Der Landwirt Gögele und die falsche Prozession

Publiziert in 45 / 2015 - Erschienen am 16. Dezember 2015
Die Gemeindeverwaltung Partschins meint es ernst mit der Bürgerbeteiligung. Bei den Ratssitzungen dürfen seit 30. Juni auch Zuhörer mitreden. Die üppige Tagesordnung der Gemeinderatssitzung endete mit einer bürgerfreundlichen Neuerung. Zum ersten Mal durften sich im Anschluss an die Sitzung auch Zuschauer zu Wort melden. Für die Premiere musste sich die „Handvoll Publikum“ allerdings in Geduld üben. Es war zuerst das „programmatische Dokument“ des Bürgermeisters zu genehmigen. Dazu gab es Wortmeldungen von Dietmar Weithaler, Süd-Tiroler Freiheit, und Matthias Fleischmann, Freiheitliche. Die Jahresabschlussrechnung für das Geschäftsjahr 2014 fand Fleischmann „schwer lesbar“ und stimmte dann auch dagegen. Sowohl bei der Verwendung des Haushaltsüberschlusses von 434.995 Euro, als auch bei der 3. Bilanzänderung wollten die genannten oppositionellen Gemeinderäte alles genau erklärt haben. Zum Thema Höhe der Ortstaxe nahm die Opposition Tourismusreferentin Birgit Egger Ladurner in eine Art Kreuzverhör. Man wollte wissen, wie man den Wasserfall erreichen, den Panoramaweg sanieren oder Radwege bauen will. Tobias Nischler (SVP) sprach die Radwegverbindung Partschins-Plars an. Bürgermeister Albert Gögele verwies auf das Abstandsproblem der Landwirte. Die Erhöhung der Aufenthaltsabgabe um 0,30 Euro wurde intensiv diskutierte und gegen die Stimmen der Süd-Tiroler Freiheit genehmigt. Es folgte der Bericht des Bürgermeisters über die Verwaltungstätigkeit des Ausschusses. Durch die Reduzierung der Mitglieder von sieben auf fünf, wurden allen Referenten neue Bereiche zugeteilt. Die Landwirtschaft wurde zur Chefsache erklärt. Darauf angesprochen erklärte Vizebürgermeister und „Ex-Bauernvertreter“ Luis Forcher schmunzelnd: „Heikle Sachen soll man sowieso dem Chef überlassen.“ Die Neuregelung im Programm des Bürgermeisters, „am Ende der Sitzung einen öffentlichen Diskussionsteil von ca. 30 Minuten“ anzuschließen, wurde von den Gemeinderäten sofort genutzt. Hannes Pföstl (SVP) verlangte Erklärungen zum Ausbau des Nasereiter-Weges, Fleischmann zu Texelbahn und Wasserfall. Dietmar Weithaler beanstandete den eigenartigen Umgang mit heimischem Brauchtum im Netz-Auftritt des Tourismusvereines. Er dokumentierte, dass für eine Prozession in Partschins das Bild der Schützenkompanie von Dorf Tirol verwendet wurde. Die Chronisten würden „bodenständiges Bildmaterial“ zur Verfügung stellen, wandte Referent Hartmann ­Nischler ein. Kritisch äußerte sich der Zuhörer Martin Österreicher über die parallel ausgerichteten Festveranstaltungen der Vereine. Referent Nischler erinnerte an den Veranstaltungskalender in der Dorfzeitung, den der Bildungsausschuss verfasse und den anscheinend niemand lese.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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