Die Covid-19-Situation im Vinschgau

Publiziert in 36 / 2020 - Erschienen am 20. Oktober 2020

Vinschgau - Die Hochrechnungen aus der Studie von Eurac Research und Südtiroler Sanitätsbetrieb zeigen eine Infektionsrate von einem Prozent im Vinschgau. Aus einer Stichprobe von Teilnehmern der CHRIS-Studie ließen sich 845 Personen in Mals, Latsch und Schlanders im Sommer testen. Die Teilnehmerzahl garantiert eine mehr als ausreichende Repräsentativität: Das Forscherteam von Eurac Research konnte hochrechnen, dass im Vinschgau eine Person von 100 mit dem neuartigen Coronavirus in Kontakt gekommen ist. Mit einer Infektionsrate von einem Prozent ist das Virus im Vinschgau bislang weniger stark verbreitet als im restlichen Südtirol, wo es im Schnitt drei Prozent sind. Die Verbreitung ist jedoch 20 Mal höher im Vergleich zu den Zahlen, die im Vinschgau in den ersten Monaten der Pandemie gemeldet worden waren, als fast nur ernstere Krankheitsverläufe getestet wurden. Die Teilnehmer/innen mit einem positiven Befund gaben an, dass ihre Symptome hauptsächlich zwischen Anfang Februar und Anfang Juli auftraten, mit einem Höhepunkt in der ersten Märzhälfte. Das bedeutet, dass sich Covid-19 im Vinschgau zeitlich parallel zu den anderen Bezirken in Südtirol und in Norditalien auszubreiten begann. Dass es sich im Vinschgau dann weniger stark ausbreitete, liegt daher nicht an einer zeitlichen Verzögerung; vielmehr könnte es daran liegen, dass im Vinschgau weniger Touristen aus Risikogebieten urlaubten, wie das Forscherteam vermutet. Zu den häufigsten beschriebenen Symptomen zählen der Verlust des Geruchs- und des Geschmackssinns. Im Sommer hat auch ein Screening, also eine systematische Überprüfung von Symptomen unter der Bevölkerung mithilfe von Online-Fragebögen begonnen. Um fundierte Erkenntnisse zum Virus zu erzielen, sei es wichtig, dass so viele Vinschger wie möglich der Einladung folgen und an der Online-Befragung teilnehmen. Die ersten Zwischenergebnisse der Studie zeigen außerdem, dass das Virus ununterbrochen bis zum Sommer präsent war und dass die neue Infektionswelle nicht der Ankunft von Saisonsarbeitern geschuldet sein kann, auch wenn dieses Phänomen zur Verbreitung beigetragen haben dürfte. Derzeit steigen die Ansteckungszahlen wieder an: Laut den Zahlen des Sanitätsbetriebs haben sich die Neuansteckungen im Vinschgau im Vergleich zum Juli mehr als vervierfacht. „Diese Zahlen machen uns deutlich, wie wichtig es in diesem Moment ist, die Forschung zu Covid-19 voranzutreiben. Auch junge und gesunde Menschen kann die Erkrankung hart treffen; wir wissen noch nicht, wer zur Risikogruppe gehört und welches die Langzeitfolgen sind“, erklärt Cristian Pattaro, der wissenschaftliche Leiter der CHRIS Covid-19-Studie. Das Forschungsprojekt sieht auch die Nachverfolgung positiver Fälle vor. Infos zur Teilnahme an der Studie gibt es im Internet (www.de.chris.eurac.edu/), telefonisch unter 0471 055 502 (Mo-Fr, 9-12 Uhr; 14-17 Uhr) oder via E-Mail (chris@eurac.edu). 

Redaktion

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