Gruppenbild vor dem „Center da sandà Val Müstair“ (v.l.): Dieter Pinggera (Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau), Richard Theiner, Judith Fasser, Roselinde Gunsch, Theodor von Fellenberg, Anton Theiner, Chasper Stuppan (kniend), Florian Zerzer, Gabrielle Binkert-Becchetti, Albrecht Plangger, Martin Matscher und Gottfried Federspiel (Verwaltungskoordinator des Gesundheitsbezirkes Meran).
Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher war per Video zugeschaltet.
Das „Center da sandà Val Müstair“ in Sta. Maria, wo auch viele Vinschgerinnen und Vinschger arbeiten, ist zwar klein, bietet aber viele Dienste an. Die Palette reicht von der ambulanten Praxis und dem Pflegeheim bis hin zu vielen medizinischen Angeboten.

„Schneller zu Fuß in Sta. Maria als mit dem Auto in Schlanders“

Bevölkerung von Taufers kann die Notfallversorgung im „Center da sandà Val Müstair“ in Anspruch nehmen.

Publiziert in 12 / 2022 - Erschienen am 5. Juli 2022

Val Müstair/Taufers im Münstertal - Schon seit Mai können sich Bürgerinnen und Bürger der Grenzgemeinde Taufers im Münstertal für medizinisch indizierte Erste-Hilfe-Leistungen an das „Center da sandà Val Müstair“ in Sta. Maria wenden. „Zu Fuß ist man von Taufers bis hierher schneller als mit dem Auto in Schlanders,“ brachte Theodor von Fellenberg, der Chefarzt des kleinsten Gesundheitszentrums der Schweiz, den Sinn der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb auf den Punkt. Offiziell vorgestellt und besiegelt wurde die Vereinbarung am 23. Juni im „Center da sandà“. Um die Notfallversorgung im Gesundheitszentrum, das nur rund 4 Kilometer von Taufers entfernt ist, in Anspruch zu nehmen, brauchen die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Taufers nur ihre Gesundheits- und Identitätskarte vorweisen. Abgerechnet werden die Leistungen zwischen der Schweizer Klinik und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb. Den Krankentransport übernehmen in der Regel die Südtiroler Rettungsvereine. Falls eine chronische Krankheit diagnostiziert wird und aufwendige instrumental-diagnostische Untersuchungen notwendig sind, werden die Patientinnen und Patienten in das Krankenhaus nach Schlanders oder in andere Südtiroler Krankenhäuser gebracht. Längere stationäre Aufenthalte sind im „Center da sandà“ allerdings nicht möglich. Nach höchstens drei Tagen erfolgt eine Verlegung nach Südtirol.

Über 17 Jahre Vorlaufzeit

Am 23. Juni sprachen die Tauferer Bürgermeisterin Roselinde Gunsch, die Gemeindepräsidentin des Val Müstair, Gabriella Binkert-Becchetti, die Direktorin und der Präsident des „Center da sandà“, Judith Fasser und Chasper Stuppan, der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, der ehemalige Direktor der Betriebsabteilung für Gesundheitsleistungen und wohnortnahe Versorgung des Sanitätsbetriebes, Martin Matscher, Theodor von Fellenberg sowie auch Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher, der per Video zugeschaltet war, von einem Freudentag und einem Meilenstein der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, ließen aber nicht unerwähnt, wie schwierig und steinig der Weg bis hin zur konkreten Zusammenarbeit gewesen ist. Über 17 Jahre lang war auf die Vereinbarung hingearbeitet worden. Es gab immer wieder Rückschläge, Neunanfänge und auch Phasen des Stillstandes. Viel Energie musste in die Überwindung bürokratischer Hürden auf Kantonsebene in der Schweiz und noch mehr auf Staatsebene in Rom gesteckt werden. Mitgeholfen hat in Rom während der Endphase der Kammerabgebordnete Albrecht Plangger. Mehrfach hervorgehoben wurde der Einsatz des ehemaligen Gesundheitslandesrates Richard Theiner und des früheren ärztlichen Leiters des Krankenhauses Schlanders, Anton Theiner. Sie seien zusammen mit Martin Matscher die treibenden Kräfte der Zusammenarbeit gewesen.

„Weniger ist oft mehr“

Roselinde Gunsch bestätigte, dass die Bevölkerung von Taufers die Dienste des „Center da sandà“ schätzt. Die Möglichkeit, bei akuten medizinischen Problemen rasch und unkompliziert Hilfe zu bekommen, sei auch insofern wichtig, als dass der Vinschgau mit einem Hausärztemangel zu kämpfen habe. Die jetzige Vereinbarung sehe einfache und konkrete Angebote vor. „Auch hier hat sich gezeigt, dass weniger oft mehr ist“, resümierte die Bürgermeisterin. Arno Kompatscher wertet die Vereinbarung als weiteren Baustein in der Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung im ländlichen Raum. Angesichts des Ärzte- und Pflegekräftemangels sei das wichtiger denn je. „Wir sind froh, dass wir gemeinsam dieses Angebot für die Tauferer Bevölkerung schaffen konnten“, sagte Florian Zerzer. Das Pilotprojekt ist bis Ende 2024 ausgelegt: „Wenn es sich bewährt, führen wir es gerne fort“, so Zerzer. Angehen wolle man auch einen zweiten Schritt, nämlich den Ausbau der Zusammenarbeit, sodass auch die Bevölkerung der Gemeinde Val Müstair medizinische Leistungen in Südtiroler Krankenhäusern zu Lasten ihrer Krankenversicherung in Anspruch nehmen kann. Zum jetzigen Dienst meinte von Theodor von Fellenberg: „Alle Tauferer können zu uns kommen. Wir sind für alle da, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr.“

Josef Laner
Josef Laner

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