„Auf der Hut sein vor einfachen Lösungen“
Weniger an heldenhafte Kämpfer sollte erinnert werden, sondern an standfeste und ehrliche Bekenner.
Schlanders - Eines muss man der Schützenkompanie „Priester Josef Daney“ unter Hauptmann Joachim Frank lassen, sie bemühen sich zusammen mit der SVP-Ortsgruppe Schlanders immer wieder um neue Sichtweisen auf Gedenktage. Gleich geblieben ist die feierliche Gedenkmesse mit Chorgesang und Predigt, das Niederlegen des Kranzes am Denkmal der Gefallenen von 1809 bis 1945, die Segnung durch Dekan Josef Mair, die musikalische Umrahmung durch die Bürgerkapelle und die Ehrensalve der Schützenkompanie. Neu war der Auftritt des Volkskundlers und ehemaligen Kulturreferenten Siegfried de Rachewiltz als Gedenkredner. Als hätten sich Dekan Mair und Redner de Rachewiltz abgesprochen, spielte die Persönlichkeit des Sandwirts Andreas Hofer in der Festpredigt nur indirekt und in der Gedenkrede eher am Rande eine Rolle. Dekan Mair forderte Bedenkjahre statt Gedenkjahre, um sich bewusst zu werden, wie viel christliche Werte heute noch zählen. Er bedauerte, dass sogar Priester es nicht mehr wagen, offen zu reden und auf einen Standpunkt zu beharren. Daher müssten standhafte Christen aufstehen und wieder den Mund aufmachen. Kompromissloses Bekennertum forderte er auch in den Fürbitten. Es passte zu den eher pessimistischen Einsichten und Aussagen, dass der Kirchenchor „Ach Himmel, es ist verspielt“ anstimmte. Siegfried de Rachewiltz nannte es ein Privileg, „an diesem geschichtsträchtigen Ort sprechen zu dürfen.“ Er eröffnete seine Rede als Historiker, der an die Rolle der Vinschgauer unter Herzog Friedrich mit der leeren Tasche im 15. Jahrhundert und an die frühe Erwähnung der Schlanderser Schützen erinnerte. Nach einer „symbolischen Gruß- und Dankesbotschaft“ aus dem Namen gebenden Schloss Tirol erinnerte er an den letzten, siegreichen Kampf am 16. November 1809. Für die Tiroler sei er nur durch das Eintreffen der Vinschgauer Schützen aus dem Gerichte Glurns zu ihrem Gunsten ausgefallen. Der Sieg sei damals unter anderen vom Schlanderser Priester Josef Daney als „sinnloses Gemetzel“ erkannt und Andreas Hofer gegenüber auch so benannt worden. Daney und andere Mitstreiter wollten weitere Verluste abwenden und wurden dafür des Verrats beschuldigt. Daneys große Verdienste und Taten in den Wirren am Bergisel und in Innsbruck waren vergessen. Es sei daher angebracht, mahnte de Rachewiltz, Daneys und seiner Mitstreiter zu gedenken. Wir würden in einer Zeit leben, in der Herz und Verstand zu gebrauchen, nötiger denn je sei. Den Verstand vor allem, um auf der Hut vor denen zu sein, die mit einfachen Lösungen aufwarten.
