20 Millionen für 24 Projekte
In viereinhalb Jahren sind die PNRR-Geldmittel in Stilfs zu verbauen.
Stilfs - Die Freude über den Erhalt von Geldmitteln im Ausmaß von rund 20 Millionen Euro aus dem gesamtstaatlichen Fonds für Aufbau und Resilienz (PNRR) für die Aufwertung des Dorfes Stilfs ist zwar groß, aber jetzt heißt es, sich auf die Hinterbeine zu stellen und an die Arbeit zu gehen. „Es ist eine große Aufgabe, in nur viereinhalb Jahren 20 Millionen Euro zu verbauen“, stimmten Bürgermeister Franz Heinisch und sein Stellvertreter Armin Angerer bei der Gemeinderatssitzung am 21. April überein. Wenige Stunden zuvor hatte es eine Videokonferenz mit Vertretern des Kulturministeriums in Rom gegeben. Auch Vertreter der Kommission, die das Stilfser Projekt unter dem Vorsitz des Abteilungsdirektors Volker Klotz als Siegerprojekt auserkoren hatte, waren mit dabei. Der Kerngruppe um Franz Heinisch, Armin Angerer, Armin Bernhard, Roland Angerer und Architektin Susanne Waiz, die das Projekt rechtzeigt auf den Weg gebracht hatte, zollten die Ratsmitglieder spontanen Beifall.
Verwaltung und Abwicklung werden ausgelagert
Bereits fest steht, dass die Verwaltung, Abwicklung und technische Begleitung des Mammutvorhabens, das die Umsetzung von insgesamt 24 Projekten unterschiedlicher Größenordnung vorsieht, ausgelagert werden. Erste diesbezügliche Vorgespräche mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau hat es schon gegeben. „Hier braucht es Fachpersonal, das eigens mit diesen Aufgaben betraut wird“, präzisierte Armin Angerer. Die Zeitleiste sei relativ eng bemessen: „Bereits innerhalb 16. Mai müssen wir dem Ministerium eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Projekte mit Darstellung der hierfür benötigten Zeitleiste übermitteln und auch angeben, welchen Zweck wir mit den einzelnen Maßnahmen genau verfolgen.“ Um sich mit dem Maßnahmenpaket detailliert zu befassen, wird es eine eigene Sitzung des Gemeinderates geben. „Im Anschluss daran werden wir auch zu einer Bürgerversammlung einladen“, so der Vize-Bürgermeister. Auf eine Mitsprache und Mitbeteiligung der Bevölkerung lege auch das Kulturministerium großen Wert. Was die Ausschüttung der Geldmittel betrifft, „so sollen 2 Millionen Euro sofort fließen und die Restsummen je nach Bauforstschritt der Projekte.“ Maßnahmen, deren Kosten die Grenze von 2 Mio. Euro überschreiten, müssen öffentlich ausgeschrieben werden. Die Arbeiten für Projekte unterhalb dieser Grenze können hingegen direkt bzw. mit geladener Ausschreibung vergeben werden. Einige Projekte, wie etwa der Abbruch und die Nachnutzung des alten Gemeindehauses, die Errichtung des Buswende-Platzes oder der Bau einer Beregnungsanlage, werden jeweils mehr als 2 Mio. Euro kosten. Zum Maßnahmenpaket gehört auch eine Vielzahl kleinerer Vorhaben in den Bereichen Kultur, Soziales, Landwirtschaft, Tourismus und Wirtschaft allgemein. Insgesamt geht es darum, das Haufendorf aufzuwerten und der Abwanderung einen Riegel vorzuschieben.
Sparen weiterhin angesagt
Dass die Gemeinde Stilfs jetzt trotz der zu erwartenden 20 Mio. Euro, die streng zweckgebunden sind, keineswegs im Geld schwimmt, zeigte sich bei mehreren Haushaltsabänderungen, denen der Gemeinderat zustimmte. „Wir haben alle Mühe, die laufenden Ausgaben zu decken“, sagte der Gemeindesekretär Gustav Plangger. Erschwerend dazu kämen die Preissteigerungen im Bereich der Energie und auch bei den Ausschreibungen, „weil vor allem Baustoffe und viele andere Materialien viel teurer geworden sind.“ Einhellig zugestimmt hat der Gemeinderat der Vereinbarung in Bezug auf das übergemeindliche Ortspolizeikonzept, das Christian Carli, der Kommandant des übergemeindlichen Ortspolizeidienstes, vorgestellt hat. „Wir wollen das Hauptaugenwerk auf die Prävention legen“, sagte Carli. Bezüglich des Motorradlärms und des Fahrens mit überhöhter Geschwindigkeit entlang der Straße auf das Stilfser Joch kündigten Carli und der Bürgermeister an, „dass bereits im heurigen Sommer mehrere Kontrollen durchgeführt werden.“ Sobald sich unter den Motorradfahrern herumspricht, dass auf der Passstraße kontrolliert wird, sei mit einer Verbesserung der Situation zu rechnen. Ebenfalls einstimmig genehmigt hat der Rat das Vorprojekt für die Erneuerung der Trinkwasserleitung für die Höfegruppe Platz-Past. Die Baukosten belaufen sich auf rund 380.000 Euro.
Zwischen Zustimmung und Kritik
Gefreut haben sich die Ratsmitglieder der Süd-Tiroler Freiheit, dass ihr Beschlussantrag zum Thema „Ehrenamt in Not, Rückholung autonomer Kompetenzen“ einstimmig angenommen wurde. Mit diesem Antrag wird Druck auf die Landesregierung ausgeübt, die sich in Rom dafür einsetzen soll, dass alle Vereinsregister von Rom nach Bozen zurückgeholt werden. Weniger Freude hatten Petra Platzer und weitere Ratsmitglieder der Süd-Tiroler Freiheit mit der fehlenden Umsetzung von Ratsbeschlüssen in Bezug auf die Live-Übertragung von Ratssitzungen sowie im Zusammenhang mit der Umsetzung der Friedhofsordnung. Die Referentin Maria Herzl gab sich überzeugt, „dass wir die Maßnahmen der Friedhofsordnung innerhalb der nächsten Monate zufriedenstellend umsetzen werden.“
