Rabland mit neuen Versprechen umfahren
Publiziert in 43 / 2015 - Erschienen am 2. Dezember 2015
Ein saalfüllender Landeshauptmann setzte seine Regierung ins rechte Licht und vertröstete die Rablander auf Februar.
Rabland - Sie wollten ihn sehen und hören und womöglich eine verbindliche Auskunft über die seit 45 Jahren angestrebte Umfahrungsstraße von Rabland bekommen. Platzmäßig ging nichts mehr im Geroldsaal. Für die Bürgerversammlung mit Landeshauptmann Arno Kompatscher musste sich Bürgermeister Albert Gögele tatsächlich nicht schämen. Bevor Moderator Harald Schmittner auf „knackige Fragen knackige Antworten“ erwarten durfte, kam Bürgermeister Gögele seiner Informationspflicht nach. Knapp und klar in Wort, Schrift und Bild stellte er als kurzfristige Projekte vor den Neubau des Kraftwerks Salten, den Bau des Alten- und Pflegeheimes in Partschins, die Tiefbauarbeiten mit Verlegung von Infrastrukturen in der St. Jakobstraße. Für mittelfristig erklärte der Bürgermeister Geschwindigkeit reduzierende Maßnahmen auf und an der Vinschgau-Straße und den Bau einer Turnhalle für die Grundschule von Rabland.
Rabland wartet seit 45 Jahren
Mit einem erwartungsvollen, fast spitzbübischen Blick auf den Landeshauptmann kam Bürgermeister Gögele zu des sprichwörtlichen „Pudels Kern“, zur Umfahrungsstraße Rabland. Das Nachdenken darüber habe bereits 1970 begonnen. Seit 1991, seit der Tiefenthaler-Winkler Studie, hätten sich mehrere Machbarkeitsstudien abgelöst. Geotechnische Bewertungen hätten schließlich zur Variante V - Vereinshausvariante - geführt. Um den 900 Meter Tunnel auf der 1.130 Meter langen Gesamtstrecke zu errichten, würde die offene Bauweise im landwirtschaftlichen Grün, die Deckenbauweise im Bereich des Hotels Weiss und die kostspielige bergmännische Bauweise im Bereich Vereinshaus-Hanswirt angewandt. Danach war der Landeshauptmann an der Reihe, der natürlich nicht an die Leiden der verkehrsgeplagten Rablander anknüpfte, sondern an seinen „Regierungsstart“ im SEL-Skandal, mit Mailänder Abkommen, Berlusconis und Montis Zugriffe auf die Landeskasse und mit dem Rentenskandal erinnerte. „Wir haben aber Steuern gesenkt, Betriebe entlastet, Arbeitsplätze geschaffen, die Gemeindeimmobiliensteuer auf Normalwohnungen abgeschafft und sind auf dem Weg, den Arbeitslosenanteil auf unter 4 Prozent zu drücken“, listete Kompatscher auf. „Wir haben alles umgedreht“, betonte er. „Wir behalten 90 Prozent der Steuern und schicken 10 Prozent nach Rom.“ Durch den Notenaustausch mit Österreich habe Italien erstmals schriftlich zugegeben, dass Südtirol keine inneritalienische Frage sei. In Südtirol sei dies aber kaum beachtet worden.
„Riesenbrock“ Umfahrungsstraße
Er wollte seine 42. Bürgerversammlung mit einem Kompliment an die gut informierten Partschinser beenden, als ihm die Umfahrungsstraße einfiel. „Die 44,5 Millionen, die das Projekt Kosten wird, sind für uns ein Riesenbrocken“, erklärte Kompatscher. „Wenn es günstiger geht, würde es schneller gehen.“ Landestechniker hätten versucht, eine bessere Variante mit weniger Risiken herauszufinden. Sollte es gelingen zu sparen, würde das Projekt im Bautenprogramm des Landes nach vorne rücken; es würde vorrangig werden. Dies würde sich innerhalb Februar 2016 entscheiden. Nach der etwas überraschenden ersten Frage, wie der Landeshauptmann mit einer so großen Familie alles schaffe, holte die Obfrau des Heimatpflegevereines Hanni Laimer die Versammlung wieder in die harte Wirklichkeit zurück. Sie fürchtete - ähnlich wie Gemeinderat Karl Moser - um die Lebensqualität bei einer günstigeren Variante der Umfahrungsstraße; indem man die Kosten bemühe, zögere man hinaus. Laimer, die auch den Flughafen ansprach, bezeichnete Südtirol als „Klima-Oase“. Für den Landeshauptmann war Flughafen ein Stichwort. „Ich bin gegen diesen Flughafen“, sagte Kompatscher, „ich bin für einen funktionierenden“. Es folgte ein ausführliches Plädoyer für Südtirols Erreichbarkeit und die Vorteile für den Tourismus. „Vor allem diese Gegend hier, vor allem das Burggrafenamt würde von einem gut funktionierendem Flughafen am meisten profitieren“, zeigte sich Kompatscher überzeugt. Nach dem „zackigen Applaus“, den Gemeinderat Christian Oberperfler für den Landeshauptmann forderte, trat Tourismuspräsident Hans Peter Weiss sehr konkret auf den Plan: „Wir haben in Rabland ein Lärm- und ein Sicherheitsproblem. Von den 4 Zebrastreifen in Rabland sei nur einer sicher, vorausgesetzt, man beeile sich, drüber zu kommen. Weiss wollte wissen, wann endlich Flüsterasphalt verlegt und die „Speed-Boxen“ montiert würden. Ein Bürger von der Töll sprach ebenfalls von extrem gefährlichen Situationen an der Staatsstraße. Ein Bürger wollte wissen, wie man auf einen „siechen Flugplatz“ bauen könne und warum die Diskussion um die Spitäler auf dem Nullpunkt sei. Der Landeshauptmann verwies auf das Wahlprogramm, wo geschrieben stehe, dass die Bezirksspitäler erhalten bleiben müssen. Die Gemeinderäte der Süd-Tiroler Freiheit, Gertraud Gstrein und Dietmar Weithaler, hatten dem Landeshauptmann einen Fragenkatalog vorgelegt. Zum ersten Mal nach 42 Versammlungen durfte er dadurch über die Toponomastik reden.
Günther Schöpf
Günther Schöpf