Bei der Eröffnungsveranstaltung in der BASIS
Das Tiny FOP MOB will zum Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und informieren.
Als Projektpartner für das Tiny FOP MOB konnten die Handwerksbetriebe Habicher Holzbau GmbH und Schönthaler Bausteinwerk & Baustoffe GmbH gewonnen werden. Im Bild links Markus Habicher, rechts Werner Schönthaler, der im Hanf-Kalk den Baustoff der Zukunft sieht.

Bevor uns alles um die Ohren fliegt

Nachhaltige Entwicklung ist unerlässlich. Reallabor aus Holz und Hanf tourt durch den Vinschgau.

Publiziert in 26 / 2021 - Erschienen am 2. August 2021

Schlanders - Wie können wir den Generationen, die nach uns kommen, eine intakte Umwelt hinterlassen und bessere Lebenschancen ermöglichen? Das ist die Kernfrage, der sich nicht nur die Politik, Wissenschaft und Wirtschaft immer dringlicher zu stellen haben, sondern die gesamte Gesellschaft. Warum aber braucht es eine nachhaltige Entwicklung? „Weil unsere globale Wirtschafts- und Lebensweise nicht zukunftsfähig ist“, sagte Oliver Parodi am 22. Juli in der BASIS Vinschgau Venosta in Schlanders. Parodi, der Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) war ebenso online zugeschaltet wie Tobias Luthe, Nachhaltigkeitsforscher, Wissenschaftler für Systemisches Design, Umwelt-Ingenieurswesen und Landschaftsplanung an der ETH Zürich. Parodi und Luthe informierten u.a. über die Bedeutung von Reallaboren. Reallabore sind eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, bei der das gegenseitige Lernen in einem experimentellen Umfeld im Vordergrund steht. Ein Reallabor kann seit dem 22. Juli auf dem Sparkassenplatz in Schlanders besucht werden. Das Tiny FOP MOB (FOrschungs- und Praxis-MOBil) ist ein Projekt von Eurac Research in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und den Handwerksbetrieben Habicher Holzbau GmbH (St. Valentin a.d.H.) und Schönthaler Bausteinwerk & Baustoffe GmbH (Eyrs). Wie es beim Eröffnungsabend in der BASIS hieß, wird mit dem Reallabor aus Holz und Hanf versucht, gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten.

Alle können mitmachen

Ziel des Tiny FOP MOB ist es, Raum für die Entwicklung innovativer Ideen zu schaffen sowie für Verbindungen zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen Wissenschaft, Unternehmertum und Bevölkerung, zwischen Praxis und Theorie. Interessierte sind eingeladen, gemeinsam mit den Forscherinnen und Forschern und Unternehmen an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten. In Schlanders macht das Tiny FOP MOB, ein Bauprojekt und eine Bildungs- und Forschungsinitiative in einem, bis zum 6. August Halt. Danach zieht es nach Latsch weiter (23. August bis 1. September), nach Graun (2. bis 15. September), nach Prad am Stilfserjoch (16. bis 29. September) und nach Mals (30. September bis 13. Oktober). Im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Woher kommen unsere Nahrungsmittel? Warum bauen wir mit Holz aus russischen Wäldern? Wie können Lieferketten nachhaltig gestaltet werden? Wie schon in Schlanders, sind auch in den anderen Gemeinden, wo das Tiny FOP MOB Halt macht, Vorträge, Workshops und andere Rahmenveranstaltungen geplant. Zentrales Thema in allen Pilotgemeinden im Vinschgau ist es, „Transformationsprozesse für ein nachhaltigeres Leben und Arbeiten anzustoßen.“ Das durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2020 finanzierte Projekt umfasst die Planung, den Bau und die Nutzung eines CO2-negativen Reallabors.

Strukturschwäche als Chance

Der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera, seines Zeichens auch Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, begrüßte die Initiative. Es handle sich um ein gutes Beispiel für Projekte und Tätigkeiten, wie sie in der BASIS angedacht sind. „Nachhaltigkeit ist ein Gebot der Stunde, und zwar auf allen Ebenen“, sagte Pinggera, der u.a. auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verwies. Mehrfach unterstrichen wurde, dass die Strukturschwäche, wie sie dem Vinschgau und anderen Gebieten oft zugesprochen wird, als Chance erkannt und genutzt werden könne. Es wurde etwa von regionaler Kreislaufwirtschaft gesprochen, von Resilienz oder neuen Tourismusformen. Entscheidende Erfolgsfaktoren für die Reallabor-Arbeit seien Kommunikation, Vertrauen und Zeit. Infos zum Tiny FOP MOB gibt es auch im Internet (www.eurac.edu/de/tiny-fop-mob).

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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