Zahlreiche Bürger/Innen, insbesondere aus Rabland, wohnten der Sitzung bei.
Die geplante Umfahrung.

„Ein Jahrhundertschritt“

Umfahrung Rabland kommt. Untertunnelung und Auflagen fürs Land.

Publiziert in 19 / 2024 - Erschienen am 22. Oktober 2024

PARTSCHINS - „Das ist ein großes Zeichen, was wir hier gesetzt haben. Jetzt fängt die Arbeit erst an. Wir und die nächste Verwaltung sind gefordert, das Beste daraus zu machen“, sagte der Partschinser Bürgermeister Alois Forscher bei der Gemeinderatssitzung am 15. Oktober. Soeben war der Grundsatzbeschluss zur Umfahrung Rabland gemäß der „Variante V-opt.“ so gut wie einstimmig genehmigt worden, „ein Jahrhundertschritt“, wie Forcher betonte. Nun sei das Land am Zug. „Es soll heute und morgen keine Befürworter und Gegner geben, sondern Meinungen und Haltungen, aber vor allem den offenen und erwünschten Diskurs, welchem sich die SVP-Ortsgruppe Partschins immer stellen wird. Nur gemeinsam können wir diese große Chance für unsere Gemeinde ergreifen und die Zukunft positiv gestalten“, hatte die Ortsobfrau der SVP Partschins, Jasmin Ramoser, vor der Abstimmung appelliert. Schlussendlich gab es fraktionsübergreifend 16 Ja-Stimmen, lediglich Vizebürgermeister Walter Laimer enthielt sich, um  als betroffener Grundeigentümer bei späteren Verhandlungen nicht einen eventuellen Nachteil zu haben.

5 große Vorteile

Zur Erinnerung: Die vom Land favorisierte Trassenführung „Variante V-opt“ sieht unter anderem eine Untertunnelung vor. Ein mindestens 850 Meter langer Tunnel soll entstehen. Der für die Vinschger Staatsstraße zuständige Referent Hartmann Nischler hob die 5 großen Vorteile der Umfahrung hervor: „Erstens die Entlastung der Anwohner. Die Umfahrung wird die Lebensqualität erhöhen. Zweitens die Verkehrssicherheit. Es gab an manchen Stellen schon viele Unfälle, die Fußgängerübergänge sind unsicher. Drittens die Förderung von Tourismus und Naherholung; der Verkehr im Ortskern beeinträchtigt den Charme des Ortes. Viertens Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Fünftens kann es positive wirtschaftliche Auswirkungen geben; Handel und Gastgewerbe profitieren von einem belebten Ortskern in dem sich Menschen wohlfühlen.“ Die Umfahrung löse somit nicht nur viele aktuelle Probleme, sondern sei auch eine Investition in die Zukunft. „Ich denke die Vorteile überwiegen den Herausforderungen“, unterstrich Nischler.

Offene Fragen

Herausforderungen, auf welche die Bürgerliste Partschins Rabland Töll zu sprechen kam, seien etwa die offenen Fragen zum „Grundwasser im Westen“. „Nachdem in der Vergangenheit mehrere Umfahrungsvarianten angestrebt und teilweise beschlossen worden waren – vor Überprüfung der technischen Machbarkeit –, haben wir als Bürgerliste gefordert, dass bei der jetzt angestrebten Variante die technische Machbarkeit, vor allem hinsichtlich des gespannten Grundwassers im Westen, vor diesem Beschluss geklärt wird. Dies ist bis heute nicht erfolgt und als einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Punkt, noch offen. Somit besteht die Gefahr, dass diese Variante, wie sie heute beschlossen werden soll, sich eventuell als technisch nicht umsetzbar herausstellt“, so Benjamin Schupfer von der Bürgerliste. Zudem stelle sich die Frage nach einer Gesamtlösung, in die auch die Töll miteingezogen werden. „Dieser Gemeinderat ist mit dem Ziel gestartet, eine Gesamtlösung für das Gemeindegebiet und den gesamten Untervinschgau zu fordern. Übrig geblieben ist mit dem bevorstehenden Projekt eine Teillösung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch unklar, was mit der Töll passieren wird“, erklärte Schupfer. Dennoch stimmte die Bürgerliste für den Grundsatzbeschluss, „aufgrund der Notwendigkeit und des Wunsches nach einer zeitnahen Lösung“. Alle größeren Varianten bzw. Gesamtlösungen seien vorerst nicht realistisch, das Land hatte bereits erklärt, dass großräumigere Lösungen erst in 20 bis 30 Jahren möglich seien. Die Umfahrung von Rabland mit der „Variante V-opt“ hingegen könne nun nach Grundsatzbeschluss angegangen werden, in etwa 6 Jahren könnte es los gehen, die Bauarbeiten dürften sich dann nochmals auf 3 Jahre belaufen. Die Kosten für die rund 1,4 Kilometer lange Umfahrung sollen sich auf 60 bis 70 Millionen Euro belaufen. In den nächsten Jahren steht noch einiges an Vorarbeit an.

Auflagen ans Land

Im Beschluss des Gemeinderats wurden dem Land mehrere Auflagen gestellt, die Linienführung und die Tunnellänge seien „so zu wählen, dass das Dorf nachhaltig vom Lärm und Verkehr geschützt wird und dass auch für die Zukunft die Entwicklungsmöglichkeiten für das Dorf gewahrt bleiben“. Um dies zu garantieren müsse der Tunnel eine Mindestlänge von 850 Meter haben. Die Portale müssen so gestaltet werden, dass sie sich bestmöglich in die Landschaft einfügen und ein natürliches Gesamtbild ergeben, etwa durch Begrünung. Die Baumaßnahmen müssen so ausgeführt werden, dass die Oberflächennutzung eine Bebauung in Form von Wohngebäuden an dafür geeigneter Lage noch zulässt. Mit dem verfügbaren Kulturgrund sei sparsam umzugehen. Die Arbeiten seien von April bis Ende Oktober so zu koordinieren, „dass die Beeinträchtigungen der Wohnsiedlungen und Betriebe möglichst geringgehalten werden“. Auch die unterirdische Verlegung der Hochspannungsleitung sei umzusetzen, und einiges mehr. Rücksicht zu nehmen sei insbesondere auf Anwohner/Innen und Betriebe. Für diese seien die Bauarbeiten eine Herausforderung, wie auch der unter anderem für die Wirtschaft zuständige Gemeindereferent Ulrich Schweitzer unterstrich. Man müsse zugestehen, „dass 3,4 Betriebe während der Bauphase geschädigt werden“. Größtenteils sei aber auch in Gesprächen mit Touristikern und der Wirtschaft klar geworden, dass viel Hoffnung herrsche und das Projekt als Chance gesehen werde.

Weichen für die Zukunft

„Dieses Jahrhundertprojekt stellt für unsere Gemeinde aus raumplanerischer Sicht die Weichen für die Zukunft des gesellschaftlichen Zusammenlebens, nicht nur in Rabland. Es geht nicht nur um die Realisierung einer Umfahrung, viele wichtige Themen wie die Notwendigkeit der Mobilität, die touristischen Auswirkungen, die Chance zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes und des Lebensraumes, aber auch die Auswirkungen auf Anrainer und Betriebe sind eng mit einem solchen Projekt verknüpft“, unterstrich Jasmin Ramoser im Namen der SVP Partschins den Stellenwert des Projekts für Rabland, die Gemeinde Partschins und darüber hinaus.

Josef Laner
Josef Laner

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