Im Bild (v.l.): Ossi Stricker, Gustav Kofler, Primar Stephan Eschertzhuber, Juliane Thialer, Gabriele Morandell, Daniela Kobler und Kurt Agethle.

Organspende 

Eine lebensrettende Entscheidung. Gut besuchter Informationsabend der Prader Nachhaltigkeitstage

Publiziert in 8 / 2025 - Erschienen am 22. April 2025

Prad - Die Organspende erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit ethischen, medizinischen und rechtlichen Aspekten. Sie bietet die Möglichkeit, das Leben von schwerkranken Menschen zu retten oder erheblich zu verbessern. „Organspende und Transplantation“ nannte sich der Informationsabend im Rahmen der Nachhaltigkeitstage des Bildungsausschusses von Prad in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Nierenkrankenverein.  Rechtsanwältin Gabriele Morandell und Gustav Kofler, der Vorsitzende des Südtiroler Nierenkrankenvereins konnten zahlreiche Interessierte, Vertreter der Gemeinde und Sponsoren sowie den Referenten Primar Stephan Eschertzhuber von der Uni-Klinik Innsbruck im Gemeindesaal von Prad begrüßen. Die Präsentation von Stephan Eschertzhuber, Vorsitzender des österreichischen Transplantationsbeirats, behandelte umfassend die Themen Organspende und Transplantation in Österreich, einschließlich Südtirol. Im Jahr 2024 wurden in Österreich insgesamt 637 Organtransplantationen durchgeführt. Die häufigsten Transplantationen betrafen Nieren (319), gefolgt von Leber (140), Lunge (106), Herz (59) und Pankreas (13). Die Transplantationszentren in Wien, Innsbruck, Graz und Linz sind die Hauptakteure. International liegt Österreich mit 65,7 Transplantationen pro Million Einwohner (PMP) im guten Mittelfeld.

Formen der Organspende

Es gibt zwei Hauptformen der Organspende: Bei der Lebendspende können lebende Personen bestimmte Organe oder Gewebe wie eine Niere oder Teile der Leber spenden. Die postmortale Spende erfolgt nach dem Tod des Spenders und umfasst Organe wie Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Nieren. Die Todesfeststellung erfolgt entweder durch Hirntod oder Kreislaufstillstand. Der Hirntod ist der irreversible Funktionsausfall von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Die Diagnostik erfordert hochkomplizierte Verfahren. „Es gibt keine einzige Diagnose in der Medizin, die mit einer solch extremen Präzision durchgeführt wird“, betonte der Referent. Dasselbe gilt beim Kreislaufstillstand. Auch hier müssen die Mediziner nach einem strengen Protokoll und mit Null Spielraum handeln. „Es geht immer ums Gehirn! Keine Maschine kann das einmal zerstörte Gehirn wiederbeleben“, betonte Stephan Eschertzhuber. 

Lange Wartelisten

Organspenden und Transplantationen sind medizinisch hochentwickelte Verfahren mit beeindruckenden Erfolgsraten, erklärte Primar Eschertzhuber: Die Überlebensrate nach einer Herztransplantation liegt beispielsweise bei 91 % im ersten Jahr und bei 70 % nach zehn Jahren. Ohne Transplantation beträgt die Überlebenszeit für Patienten mit schwerem Organversagen oft nur wenige Monate. Trotz der Fortschritte gibt es weiterhin Herausforderungen: Im Jahr 2024 warteten in Österreich 845 Patienten auf ein Organ. Die Wartezeit bis zur Transplantation variiert stark je nach Organ; für eine Niere beträgt sie durchschnittlich 38,4 Monate. Jährlich sterben viele Patienten, bevor ein passendes Organ verfügbar ist. Allein 2024 starben 62 Menschen während ihrer Wartezeit, so der Referent. Als Organspender kommen nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen in Frage. 

Organspende: ja oder nein?

Jeder Einzelne sollte sich informieren und eine persönliche Entscheidung treffen, sei es für oder gegen die Spende. Denn letztlich ist es viermal wahrscheinlicher, selbst eine Organtransplantation zu benötigen, als jemals zum Spender zu werden. „Bei der Ausstellung einer neuen Identitätskarte kann auf der Gemeinde die Entscheidung für oder gegen eine Organspende vermerkt werden“, so Gabriele Morandell. Eine weitere Möglichkeit ist es, seine Entscheidung der italienischen Vereinigung der Organspender AIDO mitzuteilen oder sie in der eigenen Patientenverfügung zu deponieren. Jeder Mensch sollte seinen Wunsch rechtzeitig mitteilen, das ist eine enorme Entlastung für die Angehörigen und auch die Ärzte. Juliane Thialer, deren rechter Lungenflügel mit 22 Jahren nicht mehr funktionierte, lebt heute nach einer erfolgreichen Transplantation wieder normal. Sie kann Sport betreiben und plädierte in ihrem Erfahrungsbericht für „eine Organspende rettet Leben“. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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