürgermeister Gustav Tappeiner wurde die entsprechende Summe bereits hinterlegt.
„Zwei Drittel schon verbaut“
Zusammenfassend hielt er fest, dass rund zwei Drittel des gesamten Areals (ca. 3.800 Quadratmeter) schon verbaut sind (Gastbetrieb und Stadel mit einem Bauvolumen von fast 6.500 Kubikmetern) und ein Drittel neu dazu kommt. Bei der Diskussion stimmten mehrere Vertreter der SVP und des Freies Bündnisses Kastelbell-Tschars darin überein, dass diese Bauleitplanänderung zu einem großen baulichen Einschnitt im Kastelbeller Ortskern führen werde, die durchaus positiv zu bewerten sei. Die Erstellung eines Durchführungsplanes ist für die Wohnbauauffüllzone ebenso vorgesehen wie die Konventionierungspflicht. „Diese Wohnzone ist eine Herausforderung für uns alle“, resümierte der Bürgermeister. Von den Bauvolumina-Berechnungen ausgenommen ist die kleine Fläche, wo der Mühlbach verläuft. Laut dem Referenten Thomas Plack ist die Verlegung des Bachs geplant. Auf die Frage von Reinhard Kaserer, ob sich beim „Möbelhaus“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Lösung abzeichne, antwortete der Bürgermeister, dass es Bestrebungen gebe, ein Projekt zu erarbeiten. Im Falle der Umsetzung eines neuen Projektes werde darauf geachtet werden, den Neubau von der Straße zurückzusetzen, damit eventuell auch ein Gehsteig geschaffen werden kann.
Wohnbauzone bei „Café Walter“
Zugestimmt hat der Gemeinderat auch einer Erweiterung der Wohnbauzone B3 („Café Walter Pizzeria“) in Galsaun durch die Umwidmung der 1.078 Quadratmeter großen Fläche vor dem bisherigen Gastbetrieb (Parkplatz) von landwirtschaftlichem Grün in Wohnbauzone. Auch hier gilt eine Konventionierungspflicht. Aufgrund des Mehrwertes, den die Umwidmung mit sich bringt, erhält die Gemeinde fast 96.000 Euro. Es sind dies 30% des gesamten Mehrwertes. Auch diese Summe wurde bereits hinterlegt. In der erweiterten Wohnbauzone können ca. 3.000 Kubikmeter verbaut werden.
Gewerbezone wird größer
Um 10.300 Quadratmeter erweitert wird die Gewerbezone in Galsaun. Einen ersten Antrag der Gemeinde hatte die zuständige Landeskommission negativ begutachtet. Die Gemeinde hat den Antrag daraufhin überarbeitet und den Auflagen der Kommission Rechnung getragen, sodass diese die Erweiterung schließlich positiv bewertete. Am 13. Juli hat der Gemeinderat der Erweiterung der Zone einhellig zugestimmt und die Umwandlung der betroffenen landwirtschaftlichen Flächen östlich der bestehenden Zone in Gewerbegebiet genehmigt. Die Nachfragen für die Neuansiedlung von Betrieben bzw. für die Erweiterung bestehender Betriebe ist groß. Der Galsauner Bach (Krebsbach) muss erhalten bleiben, links und rechts muss es einen jeweils 3 Meter breiten Grünstreifen geben.
Wird die Tankstelle verlegt?
