Joachim Theiner; Foto: Morgan Fouqueau

Die AG war ein „dunkelroter Kunde“

Publiziert in 5 / 2015 - Erschienen am 11. Februar 2015
Joachim Theiner: „Bio-Region Obervinschgau wäre eine Riesenchance“ Burgeis/Mals - Seit 6 Jahren ist Joachim Theiner Gemeindereferent für Tourismus, Handel, Handwerk, Mobilität, Sport und Belange der Fraktion Burgeis. Bei den Gemeinderatswahlen am 10. Mai stellt er sich erneut der Wahl. der Vinschger hat ihn nach seinen bisherigen Erfolgen und nach seinen Zielen für die Gemeinde Mals befragt. der Vinschger: Was hat sich in der Gemeinde Mals seit dem Antritt der neuen Gemeindeverwaltung im Jahr 2009 alles gebessert? Joachim Theiner: Die Politik wurde bürgernah, und den Bürgern wurde mehr Mitsprache gewährt. Wie steht die Bevölkerung mittlerweile zur Fußgängerzone? Die Bürger wollten eine verkehrsberuhigte Zone; der Widerstand hat sich größtenteils gelegt, und von den Touristen ernten wir nur Lob. Hat die Gemeinde genug Geldmittel, um wichtige Vorhaben umzusetzen? In den vergangenen Jahren konnten zwei Trinkwasserwerke realisiert werden. Zudem führen wir in Mals eine Energiepolitik, die ihresgleichen sucht. Mit den Kraftwerken Zerzerwerk, Puniwerk, Arundawerk und Matscherwerk sind wir eine energieautarke Gemeinde geworden. Mit den gewonnenen Geldmitteln werden wir die nächsten größeren Vorhaben finanzieren können. Eines davon ist der Ausbau des Fernwärmenetzes. Welche Bedeutung kommt dem Tourismus in der Gemeinde und besonders in den Tourismushochburgen Burgeis, Amberg und Schlinig zu? Ich sehe im Tourismus eine der großen Möglichkeit für die Gemeinde Mals, sich zu ent­wickeln. Wir gehen diesen Weg konsequent und zielorientiert. Die Ferienregion Obervinschgau steht heute nach ihrem finanziellen Tief so gut da wie noch nie. Im März finden Neuwahlen statt, und wir werden den Vorstand verkleinern, um effizienter arbeiten zu können. Burgeis hat am meisten Betten und die beste Auslastung, aber auch Schlinig und Amberg arbeiten sehr gut. Dabei sind alle Zimmerkategorien gut vertreten. Was hat sich am Watles und in Schlinig getan, und was ist dort künftig noch geplant? Nachdem 2010 der gesamte Verwaltungsrat der Touristik- und Freizeit AG zurückgetreten ist, wurde ich beauftragt, neue Verwaltungsräte zu suchen und die Geschäfte weiterzuführen. Die AG war nahezu insolvent und ein dunkelroter Kunde bei den Banken. Durch den Verkauf des Oberflächenrechts des Hallenbades an die Gemeinde und einer Gewinnbeteiligung von 60% am Zerzerwerk konnte sich die Touristik- und Freizeit AG auch finanziell erholen. Dank neuer Ideen und gut durchdachter Investitionen gelang es, aus dem Watles einen Sommer-Erlebnisberg für die ganze Familie zu machen. Eine Kombikarte für die gemeindeansässigen Familien für Hallenbad und Freizeitberg ist unser sozialer Beitrag, ein Winter-Erlebnisberg unser nächstes Ziel. Im neuen Skipistenplan sind eine Piste vom Watles nach ­Schlinig und ein Skiweg nach Burgeis geplant. Damit dürften Schlinig und Burgeis einen weiteren touristischen Aufschwung erfahren. Was tut die Verwaltung für das abwanderungsbedrohte Planeil? Planeil ist ein bisschen das Sorgen­kind der Gemeinde. Die Einführung des Citybusses war sehr wichtig für die Planeiler. Ich bin überzeugt, dass ein so unberührtes Hochtal in Zukunft sehr gute Chancen hat, sich touristisch zu entwickeln. Wir werden uns gemeinsam mit der Fraktionsverwaltung in nächster Zeit damit beschäftigen. Thema Mobilität; was hat sich getan in Mals? Wir haben seit 3 Jahren einen zweiten Citybus und können somit jetzt alle Fraktionen anfahren. Am Bahnhof von Mals gibt es ein Mobilitätszentrum und es stehen drei Pkws für das Carsharing zur Verfügung. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Tourismus? Regionale Produkte sind in der Gastronomie und bei den Touristen sehr gefragt. Leider gibt es wenige Produzenten im Gemeindegebiet; bei der Produktveredelung bestünde Aufholbedarf. Mals soll auch eine Sportgemeinde werden? Ja, die Infrastrukturen sind vorhanden und eine Halbtagskraft damit beauftragt, einige internationale Events wie ein Europacup am Watles und den Ortler-Bikemarathon zu organisieren. Das Angebot für fußballbegeisterte Schüler an der Sportoberschule ist als absolutes Novum ebenfalls zu begrüßen. Sie sind auch für die Belange von Burgeis zuständig. Im Zuge des Baus des Fernwärmenetzes wurden das Trinkwassernetz neu verlegt und gleichzeitig Leerrohre für die Glasfaserkabel gelegt. Damit ist das Internet über Breitband in greifbarer Nähe, die Gespräche dazu laufen derzeit. Als nächstes geht es an die Oberflächenge­staltung im ganzen Dorf. Wie sehen Sie die Diskussion um die Volksabstimmung in Mals? Für mich ist es unverständlich, wieviel außenstehende, unbeteiligte Personen sich zu dieser Malser Angelegenheit äußern und einmischen. Die Bürger von Mals sind mündig genug, selbst zu entscheiden, was sie möchten oder nicht. Können Sie sich eine Bio-Region Obervinschgau vorstellen? Es wäre eine absolute Chance für eine Tourismusdestination, denn wir hätten einen Alleinstellungswert in Südtirol. Allerdings ist es ein langer Prozess, in den alle Sparten mit eingebunden werden müssen. Ich jedenfalls wäre gerne bereit, an der Realisierung mitzuarbeiten. Interview: Ingeborg Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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