Podiumsdiskussion mit Karolin Silgoner, Mathias De Stefani, Heiner Oberrauch, Jacqueline Hofer und Samuel Lageder (v.l.)
Heiner Oberrauch
Heinrich Oberrauch: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Unternehmer werden, Unternehmer sein

„Wir wollten ihn haben“, den erfolgreichen Unternehmer Heiner Oberrauch

Publiziert in 41 / 2021 - Erschienen am 7. Dezember 2021

Mals - In seiner Begrüßung erinnerte Werner Oberthaler, Direktor des Oberschulzentrums Mals (OSZM), dass mehrere Lehrer gleichzeitig die Absicht hatten, den Präsidenten der Oberalp-Group und Präsidenten des Unternehmerverbandes Südtirol Heiner Oberrauch nach Mals einzuladen. Zur allgemeinen Belustigung fasste Deutschlehrer Thomas Strobl salopp zusammen: „Wir wollten ihn haben“. Dann stand der erfolgreiche Unternehmer tatsächlich vor den Abschlussklassen der Fachoberschule für Wirtschaft (Fowi), des Sozialgymnasiums (Sogym), der Sportoberschule und der Fowi-Richtung mit Schwerpunkt Sportspiele. Flankiert von den Moderatoren Eva Theiner und Lukas Bochet (5A Fowi) sprach der Unternehmer Klartext. Fast jeder Satz erlaubte einen Blick in die nicht so selbstverständliche Unternehmensphilosophie des Heiner Oberrauch, der im Matura-Alter keine Hochschule besuchte, sondern seine Leidenschaft für die Berge, fürs Wandern, Bergsteigen und Skitourengehen zur Grundlage seines Unternehmens machte. „Mein Bruder und ich waren beide in der Jugendarbeit tätig. Wir haben früh gelernt, mit Menschen umzugehen und Menschen zu führen“, erklärte Oberrauch. 

Auf Vertrauen gebaut

Er blendete eine Graphik seines Firmenimperiums ein mit über 800 Angestellten in 236 Geschäften weltweit und fragte: „Wie kann man das kontrollieren?“ Er gab sich selbst die Antwort: „Das kann man nicht kontrollieren, man kann nur Vertrauen schenken. Es gibt nur 100% oder gar kein Vertrauen. Unser Unternehmen ist auf gegenseitige Großzügigkeit aufgebaut.“ Man sei Corona-Gewinner. In Zeiten von Krisen wollen die Menschen zurück zur Natur. Der Bergsport und die dazu passenden Produkte würden alles enthalten, was man sich in solchen Zeiten wünsche: den Fitness-Gedanken, die Gesundheit, den Körperkult, den Kick in Sicherheit und das Tourengehen. Mit der Frage: Wer ist der Chef? kam er auf das Verhältnis Chef, Mitarbeiter, Kunde zu sprechen und nannte es den größten Fehler, Gewinn machen zu wollen. Gewinn sei nur die Konsequenz aus dem Handeln. Viel wichtiger sei die Leidenschaft, die Begeisterung, die auch der Kunde spüre. Damit kam er auf acht wichtige Unternehmergrundsätze zu sprechen: Begeisterung, positiv bleiben, einzigartig sein, Mut haben, Verantwortung übernehmen auf ethischen Grundlagen, gemeinsam schwitzen, in großen Zeiträumen denken, aber schnell und entschlossen handeln und führen. Passend dazu blendete Oberrauch Gebirgslandschaften und Bergsportbilder ein.

Es muss anders werden

Dem Referat folgte eine Podiumsdiskussion mit Heiner Oberrauch und den Schülern Mathias De Stefani (4A Fowi), der Skifahrerin Karolin Silgoner (5B Sport), Jacqueline Hofer (5B Sozialgymnasium) und dem Fußballer Samuel Lageder (5B Fowi). Es wurden alle drängenden und dringenden Themen in in Zeiten von Pandemie und Klimawandel angesprochen. Es ging um die Zukunft des Unternehmerstandortes Südtirol auch im Zeichen des Konsumverzichts, des Fachkräftemangels, der Ressourcenknappheit und der Elektromobilität. Oberrauch hatte auch praktische Tipps parat für jene Schüler, die nach der Reifeprüfung beabsichtigen, in die Arbeitswelt einzusteigen. „Ihr habt ein Luxusproblem“, stellte der Unternehmer fest. „An Arbeitsplätzen besteht kein Mangel. Ihr könnt euch die Betriebe aussuchen.“ Wichtig sei, beim Bewerbungsgespräch auch Fragen zu stellen. Wer fragt, der führt, sei ein wichtiger Satz. Das Thema Wachstum bildete den Abschluss der spannenden zwei Stunden in der Aula Magna des OSZ Mals. „Jeder will wachsen, jeder will Spuren hinterlassen“, gab Oberrauch zu bedenken. „Die Frage wird sein, wo wollen wir wachsen. Sicher nicht in der Anhäufung von materiellen Gütern.“

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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