Das „Lügenhaus“
Publiziert in 43 / 2015 - Erschienen am 2. Dezember 2015
BURGEIS - Seit den 1930er Jahren steht bei Burgeis das so genannte Beinhaus. Ein seit jeher umstrittenes „Kriegerdenkmal“, bewusst unter dem Faschismus in Grenznähe errichtet. Wie hinlänglich bekannt, ist dort jedoch nicht ein einziger italienischer Soldat gefallen, die sterblichen Überreste wurden von überall her in dieses „Ossarium“ gebracht. Am Gebäude wurden deshalb 2011 Erklärungstafeln angebracht. Nichts desto trotz hagelt es weiterhin schärfste Kritik am „Boanerturm“, wie ihn Einheimische nennen. Die Bezirkssprecherin der Süd-Tiroler Freiheit, Sieglinde Gander Stocker, zeigt sich in einer Presseaussendung empört, dass „nach wie vor keine Lösung für das Lügenbeinhaus in Burgeis gefunden wurde“. Das Thema werde derzeit politisch totgeschwiegen. „In der Vergangenheit haben immer wieder Podiumsdiskussionen, Debatten und Proteste stattgefunden, die Maßnahmen blieben aber bis dato aus. Mit Totschweigen dieser Lüge hat sich die Situation keineswegs geändert“, betont Stocker. Die Süd-Tiroler Freiheit fordert eine würdevolle Überführung der Überreste der dort Begrabenen, die aus vielen Friedhöfen zusammengekarrt wurden, in den Soldatenfriedhof nach Spondinig. „Diese verstorbenen Menschen haben es nicht verdient, in einer Lüge gefangen zu bleiben“, so Stocker abschließend. AM
Michael Andres