Der Sinn des Lebens ist, das Leben zu leben

Publiziert in 6 / 2017 - Erschienen am 22. Februar 2017
Karl, der Zuckbichler, kann weiterleben. Seine Fragen an das Leben und seine Jahre am Vetzaner Sonnenberg wurden in einem Film festgehalten. Vetzan - Wahrscheinlich war es der 200. Besucher, der sich in den Mehrzwecksaal drängte, als Sepp Gufler den Herein­strömenden entgegen rief: „Es nützt alles nichts, wir haben keinen Platz mehr.“ Der Obmann der Amateurfilmer Vinschgau kündigte eine 2. Vorstellung des Films „Karl, der Zuckbichler - Momentaufnahmen aus dem Leben eines Freidenkers“ an. Den Begriff Freidenker hatte Peter Tscholl aus Latsch den Bezeichnungen Aussteiger oder Einsiedler vorgezogen. Auf Tscholl, der Karl auf Zuckbichl oft besucht, mit ihm gegessen und mit ihm über „Gott und die Welt“ geredet hatte, war auch die Idee zurück zu führen, dem Zuckbichler ein filmisches Denkmal zu setzen. Gefühlvoll und gerührt erzählte Tscholl von seinen Besuchen und von einem Satz Karls, der sich ihm besonders eingeprägt habe: „Der Sinn des Lebens ist, das Leben zu leben.“ Die Erinnerung an den Philosophen am Sonnenberg wollten auch Annemarie Hell und Bellino Masiero aus Schlanders wach halten. Sie waren ebenfalls mit Karl befreundet. Ihnen hatte er sein Vermächtnis „Macht etwas aus Zuckbichl!“ auf dem Sterbebett mitgeteilt. In der Residenz der Zuversicht Für die Amateurfilmer Sepp Gufler und Alfred Habicher war es zuerst eine reizvolle Herausforderung, dann eine Mammutaufgabe, in der sie zwischen 2012 und 2016 an die 500 Arbeitsstunden auf 12 Gigabytes Filmmaterial investierten. Die „Residenz der Zuversicht“, wie Karl seine Behausung nannte, musste nachgebaut werden. „Ein Drehbuch zu schreiben, war unmöglich, weil immer neue Sachen dazu gekommen sind“, erklärte Gufler. Man habe sich mit einer Auf­stellung, was möglich und machbar sei, zufrieden geben müssen. Es wurden Zeitzeugen gesucht und interviewt und es musste ein Hauptdarsteller gefunden werden. Den fanden Peter Tscholl und die Filmemacher in Karls Freund Masiero. Ein Glücksfall. Drahtig wie Karl, mit schlohweißem Haar und Bart wie Karl, aber stark sehbehindert, sollte er sich an steilen Hängen und auf schmalen Bergpfaden bewegen. „Ich habe dann Alfred gefunden“, erzählte Masiero in Italienisch. „Er hat mich begleitet, mich eingewiesen und mich geführt.“ Ein Film bleibe aber totes Werk ohne Musik und ohne Kommentar, meinte Gufler. Den Kommentar habe Tscholl mit Heinrich Zoderer erarbeitet, die Musik Gernot ­Niederfriniger mit Hackbrett, Harfe, Raffele, Schwegel und Zitter beigesteuert. „Es sind Volksmusikinstrumente, die man mit bestimmten Landschaften verbindet“, erklärte der Musiker. Tatsächlich spielte die Landschaft am Sonnenberg in unterschiedlichen Jahreszeiten und in den einzigartigen Naturaufnahmen der Filmemacher eine wichtige Rolle. Bellino ­Masiero wirkte überzeugend und ließ ­Karls bedächtigen Lebens­rhythmus eindrucksvoll nachempfinden. Als Vertreter der Fraktion Vetzan dankte Hannes Ille dem Filmteam und ­nannte Karls „Einheitsspruch“ („Ich mag dich, du magst mich und die Welt hält zusammen!“) ein passendes Motto für die ­Vetzaner. Der Filmvorführung voraus gegangen war eine Ausstellung im Foyer mit Aufnahmen von Peter Tscholl, Sepp Gufler und Sepp Laner. Nach Sepp Guflers Dank an Vereine, Fraktion und Vetzaner kündigte er die nächste Vorstellung am 15. März um 20 Uhr im KVW-Seniorenraum von Mals an. Günther Schöpf
Günther Schöpf
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Vinschger Sonderausgabe

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