Aus der früheren Finanzkaserne wurde ein Hostel; rechts im Bild der von der Künstlerin Esther Stocker aus Laatsch gestaltete Aufzugschacht, der weithin sichtbar ist.
Schon der Eingangsbereich zeigt, dass hier einst die „Guardia di Finanza“ zu Hause war.
Blick in den Speisesaal
Eines der Zimmer im obersten Stockwerk
Architekt Jürgen Wallnöfer, der den Ruf eines „Erhalters“ genießt, führte durch die Räume.
Juliane Stocker und Sascha Plangger
Bei der Segnung im Gastgarten

Aus Kaserne wird Hostel

FinKa in Mals offiziell eröffnet. Ein Mehrwert für alle.

Publiziert in 24-25 / 2021 - Erschienen am 20. Juli 2021

MALS - Ein besonderer Wurf ist der Vinschger Sozialgenossenschaft VISO mit dem Ankauf und der Umwandlung der ehemaligen Finanzkaserne im Ortszentrum in Mals in eine Hostel gelungen. Von der ursprünglichen Idee, eine klassische Jugendherberge zu errichten, hatte sich der VISO-Vorstand verabschiedet. „Wir haben uns für ein Hostel entschieden, also für eine preisgünstige Herberge, in der nicht nur Jugendliche willkommen sind, sondern auch Familien, Rucksacktouristen und Gäste, die über kein großes Urlaubsbudget verfügen“, sagte VISO-Präsident Sascha Plangger am 10. Juli bei der offiziellen Eröffnung der FinKa. Wie schon allein dieser Name verrät, wurde sowohl bei den Umbauarbeiten als auch bei der Einrichtung und Innenausstattung darauf geachtet, die Atmosphäre der ehemaligen Finanzkaserne, die vor ca. 15 Jahren aufgelassen wurde, nicht nur nicht auszublenden, sondern bewusst zu erhalten und in Szene zu setzen.

Gelebte Geschichte

So stoßen die Besucher schon im Eingangsbereich auf ein großes Wandbild, das zeigt, dass hier einst die „Guardia di Finanza“ zu Hause war. Auch die Bodenbeläge und viele weitere Bauelemente wurden zum Teil belassen, „sodass die Geschichte der Kaserne in dieser Form weiterlebt“, sagte Juliane Stocker vom VISO-Vorstand, die Ideengeberin des Hostels. Die größten internen Umbauarbeiten wurden im ersten Stock durchgeführt, wo der „Spaccio“ mit den Ess- und Aufenthaltsräumen entstand. Neben dem Speisesaal und der Küche wurden dort auch Salons und Aufenthaltsräume eingerichtet. Ein Gastgarten im Freien lädt zum Chillen und Verweilen ein. In den zwei Stockwerken darüber sowie im dritten Stock, der neu aufgebaut wurde, befinden sich die Zimmer. Insgesamt kann die FinKa in den Zweibett-, Vierbett- und Sechsbettzimmern 58 Personen Platz bieten, und zwar mit prächtigen Aussichten auf die Bergwelt und ebenso schönen Ausblicken auf den Malser Dorfkern. Was ebenfalls nicht fehlt, sind ein Waschraum, ein Skidepot mit Wachsl-Ecke und Skischuhwärmer, ein Rad-Stellplatz mit Waschplatz und weitere Angebote und Besonderheiten.

Nachhaltig, einfach, minimalistisch

Groß geschrieben wurde bei der Einrichtung und Ausstattung das Upcycling, also die Wiederverwendung alter Gegenstände. Alte Kinostühle aus Trient haben in der FinKa ebenso eine neue Zweckbestimmung gefunden, wie alte Lampen oder ehemalige Einrichtungsgegenstände des „Mohrenwirtes“ in Burgeis. „Wir waren in allem darauf bedacht, auf Nachhaltigkeit, Einfachheit und Minimalismus zu setzen“, fasste Juliane Stocker zusammen. „Hier entsteht Vinschger Gastfreundschaft!“ heißt es am Eingang zur FinKa. Es wurde und wird daher auf jedes Detail geachtet. Weit mehr als ein Detail ist der von der international ankerkannten Künstlerin Esther Stocker aus Laatsch gestaltete Aufzugschacht, der weithin sichtbar ist und auf geometrisch-verspielte Art als Wegweiser und Leuchtturm wirkt. Esther Stocker war es ein persönliches Anliegen, den Aufzugschacht als Geschenk an die VISO bzw. die Gemeinde Mals zu gestalten.

Willkommenes Zusatzangebot

Laut Sascha Plangger, der zusammen mit den VISO-Vorstandsmitgliedern Juliane Stocker, Natalie Niedermair und Markus Jochberger viele ehrenamtliche Stunden für das Vorhaben geleistet hat, ist die FinKa kein Konkurrenzbetrieb, „sondern ein zusätzliches Angebot und ein Mehrwert für alle.“ Einen großen Dank zollte er der früheren Gemeindereferentin Gertrud Telser Schwabl, den beteiligten Handwerkern und Betrieben, die alle aus der näheren Umgebung stammen und mit viel Eifer und Know-how rund ein Jahr lang gearbeitet haben, dem Architekten Jürgen Wallnöfer, einem ausgesprochenen Spezialisten für Projekte dieser Art, der früheren Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Ulrich Veith und der jetzigen mit Bürgermeister Josef Thurner, sowie Armin Pinggera und Katja Schönthaler für die rechtliche Begleitung beim Kauf der Kaserne. Für das Farbkonzept, die Findung des Namens, die Entwicklung des Logos und die Gestaltung sämtlicher Design-Elemente konnte ein findiges und kreatives Team der BASIS in Schlanders gewonnen werden.

Über 50 VISO-Beschäftigte

Gedankt wurde auch dem gesamten VISO-Mitarbeiterstab. Die VISO schafft schon seit Jahren sozial gerechte Arbeitsplätze, unterstützt die regionale Wertschöpfung und achtet auf die Bedürfnisse der derzeit 52 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Josef Thurner und seine Stellvertreterin Marion Januth stimmten im Zuge der Eröffnung darin überein, dass es mit der Umsetzung des Vorhabens nicht nur gelungen sei, einem leerstehenden Gebäude neues Leben einzuhauchen, sondern auch einen zusätzlichen Schritt für die Dorfbelebung zu setzen. Den kirchlichen Segen erteilte Diakon Luigi Piergentili. Am Abend gaben Dominik Plangger und seine Frau Claudia sowie weitere Musikfreunde ein Konzert im Dorfanger. Dominik war für das Konzert eigens von der Alm in der Schweiz, wo er hütet, nach Mals gekommen. 

Josef Laner
Josef Laner

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