Blackout – eine reelle Bedrohung?
Mals - Zum Abschluss der diesjährigen Interalpinen Energie- und Umwelttage Mals (wir berichteten in der Ausgabe Nr. 20 vom 05.11.2025) fand eine hochaktuelle Podiumsdiskussion zum Thema „Blackout – eine reelle Bedrohung?“ statt. Den drei Veranstaltern - Walter Gostner (Geschäftsführer Ingenieure Patscheider & Partner; Mals), Dietmar Thomaseth (Geschäftsführer TIQU – Tiroler Qualitätszentrum für Umwelt, Bau und Rohstoffe; Ötztal Bahnhof) und Bettina Geisseler (Inhaberin der Anwaltskanzlei GEISSELER LAW; Freiburg im Breisgau) ist es auch dieses Jahr gelungen, ausgewiesene Experten für die Podiumsdiskussion zu gewinnen, die von Dietmar Thomaseth und Bettina Geisseler moderiert wurde. Michael Class (Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung - EnBW Energie Baden-Württemberg AG), Thomas Rieder (Technischer Geschäftsführer - TINETZ-Tiroler Netze GmbH), Georg Premstaller (Leitung Hydraulik, Umwelt und Simulation - Alperia AG) sowie Michael Holenweger (Stabschef OSTRAL - Schweizer Organisation für Stromversorgung in Außerordentlichen Lagen) beantworteten die Fragen rund um die Themen: Was ist ein Blackout? Wie ist der Blackout auf der iberischen Halbinsel im Frühjahr 2025 entstanden? Wie kann man gegensteuern und welchen Beitrag kann die Wasserkraft dazu leisten? Als Blackout definierten die Gesprächsteilnehmer einen unvorhergesehenen, großflächigen, überregionalen und unkontrollierten Ausfall der Stromversorgung, bei der das übergeordnete Stromnetz zusammenbricht und auch Anlagen der kritischen Infrastruktur, wie etwa Krankenhäuser und Kommunikationssysteme, betroffen sind. Eine Netzinstabilität, die zum Ausfall der Stromversorgung führen kann, liegt dann vor, wenn Produktion und Konsum nicht ausgeglichen sind. Im Falle eines Blackouts versuchen die betroffenen Übertragungs- und bei Bedarf auch Verteilungs- und Netzbetreiber, sich abzustimmen, um die Blackout-Situation möglichst rasch zu beheben. Die vorgesehene Analyse des Ereignisses vor allem durch ENTSO-E (Europäischer Verband der Übertragungsnetzbetreiber) hat ergeben, dass eine entscheidende Ursache im massiven Zubau der „volatilen Erneuerbaren“ (Wind und Photovoltaik) lag, bei gleichzeitiger Abschaltung konventioneller Kraftwerke. Hinzu kam der noch nicht mit dieser Entwicklung Schritt haltende Ausbau der Betriebs- und Schutzmechanismen im iberischen Übertragungsnetz zur Absicherung der Netzstabilität in kritischen Netzsituationen. Eine weitere Ursache liegt darin, dass es zwar ein europäisches Netzverbundsystem gibt, dass das französiche Netz aber bisher nur über wenige Kuppelstellen zur iberischen Halbinsel verfügt und Frankreich als Reaktion auf die aufgetretenen Netzschwankungen in Spanien das französische Netz vom spanischen getrennt hat, um das eigene Netz zu isolieren und einen noch größeren Blackout zu verhindern. Auch auf Fragen aus dem Publikum gingen die Experten ein. Einig waren sie sich darein, dass die Wasserkraft, insbesondere Pumpspeicherkraftwerke, in solchen kritischen Netzsituationen helfen, die Netze durch kurzfristige Leistungsbereitstellung sowohl im Verbrauch als auch in der Erzeugung zu stabilisieren. Zudem sind zahlreiche Wasserkraftwerke schwarzstartfähig, können also auch ohne die vom Netz vorgegebene Netzfrequenz arbeiten und somit zu einem Wiederaufbau der Netze nach einem großflächigen Netzausfall beitragen.