Hand in Hand mit der Erweiterung der Gewerbezone wird auch daran gedacht, die derzeitige Tankstelle in Galsaun dorthin zu verlegen. „Es ist wichtig, dass die Tankstelle erhalten bleibt“, sagte der Bürgermeister. Am derzeitigen Standort würde sie nach der Eröffnung der Umfahrung „ausgetrocknet“, zumal der Durchzugsverkehr zum Großteil ausbleiben wird. Genehmigt hat der Gemeinderat auch die Bauordnung. Mehreren Änderungsvorschlägen, wie sie eine eigene Arbeitsgruppe im Zuge von 4 Sitzungen erarbeitet hatte, wurde zugestimmt. Die Änderungen betreffen unter anderem die Kriterien bezüglich der charakteristischen Bauweise und Ästhetik. So ist zum Beispiel auf eine harmonische Farbgebung zu achten. In der Bauordnung verankert ist auch die Einsetzung eines Gestaltungsbeirates. Dem Antrag des Freien Bündnisses, einen solchen einzusetzen, hatte der Gemeinderat bereits im Februar 2021 zugestimmt. Die Zusammensetzung, Aufgaben und Arbeitsweise des Beirates sollen bei der nächsten Ratssitzung mit dem Einsetzungsbeschluss geregelt werden. Ernannt hat der Rat am 13. Juli auch die Gemeindekommission für Raum und Landschaft, die Kommission für landschaftsrechtliche Genehmigungen und die Gemeindesektion Bauwesen.
Nur mit persönlicher Voranmeldung
In leicht abgeänderter Form einstimmig angenommen wurde der Beschlussantrag des Freien Bündnisses bezüglich der Online-Sitzungen des Gemeinderates. Demnach können die Sitzungen entweder in Präsenz mitverfolgt werden oder online, wobei allerdings eine persönliche Voranmeldung über eine Plattform notwendig ist. Zum Thema „Müllsünder“, das die Vertreter des Freien Bündnisses, Benjamin Pixner und Benjamin Zwick, zusätzlich zu anderen Anliegen aufs Tapet brachten, sagte der zuständige Referent Thomas Plack, dass man weiterhin an den Wertstoffinseln festhalten wolle, dass aber nach Lösungen gesucht werde, illegalen Müllentsorgungen vorzubeugen, eventuell mit der Einführung von Chipkarten für das Öffnen der Wertstoffcontainer. „Rund zwei Drittel der Wertstoffe werden bei den Inseln abgegeben“, sagte Plack. Er informierte auch über die fast abgeschlossenen Adaptierungs- und Umbauarbeiten am Recyclinghof und im Bauhof. Schritt für Schritt und Projekt für Projekt angehen wolle die Gemeinde auch die Behebung von Unwetterschäden entlang der Bergstraßen. Es sei mit Gesamtkosten von insgesamt ca. 700.000 Euro zu rechnen. Alles auf einmal werde das Amt für Zivilschutz nicht finanzieren. Georg Ausserer brachte die ungute Verkehrssituation zur Sprache, zu der es zu Stoßzeiten auf dem Parkplatz beim „Kesslwirt“ und im Umkreis desselben kommt. „Es freut uns alle, dass der ‚Kesslwirt’ in Betrieb ist, aber für diesen Kreuzungsbereich ist eine Gesamtlösung zu finden“, so Ausserer.
Thema Zwischenlager
Zum Thema Zwischenlager in Schlums, angesprochen von Benjamin Pixner, sagten Plack und die Referentin Monika Pichler Rechenmacher, dass es beibehalten werden soll. Man sei mit den Fraktionen in Kontakt und warte auf Pachtvorschläge, um eine Ausschreibung in die Wege zu leiten. Eine Bürgerin gab bei der Fragstunde zu Bedenken, „dass immer wieder Zeug von auswärts abgelagert wird und nicht nur Bauschutt und Aushubmaterial aus dem Gemeindegebiet.“ Der Gemeindeverwaltung warf sie vor, die Sache auf die lange Bank zu schieben: „Es heißt immer wieder, das nächste Mal, aber gehandelt wird nie.“
Über 40 Jahre im Dienst
Seit über 40 Jahren ist Carmen Götsch Gemeindesekretärin der Gemeinde Kastelbell-Tschars. „Mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres muss sie in den Ruhestand treten und wird daher mit 1. Februar 2022 als Gemeindesekretärin ausscheiden“, bedauerte Bürgermeister Gustav Tappeiner. Carmen Götsch habe die Geschicke der Gemeinde über 4 Jahrzehnte hinweg mit Bravour, großem Einsatz und Kompetenz maßgeblich mitbestimmt. Im Hinblick auf das Ausscheiden von Carmen Götsch hat der Gemeinderat die Ausschreibung der Sekretariatsstelle genehmigt.