Publikumswirksame Sitzung in Latsch mit Martin Pirhofer und Sohn, die Räte Joachim Weiss, Christian Stricker, Harald Plörer, Harald Trafoier, Thomas Pichler, Sepp Kofler, Agnes Trafoier, Stephan Bauer (verdeckt), Lukas Rizzi, Werner Schuler (1. Reihe von links)
In Rot umrandet der ungefähre Standort des zukünftigen Hotels in der Gwodret-Wies, im Südwesten von Latsch

Zwischen Dorfbelebung …

… und Grundvergeudung

Publiziert in 11 / 2019 - Erschienen am 25. März 2019

Latsch - Ein Mammutprogramm lag dem Gemeinderat bei der Sitzung vom 19. März vor. Darunter hatten viele Punkte das Zeug in sich, im Hauptort und in einigen Fraktionen auch nachfolgende Generationen zu beschäftigen beziehungsweise sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die Einführung in Punkt 7 der Tagesordnung „Änderungen am Bauleitplan“ übernahm Vizesekretär Christoph Gögele. Der publikumswirksamste Abschnitt – über 30 Latscher Bürger saßen und standen im Ratssaal – war ohne Zweifel die Ausweisung einer „Zone für touristische Einrichtungen“ in den Mooswiesen durch den Antragsteller Martin Pirhofer, mit Sohn anwesend im Ratssaal. Auf der1,8 Hektar umfassenden „Quadret-Wies“, umgangssprachlich Gwodret, im Besitz des Heinrich Schuler soll auf einer Fläche von 9.997 Quadratmetern im Einklang mit dem Tourismusentwicklungskonzept der Gemeinde Latsch ein Hotel mit 140 Betten entstehen. Von der Landesraumordnungskommis-
sion – demnächst „Kommission für Natur, Landschaft und Raumordnung“ – wurde der Antrag positiv begutachtet. Der Ortsbauernrat mit Obmann Thomas Linser hatte eine negative Stellungnahme abgegeben. Wichtigstes Argument gegen die Umwidmung war die Standortfrage. Die Lage im landwirtschaftlichen Grün und weit vom verbauten Ortskern entfernt würde unweigerlich zu negativen Auswirkungen auf die Anrainer führen. Angefangen vom Ausbau des Zufahrtsweges bis zur Beschattung durch einen 6 Meter hohen lebenden Zaun. Dazu käme das unausweichliche Konfliktpotenzial durch Abdrift, Geruchs- und Lärmbelästigung und Beregnung. Der Ortsbauernrat bezog sich u.a. auch auf das zukünftige Raumordnungsgesetz, das den Flächenverbrauch einschränken will. Zuerst positionierte sich Referent Robert Zagler mit der klaren Ansage: „Als Vertreter der Landwirtschaft bin ich dagegen.“ Nach Rat Thomas Pichler soll ein besserer Standort gefunden werden. Christian Stricker bemängelte, dass man einmal mehr zu spät diskutiere. Joachim Weiss zeigte Bedenken, weil ein Präzedenzfall entstehe. Stephan Bauer empfand den Standort „als sehr kritisch“. Sepp Kofler meinte, dass es dem Dorf nur gut gehe, wenn etwas passiere. Bei Ablehnung würden die Abdriftprobleme in der Landwirtschaft auch nicht gelöst. Weiss sprach von einer „Taktik, etwas im letzten Moment zu präsentieren“. Sepp Kofler wollte die Meinung der Wirtschaft hören. Referentin Andrea Kofler erinnerte, dass es unweit des Bauplatzes durchaus schon touristische Betriebe gäbe. Als Vertreterin des Sozialausschusses stand Referentin Sonja Platzer dem Projekt positiv gegenüber und führte zukünftige Arbeitsplätze ins Feld. Referent Mauro Dalla Barba zeigte sich besorgt über eine negative Entwicklung des Dorfes bei Ablehnung. Es kam in den Wortmeldungen zu Vorwürfen, dass man bewusst Informationen zurückhalte. Nach seiner Meinung gefragt, erklärte sich Bürgermeister Helmut Fischer klar „im Sinne der wirtschaftlichen Entwicklung“ dafür. Verena Rinner erinnerte den Rat, dass man immer für Arbeitsplätze im Dorf gestimmt habe. Es hätten sich hier 2 Bauern geeinigt. Lukas Rizzi sah ebenfalls die Gefahr eines Präzedenzfalles. Agnes Trafoier beklagte, dass man nicht einmal mit den bäuerlichen Vertretern im Rat gesprochen habe. Harald Plörer sah das Hotelprojekt positiv. In der Abstimmung waren Zagler, Weiss, Stricker, Pichler, Bauer und Rizzi gegen das Projekt. 9 Räte, darunter 4 von 5 Ausschussmitgliedern, stimmten dafür. Den Besuchern aufgefallen war, dass Gemeinderäte anwesend waren, die sonst eher durch Abwesenheit glänzten.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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