Familien stärken
Mals/Schlanders - Familien stärken und das Wohlergehen aller Familienmitglieder fördern: Das ist das Ziel des Bereichs „Kinder und Jugendliche“ der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Dieses Ziel wird auch mit dem Interreg-Projekt „Familien stärken in der Terra Raetica“ verfolgt. Zum Projekt-Auftakt lud die Bezirksgemeinschaft am 19. April zum Abendvortrag „Familie und Veränderung“ mit Kathia Nocker für Eltern und Interessierte aus dem Sozialsprengel Obervinschgau in das Kulturhaus von Mals ein. Ein zweiter Vortrag zum selben Thema und mit derselben Referentin findet am 8. Mai um 20 Uhr im Kulturhaus in Schlanders für Eltern und Interessierte aus dem Sozialsprengel Mittelvinschgau statt. Wie Manuela Ortler, die Leiterin des Bereichs „Kinder und Jugendliche“, in Mals vorausschickte, seien die Vorträge als Angebot anzusehen, „Wissen zu erweitern und eine neue Perspektive einzunehmen.“ Es gehe darum, „positive Lebens- und Beziehungsmuster in Familien und somit in der Gesellschaft im Sinne der Prävention zu fördern.“ Dass der Fokus in den Familien nicht ausschließlich auf das Wohlergehen der eigenen Familie zu richten sei, sondern dass die Familie auch eine Verantwortung für die gesamte Gesellschaft zu tragen habe, hob Kathia Nocker gleich zu Beginn ihrer Ausführungen hervor. „Nicht umsonst wird die Familie als Keimzelle der Gesellschaft bezeichnet“, sagte die Pädagogin und Trainerin in systemischer Kompetenzentwicklung. Den Schwerpunkt ihres Referates legte sie auf die Beantwortung folgender zwei Fragen: „Wie kann ich unser Familienleben zum Wohle aller Familienmitglieder gestalten?“ und „Wie kann ich meine eigene Elternrolle weiterentwickeln?“ Jede Familie habe ihre eigenen Dynamiken und gehe mit Herausforderungen anderes um. Wesentlich sei, dass Eltern ihre Führungsrolle liebevoll und achtsam wahrnehmen und sich bewusst mit den Auswirkungen von Veränderungen befassen. Nocker ging auf verschiedene systemische Grundprinzipien für die Erziehung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen ein und zeigte auf, wie Werte das Familienleben nachhaltig stärken können. Als Werte für eine „gesunde“ Familie nannte sie in Anlehnung an den dänischen Familientherapeuten Jesper Juul (1948-2019) die Gleichwürdigkeit, die Authentizität, die Integrität und die Verantwortung. „Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun“, sagte Juul. Zum Thema Verantwortung hat er geschrieben: „Wir müssen nicht auf alle Wünsche eingehen. Trotzdem können wir den anderen und seine Wünsche ernst nehmen.“ Auch mit konkreten Tipps und Ratschlägen wartete Kathia Nocker auf. Wenig hält sie von ständigem Tadeln der Kinder, von Verboten und Vorwürfen ihnen gegenüber: „Wir können die Kinder nicht formen. Wohl aber können wir sie bei der Entwicklung ihrer Potentiale begleiten und fördern. Wir müssen ihnen das Werkzeug mit auf den Weg geben, damit sie sich selbst formen können.“ Im Rahmen des Interreg-Projektes wurde bzw. wird eine Eltern-Jahresgruppe gegründet. Wie Kevin Hofer (Berater und Mitorganisator) informierte, sind von Juni 2023 bis Juni 2024 insgesamt 6 Tages- bzw. Halbtagestreffen der Gruppe zu unterschiedlichen Themen geplant: Familienleitbild, Elternrolle, Wertevermittlung, Familienrat und weitere Themen mehr. Die Teilnahme ist kostenlos. Zielgruppe sind interessierte Eltern.