Der Strimmhof um 1990
Der Strimmhof (2017)

400 Jahre: Wappenverleihung an Amtmann Hans Strimmer

Publiziert in 44 / 2017 - Erschienen am 19. Dezember 2017

Allitz - Vor 400 Jahren, genauer gesagt am 23. Dezember 1617, wurde dem Hendlischen Amtmann und Gerichtspfleger Hans Strimmer zu Schlanders (in den alten Schriften manchmal auch „Strimer, Strimber, Strymer oder Strümer“ genannt) und seinen Brüdern Peter, Kaspar, Melchior und Balthasar, sowie weiteren 8 Vettern von Erzherzog Maximilian III. von Tirol eine Bestätigung des Strimmer-Wappens von 1584 samt Wappenbesserung gewährt. Ein solches Familienwappen erhielt man nicht so einfach. Die herrschende Obrigkeit hat es nur Personen zuerkannt, die „von ehrbarem, tugendlichem Wesen und Stand zum Haus Österreich halten“ in der Absicht, dass diese das auch weiterhin - vielleicht noch besser - tun werden.

Hans Strimmer wurde um 1580 als Sohn des Christian Strimmer und der Maria Ratschiller auf dem Loretzhof in Laas geboren. Der Vater Christian Strimmer stammt vom Strimmhof, auf 1.754 m ü.M. höchstgelegener Bauernhof oberhalb von Allitz in der Gemeinde Laas. 1572 erwarb er von Paul Loretzer den oberen und unteren Loretzhof. Er und sein ältester Sohn Balthasar sind die Stammväter aller derzeit in Laas und Umgebung lebenden Strimmer-Sippen, vulgo: „Deli, Greiter, Kaspar-Karlen, Maschler, Noterer, Schmid-Seppn, Staudner und Winnipeterlen“. 
Hans Strimmer war noch minderjährig, als im Jahre 1594 sein Vater verstarb. Die Mutter, Maria geb. Ratschiller heiratete in 2. Ehe Hans Wallnöfer, der allerdings schon um 1605 in einem Kriegszug sein Leben lassen musste. Die Vormundschaft über Hans Strimmer übernahm sein gleichnamiger, reicher Onkel Hans Strimmer, der in Kortsch etliche Höfe besaß (Hof am Ort, Plauserhof, Stricker- und Pafurklehen, Luzihof und Teile des Zirchhofes). Vermutlich war er es, der seinem jungen Pflegeprinzipalen eine entsprechende Schulbildung ermöglichte.
Hans Strimmer wird bereits 1609 als Amtmann der Pflege zu Schlanders urkundlich erwähnt. Seine glänzenden Beziehungen zu Würdenträgern wie den Grafen von Hendl oder den Edlen von Heydorf, (welche er als Taufpaten für seine Kinder gewinnen konnte) oder zur verwandten Familie von Froschauer, sowie sein geschickter Umgang mit Personen höheren Standes, erleichterten ihm den Erwerb eines ansehnlichen Kapitals sowie zahlreicher Liegenschaften.

Auf den ersten Blick könnte man Hans Strimmer für einen eher unsympathischen Geschäftsmann halten, da er offenbar gnadenlos, ohne Rücksicht auf die Sorgen und Nöte ärmerer Leute, seine Ziele verfolgte. Dies belegen zahlreiche Einträge in den Verfachbüchern des Landgerichtes Schlanders. So vermehrte er als umsichtiger Geldverleiher in den Wirren des 1618 beginnenden 30-jährigen Krieges, trotz oder gerade wegen der extremen Geldentwertung sein Vermögen. 
Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass Hans Strimmer sehr auf den familiären Zusammenhalt und die Solidarität zu seinen Geschwistern bedacht war. So hat er 1613 den Bruder Peter Strimmer im Streit mit Herwig von Schneeburg durch Verhandlungen mit dem Richter Oswald Pinggera in Schutz genommen, oder auch den Bruder Melchior Strimmer in Eyrs 1618 als Mesner rehabilitiert. Ebenso hat er die „Strimmerische Verwandtschaft in Kortsch“ unterstützt, insbesondere seinen Kusin Georg Strimmer, und zahlreiche Ämter als Vormund übernommen.  

