Die letzte „hoatere Wies“ in Schlanders wird Eigentum der Gemeinde und soll in öffentliches Grün umgewandelt werden.
Waren ausnahmsweise konträrer Meinung: BM Dieter Pinggera (l.) und Vize-BM Reinhard Schwalt.

Die letzte „hoatere Wies“

Tauschvorvertrag nach teils heftiger Diskussion genehmigt.

Publiziert in 31 / 2018 - Erschienen am 18. September 2018

Schlanders - Schon seit vielen Jahren hegt die Gemeinde Schlanders den Wunsch, Eigentümerin der Wiese und weiterer Grundflächen im Bereich Priel zu werden. „Mittlerweile gehört das gesamte Areal Sepp Kaserer. Der einzige Weg, die insgesamt rund 1,2 Hektar große Fläche, die mehrere Grundparzellen umfasst, in das Eigentum der Gemeinde zu überführen, ist ein Tauschvortrag mit Sepp Kaserer“, sagte BM Dieter Pinggera bei der Ratssitzung am 13. September. Der Wert des Areals wurde auf rund 472.000 Euro geschätzt. Der Wert des rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstücks, das beim Bau des Fernheizwerks nicht benötigt wurde und das die Gemeinde nun an Sepp Kaserer abtritt, wird mit ca. 477.000 Euro beziffert. Während Pinggera im Grundtausch eine gute Gelegenheit dafür sieht, „die letzte ‚hoatere’, sprich baumfreie Wiese in Schlanders zu retten“, wurden auch Gegenstimmen laut. Vizebürgermeister Reinhard Schwalt etwa warf ein, dass es nicht korrekt sei, „heute diesen Beschluss zu fassen, denn Sepp Kaserer hat den Vorvertrag bis dato nicht unterschrieben, obwohl das im Beschlussentwurf so vorgesehen ist.“ Der Bürgermeister hätte das dem Gemeinderat mitteilen müssen.

„Unter dem Wert“

Außerdem beanstandete Schwalt die Preisfindung. Das Grundstück der Gemeinde sei mehr wert als es geschätzt wurde. Pinggera hielt dem entgegen, dass das Landesschätzamt den Preis für angemessen erklärt habe. Bezüglich der fehlenden Unterschrift wurde die Beschlussvorlage auf Antrag des Bürgermeisters entsprechend abgeändert. Wie Pinggera am Samstag dem der Vinschger bestätigte, „hat Kaserer den Vorvertrag am Tag nach der Sitzung unterschrieben.“ Zum „Zögern“ sei es aus „steuerrechtlichen Gründen“ gekommen. Bedenken gegen den Tausch hatten bei der Ratssitzung auch Julia Pircher und Gerhard Dietl geäußert. Patrik Gamper hingegen sagte, dass die Landwirtschaft hinter dem Vorhaben stehe und alle Anrainer mit dem Tausch einverstanden seien. Die Referentin Monika Wielander Habicher, Kunhilde von Marsoner, die Referentin Dunja Tassiello (PD), Erhard Alber von der Süd-Tiroler Freiheit und weitere Räte sprachen sich für den Grundtausch aus. 

„Grüne Lunge“

Die „Priel-Wiese“ habe eine großen emotionalen Wert für die Bevölkerung von Schlanders, sie sei eine „grüne Lunge“ und solle der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Der Bürgermeister kündigte an, dass die Grundflächen in öffentliches Grün umgewandelt werden sollen. Froh zeigte er sich darüber, dass ein Planierungsprojekt von Kaserer, das auch den Bau von Zyklopenmauren vorgesehen hätte, von der Baukommission einstimmig abgelehnt worden war. Er könne es nicht erwarten, „bis wir die Betonsäulen und Umzäunungen abtragen können.“ Der Gemeinde gehe es darum, die Flächen als möglichst unberührte und naturnahe Naherholungszone zu erhalten. Bei der Abstimmung stimmten 12 Räte mit Ja. Reinhard Schwalt, Julia Pircher und Gerhard Dietl stimmten dagegen, Maria Pilser enthielt sich der Stimme. Der definitive Tauschvertrag kann erst zu einem späteren Zeitpunkt unterschrieben werden, weil die Grundflächen mit Bindungen belastet sind, die erst innerhalb 2021 verfallen. 

Weitere Selfin-Anteile

Zusätzlich zu den bisherigen Anteilen an der Selfin (Beteiligungsgesellschaft der Gemeinden an der Alperia) in Höhe von insgesamt 1,7 Mio. Euro will die Gemeinde Schlanders Anteile für eine weitere Million ankaufen. „Die Renditen sind relativ gut“, sagte der Bürgermeister. Der Gemeinderat stimmte dem Ankauf weiterer Anteile grundsätzlich zu. Um das Thema Finanzen ging es auch bei der Erfolgsrechnung und dem Vermögensstand der Gemeinde. Vorgestellt hat die Daten und Zahlen der Generalsekretär Georg Sagmeister. Zusammenfassend hielt er fest, dass sich die Gesamtverschuldung auf ca. 20 und das Vermögen auf ca. 90 Millionen Euro belaufen. Der Rechnungsprüfer Andreas Wenter sagte, dass die Gemeinde finanziell und auch in Bezug auf das Vermögen gut aufgestellt sei. 

Vorhaben Seilbahn

Das Thema Seilbahn brachte Julia Pircher aufs Tapet. Neben dem Vorschlag, eine Seilbahn auf der Seite des Sonnenbergs zu errichten, sei auch die Variante Nördersberg im Gespräch. Roland Platzgummer meinte, dass es am Nördersberg im Gegensatz zum Sonnenberg bereits mehrere Gastbetriebe gebe. Nach Ansicht des Bürgermeisters sei die Seilbahn-Diskussion verfrüht, „wenngleich natürlich über alles gesprochen werden kann.“ Erst wenn eine Machbarkeitsstudie vorliege, könne eine Diskussion auf breiter Ebene anlaufen. 

„Wahlkampf“ im Rat

Als nicht korrekt seitens des Bürgermeisters bezeichnete Dunja Tassiello (im Bild), die bei den Landtagswahlen für den PD kandidiert, „eine neuerliche Wahlwerbung“ von Pinggera in der neuen Ausgabe der Rundschau. Pinggera, der für die SVP kandidiert, wies Tassiellos Kritik scharf zurück und sprach von einer billigen Polemik: „Erstens ist das keine Wahlwerbung, denn ich bin lediglich auf politische Themen auf Gemeinde- und Landesebene eingegangen, und zweites bin ich der falsche Adressat, denn die Rundschau ist kein Gemeindeorgan, sondern es gibt eine Redaktion und eine presserechtlich verantwortliche Person.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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