Ernst Paris feiert 100. Geburtstag
Mals - Nach einer langen, pandemiebedingten „Durststrecke“ konnten die Bewohnerinnen und Bewohner des Martinsheims in Mals am 6. Oktober endlich wieder zusammen mit dem Mitarbeiterteam einige gesellige und unterhaltsame Nachmittagsstunden verbringen und zusammen feiern. Im Mittelpunkt stand der langjährige Heimbewohner Ernst Paris, der seinen 100sten Geburtstag feierte. Auf das Leben des Jubilars blickte Martinsheim-Präsident Konrad Raffeiner zurück. Er stützte sich dabei auf die Biografie, die Ernst Paris in einem 100 Seiten umfassenden Büchlein aufgeschrieben hat. Das entspricht einer Seite pro Jahr. Ernst wurde am 6. Oktober 1922 in St. Nikolaus im Ultental als drittes von zwölf Kindern am „Tumpfhof“ geboren. Er besuchte die italienische Grundschule in der Fraktion St. Moritz - damals „blühten“ in Südtirol der Faschismus und die Italianisierung – und verbrachte seine Jugendzeit am elterlichen Hof. 1942 wurde Ernst zum italienischen Heer eingezogen. 1943 kam er in deutsche Kriegsgefangenschaft, die im August 1945 endete, sodass er nach Hause zurückkehren und wieder am Heimathof mitarbeiten konnte. Nach mehreren Schicksalsschlägen in der Familie, zu denen unter anderem der frühe Tod seines jüngsten Bruders Jakob zählte, kam es im Leben von Ernst im Jahr 1967 zu großen Veränderungen. Er nahm das Arbeitsangebot zweier ehemaliger Ultner Schulkollegen, die mittlerweile Patres im Kloster Marienberg waren, an und zog ins Kloster. Er war dort viele Jahre lang Müller in der Getreidemühle, verrichtete Dienstbotengänge und arbeitete auch beim Brotbacken mit, im Garten und beim Herrichten von Brennholz. „Bei allen Arbeiten, die im Kloster anfielen, bot er seine Mithilfe an,“ blickte Konrad Raffeiner zurück. Ernst habe sich den klösterlichen Tagesablauf rasch zu eigen gemacht und habe am Leben mit den Patres und Laienbrüdern Gefallen gefunden. Das war außerdem der Grund, warum Ernst auch nach seiner Pensionierung im Kloster blieb. Nach einem Arbeitsunfall im Jahr 2005 musste er allerdings seine vertraute Arbeit im Kloster aufgeben und zog noch im selben Jahr ins Martinsheim, wo er ein relativ selbstständiges Leben führt. „Ernst ist ein Mensch, der die Gesellschaft seiner Mitbewohner sucht und genießt. Zwischendurch zieht er sich aber auch zurück und schöpft Kraft aus der Ruhe und der Zeit für sich”, sagte Raffeiner. Den Kontakt zu den Patres im Kloster halte er weiterhin aufrecht. Gedankt hat der Präsident auch den Bezugspersonen von Ernst, namentlich Renate Oberperfler. Die Glückwünsche im Namen der Gemeinde Mals überbrachte Bürgermeister Josef Thurner. Im Vorfeld des Anschnittes der Geburtstagstorte hatten Gernot Niederfriniger und Toni Bernhart die Martinsheim-Gemeinschaft mit besonderer Musik und Literatur unterhalten. Gernot spielte an der Harfe und Toni las aus den „Olt-Graunr Gschichtn“ seiner Mutter Elsa Patscheider vor. Zum Martinsheim hat Toni Bernhart einen besonderen Bezug, weil sein Vater, Adolf Bernhart aus Prad, dort die letzten Lebensjahre verbracht hat. Toni Bernhart hatte nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie (ab 19. März 2020) für einen bestimmten Zeitraum täglich aus den „Olt-Graunr Gschichtn“, geschrieben in Oberländer Mundart, vorgelesen, die dann als Videos im Internet veröffentlicht wurden und so den Weg in zahlreiche Seniorenheime in Südtirol fanden. Viel positive Resonanz für den Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Toni Bernhart gab es kürzlich übrigens auch bei den Passionsspielen in Thiersee im Bezirk Kufstein. Bernhart hatte den neuen Stücktext der Thierseer Passionsspiele verfasst und ihn nach 100 Jahren für die Gegenwart adaptiert.
