Unbuntwelt

Publiziert in 43 / 2016 - Erschienen am 3. Dezember 2016
Was haben Enid Blytons Fünf-Freunde-Abenteuer und Karl-May-Romane gemeinsam? Richtig. Dort sind die Guten noch gut und die Bösen böse, da ist Weiß weiß und Schwarz schwarz. Der Kosmos ist übersichtlich und leicht durchschaubar. Doch die wirkliche Welt da draußen ist nicht so einfach gestrickt und, um beim Vergleich zu bleiben, Schwarz und Weiß gibt es selten in Reinform. Vielmehr regiert überall das Grau in all seinen Facetten – auch wenn es nicht gleich 50 Graustufen sein müssen. Wir sind es gewohnt, in einer grauen Welt zu leben und grau zu denken. Anderenfalls wird man schnell der Schwarz-Weiß-Malerei verdächtigt. Und nun stehen wir vor dem Referendum zur Verfassungsreform. Es ist mehr als das übliche Hin und Her der Argumente. Jede Seite präsentiert unumstößliche „Fakten“ – und sogar die Befürworter in Südtirol müssen zugeben, dass Renzis Vorschlag nicht mehr als eine schöne graue Alternative zu einem ordentlichen Weiß ist. Das Dilemma: Trotzdem müssen wir am 4. Dezember (unbunte) Farbe bekennen. Ich möchte nicht in meiner Haut stecken.z
Christian Zelger
Christian Zelger

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