„Nur billige Polemik“

Publiziert in 13 / 2023 - Erschienen am 18. Juli 2023

Reschen - „Bunker am Reschen-Scheideck: Nur faschistische Orts- und Flurnamen auf Karten“. So lautete kürzlich der Titel einer Anfrage von Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) im Landtag. Für die Schautafeln (im Bild eine davon) sei Kartenmaterial verwendet worden, auf dem, bis auf „Adige“, ausschließlich die faschistischen Orts- und Flurnamen eingetragen seien. Es handle sich um ältere italienische Militärkarten. Der Grauner Bürgermeister Franz Prieth und der Präsident des Fördervereins Oculus, Florian Eller, weisen diese Kritik zurück. Die Aussage von Knoll, wonach man „besonders in nächster Nähe zur Unrechtsgrenze immer noch so tun will, als seien diese faschistischen, pseudoitalienischen und manipulativen Orts- und Flurnamen das Selbstverständlichste der Welt“ sei nur billige Polemik. In der offiziellen Antwort der Gemeinde bezüglich der Anfrage heißt es, dass die Verteidigungsanlagen von der Gemeinde im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projektes „Historische Grenzbefestigung im Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz“ mit Geldmitteln der EU renoviert wurden. Die geschichtsträchtigen Anlagen seien dadurch seit 2016 der Öffentlichkeit zugänglich und werden von der Gemeinde Graun instandgehalten. Es handle sich dabei um ein „lebendes“ Projekt, das jährlich zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland unterschiedlichster Altersstufen anlockt und so die Möglichkeit bietet, direkte und authentische Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Bunkeranlagen können ausschließlich im Rahmen geführter Besichtigungen erkundet werden und ein speziell geschultes Personal bringt den interessierten Besuchern nicht nur die Geschichte des Kriegsgeschehens im Dreiländereck näher, sondern auch, wie der Bau der Anlagen und vor allem die damalige Zeit von der einheimischen Bevölkerung erlebt wurde. „Die auf den Schautafeln abgebildeten Militärkarten sind in diesem Gesamtkonzept ein Baustein, der prinzipiell den militär-strategischen Aspekt der Anlagen aufgreift“, heißt es weiter. Die freundlicherweise aus den meist nicht öffentlich zugänglichen Militärarchiven zur Verfügung gestellten originalen historischen Karten dokumentieren die Lage der in Südtirol gelegenen Bunkeranlagen des sogenannten „Alpenwalls“. Bei näherer Betrachtung der Karten falle auf, „dass die ursprünglichen Orts- und Flurnamen abgeändert und an den italienischen Sprachgebrauch angepasst wurden.“ Die Karten seien somit zusätzlich Spiegel und Zeugnis der damaligen politischen Situation und werden von der Gemeinde auch unter diesem Gesichtspunkt für die Aufarbeitung der Geschichte eingesetzt. Eine Abänderung der Karten erscheine somit nicht zielführend, „der Gemeinde Graun wird jedoch nahegelegt zu überprüfen, ob eine Ergänzung der Schautafeln mit Informationen betreffend die Herkunft der Karten und deren zeitliche Einordnung dienlich sein könnte.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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