Etwa um 1610 vermählte sich Hans mit Christina Pircher aus Matsch, Tochter des Bartholomäus Pircher und der Regina Mayr. Sie schenkte 9 Kindern das Leben. Hier sind einige Punkte aus dem regen Geschäftsleben des Amtmannes aufgezählt: Im Jahr 1615 verhindert der Amtmann Hans Strimmer, dass der Strimmhof nach dem Tod des Inhabers Nicolaus Strimmer an Fliry Ruedolff verkauft wird. Somit bleibt er der Witwe Barbara Matscher und ihren 3 minderjährigen Kindern erhalten. In dieser Urkunde ist wörtlich zu lesen: „Die Sippe und der Stamm der Strimmer hat mehr als 100 Jahre hindurch den Strimmhof possediert und innegehabt!“
1620 kauft Hans Strimmer von seinem Bruder Caspar Strimmer die Herrschaftsmühle zu Schanzen samt den dazugehörigen Krautgärten und anderen Gerechtigkeiten um 1.000 Gulden.

Im Jahre 1622 erwirbt Hans Strimmer – ziemlich sicher aus Prestigegründen – von Herrn Georg Friedrich von Stachlburg die Erb- und Baurechte des Turnguts zu Schlanders mit Behausung, Hof, Hofstatt, Stadel und Stallung, Anger, Kraut- und Weingarten, 7 Mutmel Acker und Wiesen um 1.600 Gulden. Es handelt sich dabei um den Eyrser Turm, in dem bereits 1327 Richter Egno von Galsaun und nach ihm weitere Richter und hohe Persönlichkeiten gesessen sind. Der Eyrserturm und der Behaimturm waren bereits um 1400 die zentralen Siedlungskerne und das Ortsbild bestimmenden Wohntürme in Schlanders. Hans Strimmer erwählte diesen Turm fortan bis zu seinem Lebensende als Wohnsitz. 

Nachdem um 1635 der Inhaber des Strimmhofes – Kaspar Strimmer, seine Gattin Maria Umbeser, sowie der einzige Sohn Stefan Strimmer als Opfer der Pest ihr Leben lassen mussten, gab es etliche Interessenten, die Besitzer des Strimmhofes werden wollten. Bei der am 23.8.1650 beschlossenen Gerichts-Verhandlung, wurden dem Amtmann Hans Strimmer schließlich die Baurechte und Gerechtigkeiten des ganzen und völligen Strimhofes in Strim samt den Grundgilten zum Preis von 2.150 Gulden eingeräumt. 

Die Tatsache, dass Hans Strimmer dem Österreichischen Fiskus unter dem Generaleinnehmer Christof Franz zu Maretsch im Jahre 1661 3.000 Gulden geliehen, und schließlich 1.000 fl dem Staatsschatz überlassen hat, war ein weiterer geschickter, diplomatischer Schachzug seinerseits.

1661 kaufte Hans Strimmer von Thoman Hainrich das Erbbaurecht des Pafurghofes in Kortsch und zusätzlich einen 2 Mutmel großen, angrenzenden Acker zum Preis von 2.800 Gulden. Im selben Jahr erwarb Hans Strimmer den adeligen Ansitz des Moosburghofes zu Schanzen bei Goldrain samt Grundgilten, von „Ihren Gnaden Herrn Sigmund von Hendl, Frei- und Gerichtsherr“ um 4.820 Gulden. Dieses Anwesen kam später in den Besitz der Familie Froschauer, denen das Adelsprädikat “von Moosburg” verliehen wurde.

Bei der Erbteilung nach Hans Strimmer am 14.7.1664 kam ein reines Vermögen von 37.025 Gulden zur Aufteilung auf seine 5 noch lebenden Kinder. Zum Wert dieses Geldes sei hier festgehalten, dass man 1634 für eine Kuh etwa 13 Gulden bezahlen musste; um 1650 erhielt man für 1 Gulden 15 kg Rindfleisch.

Quellenangaben:
Verfachbücher des Landgerichtes Schlanders im Landesarchiv Bozen
„Höfe und Häusergeschichte in der Gemeinde Schlanders“, verfasst von Elias Prieth 2004
http://www.lippold-dauernheim.de/html/geldeswert.html
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck
Österreichisches Staatsarchiv, 1030 Wien

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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