Wichtig für das ganze Tal
Publiziert in 34 / 2016 - Erschienen am 28. September 2016
Lebenshilfe Vinschgau ist nicht mehr wegzudenken. 30 Jahre Werkstatt.
Schlanders – Für Menschen mit Beeinträchtigung die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Das ist laut Johanna Stecher, der Präsidentin der Lebenshilfe Vinschgau, der Leitgedanke der Arbeit des Vorstandes. Sie blickte bei der Vollversammlung, die am 22. September im Haus Slaranusa stattfand, auf die Tätigkeiten der vergangenen 3 Jahre zurück. Ein besonderes Anliegen war es, das Haus weiter zu öffnen. So wurde etwa die Unterbringung des
Eltern-Kind-Zentrums, das 2015 in das Haus einzog, unterstützt. Heuer konnten außerdem Räume in der Göflanerstraße angemietet werden, wo man handgefertigte Produkte der Werkstätten kaufen kann. „Der Laden bietet eine weitere Möglichkeit für die Dorfbewohner und Gäste, mit den Menschen mit Behinderung in Kontakt zu kommen“, sagte
Stecher. Es sei gelungen, einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion zu gehen. Ungute „Begleiter“ während der vergangenen Jahre waren die finanzielle Situation und das Dilemma mit den Ausschreibungen. Für die Lebenshilfe Vinschgau ging die Ausschreibung gut aus. Der Dienst konnte für 5 Jahre (bis 2017) gesichert werden. Johanna Stecher dankte dem gesamten Vorstand und ganz besonders dem Leiter Georg Horrer und seinem Team. Einen besonderen Dank zollte sie auch Rosmarie Nagl. Sie hat 13 Jahre lang im Vorstand mitgearbeitet und stellte sich nicht mehr der Wahl.
„Früher vielfach ‚versteckt’“
An die Entstehung und den Aufbau der Lebenshilfe Vinschgau erinnerte Robert Kaserer. Er gehörte zu den treibenden Kräften der ersten Stunde. „Damals war es noch so, dass man Menschen mit Behinderungen vielfach ‚versteckte’“, sagte Kaserer. 1977 erfolgte der Grundankauf, 1983 wurde der Bau projektiert. Auf die Aufbauzeit und besonders den Zeitraum von 1986 bis heute blickte
Georg Horrer zurück. Heuer feiert die Lebenshilfe in Schlanders nämlich „30 Jahre Werkstatt für Menschen mit Behinderung“. Die erste Werkstätte wurde 1986 fertiggestellt. 11 Menschen mit Behinderung wurden damals von 3 Betreuern (Reinhilde Köck, Paul Ratschiller und Herbert Telser) und einem Zivildiener (Georg Horrer) betreut. 1987 wurde die hauseigene Küche eröffnet. 1988 folgten die Tagesstätte und das Wohnheim. Die Zahl der Klienten und Betreuer nahm weiter zu. Auch schwierige Zeiten, Konflikte und Spannungen ließ Horrer nicht unerwähnt.
