Den „Zentralisten“ in Bozen Paroli bieten

Publiziert in 42 / 2015 - Erschienen am 25. November 2015
Albrecht Plangger: „Wir können und dürfen die Schlacht um das Krankenhaus und die Geburtenstation nicht verlieren.“ Laas - Am 30. November um 20 Uhr lädt die SVP Vinschgau zu einer Bezirksausschusssitzung in das Josefshaus nach Laas ein. Hauptreferent ist Landeshauptmann Arno Kompatscher. der Vinschger sprach im Vorfeld mit dem SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger. der Vinschger: Als erster Punkt, über den der Landeshauptmann sprechen wird, scheint das Krankenhaus Schlanders auf. Ist damit zu rechnen, dass zumindest in einigen Punkten endlich Klartext geredet wird, z.B. was die Geburtenstation betrifft? Albrecht Plangger: Das Krankenhaus, die Sanitätsreform, die Leistungsprofile der Krankenhäuser Meran und Schlanders „im Verbund“, die Geburtenstation, die zentrale bzw. dezentrale Sanitätsverwaltung und die Notarztversorgung im Obervinschgau werden die alles beherrschenden Themen sein. Und es wird Klarheit geschaffen werden. Bei allen anderen Themen wie etwa Umfahrung Kastelbell-Galsaun, Elektrifizierung der Vinschgerbahn und Nationalpark sind wir gut aufgestellt und können als Partei unsere Wahlversprechen halten. Beim Krankenhaus und der Sanitätsreform haben wir aber ein gewaltiges Vertrauensproblem. Es geht in erster Linie um Peripherie und Zentrale. Wenn die Peripherie diese Schlacht um das Krankenhaus, um den 24-Stunden-Dienst, um weitere Angebote und um die Geburtenstation verliert, obwohl tausende Leute bereit sind, dafür auf die Straße zu gehen, dann werden wir sie in Zukunft noch viel mehr verlieren; deshalb können diesbezüglich keine Abstriche gemacht werden. Die Geburtenstation in Schlanders wird nicht schließen. Wenn es um die „Wurst“ geht, ist gerade auch auf die Peripherie Verlass. Ein weiteres Thema, mit dem Sie sich in Rom direkt beschäftigen, ist der Nationalpark. Welche konkreten Vorteile darf sich die im Park lebende Bevölkerung von der angepeilten eigenständigen Verwaltung des Südtiroler Parkanteils erwarten? Auch dem Landeshauptmann ist der Nationalpark ein großes Anliegen. Ich interessiere mich mit den Parkbürgermeistern dies- und jenseits des Ortlers um die Inhalte, also um den Parkplan, die Zonierungen und die Kompetenzverteilung. Wir haben zusammen die Nationalparke in Berchtesgaden, Hohe Tauern (Tiroler und Kärntner Anteil) und den Nationalpark Triglav in Slowenien besucht. Das sind allesamt international anerkannte Parks. Von dort können wir bei einem Neuanfang mit eigenen Initiativen viel Gutes übernehmen. Der Park muss – und er wird es auch – der weitaus wichtigste Wirtschaftsmotor im Bezirk werden. Von der typisch italienischen Sichtweise müssen wir uns trennen, denn diese ist längst überholt. Wir müssen uns nach den benachbarten Nationalparks im Norden ausrichten. Jetzt bekommen wir die Möglichkeit dazu, wenn wir es wollen. Daran arbeitet die Partei mit den Parkbürgermeistern. Das Motto des Abends lautet: „Wir (die SVP Vinschgau) kümmern uns um die Probleme und machbaren Projekte im Tal“. Klingt das nicht ein bisschen so, als wäre das bisher nicht immer der Fall gewesen? Wir wollen bei dieser Sitzung zeigen, dass es wir sind, und nicht andere, die sich tagtäglich um diese Projekte kümmern. Wir, das sind die Mandatare, die Bürgermeister, die Ortsobmänner und Ortsobfrauen. Wir können nachweisen, dass wir unsere Wahlversprechen vor der Landtagswahl auch halten können und bereit waren, dafür ein paar Schuhe durchzurennen. Der Landeshauptmann scheint es mit einer Bahnverbindung Mals-Scuol ernst zu meinen. Was ist Ihre Meinung dazu? Das ist eine Super-Sache für ganz Südtirol. Wir müssen die Gunst der Stunde mit der „Makroregion der Alpen“ nutzen und schnellstens den Bahn-Korridor zur Schweiz sozusagen urbanistisch und eigentumsmäßig absichern. Land und Gemeinden sollten jetzt schon landwirtschaftliche Gründe als Tauschflächen für die Bahntrasse in die Schweiz erwerben. Das wäre eine gute Investition in die Zukunft und der Beweis, dass man nicht nur redet. Der Gemeinderat Ihrer Heimatgemeinde Graun hat sich kürzlich mit einer Resolution für eine Bahnverbindung Mals-Landeck ausgesprochen. Ist die Reschenbahn ein machbares Projekt? Meine Freunde im Bezirk Landeck sagen mir, dass sie über Scuol und nicht über den Reschenpass nach Mals wollen. Schön wäre es für das Oberland, wenn es anders wäre. Auch die Verbindung Mals-Scuol wird nicht über einen Tunnel von Reschen kommen, da aus Graubünden die klare Botschaft kommt, dass man das Münstertal besser anbinden will. Das sollte man respektieren und auch dafür die Energie verwenden. 10 bedeutet kerngesund, 5 heißt krank und 0 tot. Wo liegt die SVP Vinschgau derzeit auf dieser Skala? Wir sind nicht kerngesund, aber auch nicht krank. Wir haben einen gewaltigen „Husten und Schnupfen“ und wir sind auch verschnupft, aber wir werden beim Krankenhaus und bei allen anderen großen Vinschger Themen wie Umfahrung Kastelbell-Galsaun usw. beweisen, dass wir handlungsfähig sind und für diese gute Sache kämpfen können. Die Bevölkerung steht voll hinter uns, somit können und dürfen wir diese Schlacht ums Krankenhaus und die Geburtenstation nicht verlieren. Wir brauchen von der Bevölkerung und von unseren Funktionären auch die notwendigen „Aufputschmittel“, damit wir den „Zentralisten“ in Bozen Paroli bieten können. Interview: Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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