Auch schwierige Zeiten
1989 übernahm Rosa Moser unter schwierigen Umständen die Leitung. Sie blieb 17 Jahre lang Leiterin. Von 1989 bis 2006 ist die Zahl der Klienten von 39 auf 52 gestiegen (Werkstatt, Tagesstätte, Heim und Wohngemeinschaft). Die Zahl der Angestellten wuchs von 22 auf 34. „Rosa Moser ist es gelungen, die Einrichtung der Lebenshilfe in Schlanders zu einem ‚Herzeige-Objekt’ aufzubauen“, sagte Horrer. 2006 übergab der Vorstand die Leitung an ein 3-köpfiges Führungsteam: Emma Pinzger (Wohnen und Tagesstätte), Manfred Ratschiller (Werkstatt) und Georg Horrer (organisatorische Gesamtleitung). Zu weitreichenden Entwicklungen und Änderungen führte eine intensive Evaluation, die 2007 abgeschlossen wurde. Der Wohnbereich wurde umstrukturiert. Die Tagesstätte, die Werkstätte und der Servicebereich wurden zu einem Arbeitsverbund zusammengelegt. Viel Wert wird seit Jahren auf die Fortbildung gelegt, um die Professionalität und Kompetenzen der Mitarbeiter/innen zu stärken. Auch Horrer kam auf das Thema Ausschreibung zu sprechen. Sollte die Bezirksgemeinschaft im Herbst 2017 einer 3-jährigen Verlängerung nicht zustimmen, „wäre leider die nächste Ausschreibung fällig.“ Bürgermeister Dieter Pinggera, seines Zeichens auch Vize-
präsident der Bezirksgemeinschaft, versicherte in seinen Grußworten, „dass der Bezirk der Verlängerung sicher zustimmen wird.“
Derzeit 45 Klienten
Derzeit werden im Slaranusa 45 Klienten begleitet. Bedauerlich sei laut Horrer, „dass in den letzten Jahren leider einige langjährige Mitarbeiter und Klienten des Arbeitsverbundes aufgrund der wesentlichen Leistungs-
standards des Landes und aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters unsere Einrichtung verlassen mussten.“ Neben den Tätigkeiten im Haus (Tischlerei, Flechterei, Montagegruppen, Nähgruppe, Wachsgruppen, Weberei, Kreativ-
gruppe) ist die Außenverlegung von Arbeitsplätzen weiterhin das große Ziel der Einrichtung. Das Projekt mit der Firma HOPPE in Laas läuft bereits seit 2011 hervorragend. Ebenfalls seit 2011 kümmert sich die Gemeindegruppe um die Pflege der öffentlichen Park- und Spielplätze im Hauptort und in den Fraktionen. Die Gruppe arbeitet eng mit dem Gemeindebauhof und den Gemeindegärtnern zusammen. Im Dorfladen arbeitet abwechselnd jeweils eine Gruppe am Vormittag und begleitet den Verkauf. „Um auch an Nachmittagen und Samstagen das Geschäft zu
öffnen, suchen wir noch freiwillige Mitarbeiter“, sagte Horrer. Im Wohnbereich werden zurzeit 21 Menschen mit Behinderung in 5 Wohngemeinschaften begleitet. Die Gesamtzahl des Mitarbeiterteams beläuft sich zurzeit auf 41.
Öffnung nach außen
Die Lebenshilfe Vinschgau ist nach wie vor bestrebt, die Einrichtung nach außen zu öffnen, und zwar im Sinne einer vielfältigen Begegnungskultur und Inklusion. Derzeit wird das Haus verstärkt von der Integrierten Volkshochschule Vinschgau genutzt. Auch Vereine und Organisationen sind mit verschiedenen Tätigkeiten zu Gast. „Die Zusammenarbeit mit externen Diensten verbessert sich zusehends. Die Lebenshilfe hat sich als Partner im sozialen Netzwerk sehr gut positioniert und etabliert“, freute sich Horrer. Einen besonderen Dank richtete er an die Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft mit der
Direktorin Karin Tschurtschentaler an der Spitze, an den Landesverband Lebenshilfe und alle weiteren Partner und Gönner. Horrer erinnerte auch an das Wirken der bisherigen Präsidenten: Josef Schönauer, Hermann Schönthaler, Luis Pichler und Dieter Pinggera. Als Kandidaten/innen für die Neuwahl des 7-köpfigen Vorstandes hatten sich (alphabetische Reihenfolge) Lukas Graiss, Sieglinde Gufler, Helmut Haller, Monika Holzner, Margareth Kainz, Dieter Pinggera, Emma Pinzger, Johanna Stecher und Irene Steiner zur Verfügung gestellt. Monika Holzner und Johanna Stecher erhielten am meisten Stimmen. Grußworte an die Versammelten überbrachten neben Dieter Pinggera auch der Geschäftsführer des Landesverbandes, Wolfgang Obwexer, die Schlanderser Sozialreferentin Dunja Tassiello und der Sozialreferent der Gemeinde Prad, Udo Thoma. Franca Marchetto stellte den Dienst „Koordination personenzentrierte Wohnprojekte“ vor. Mit diesem neuen Konzept soll es Menschen mit Behinderung ermöglicht werden, selbst Wohnformen auszuwählen. Sepp

Josef Laner