Das Kreuz mit Weihnachten

Publiziert in 46 / 2012 - Erschienen am 19. Dezember 2012
Eine etwas andere Sicht auf ein christliches Fest „Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Weihnachten denken?“ Auf diese Frage gibt es eine Unzahl von Antworten. Etwas kommt allerdings häufig vor: Die eigene Kindheit, die Spannung, was das Christkind wohl bringen wird, das gemeinsame Schmücken des Christbaums, das Aufstellen der Krippe, die damals erlebte Harmonie in der Familie, das Zusammenrücken der Verwandten, der Duft von heiler Welt. Der eigentliche religiöse Anlass, die Geburt Jesu in einem Stall angeblich in Bethlehem unter dem Jubilieren von Engelschören und der Anbetung durch die Hirten spielt wohl nur noch in der Christmette eine wichtige Rolle. Wenn wir ehrlich sind, wird für die meisten die Sehnsucht nach einer heilen Welt der reale Kern der Bedeutung von Weihnachten sein. Wenn wir uns fragen, was hat unsere Konsumgesellschaft aus Weihnachten gemacht, brauche ich wohl nicht mit Erklärungen weit ausholen: Stress beim Nachdenken, Suchen und Kaufen von Geschenken für Menschen, die meist sowieso schon alles haben, was sie brauchen, im heimlichen Wettstreit, wer wohl das bessere oder teurere Geschenk präsentieren kann. Einzig die kleineren Kinder freuen sich meist noch ehrlich auf die weihnacht­liche Bescherung. Doch wurde auch hier der materialistische Aspekt immer wichtiger: Ist es wohl das Super-Handy, ist die Jacke von der bekannten Marke, kann man mit den Geschenken im Freundeskreis punkten. Alles gut und recht, aber war Weihnachten nicht einst ein Fest der Liebe. Wenn wir auf einen längeren Abschnitt unseres Lebens zurück blicken können, wird deutlich, dass es nicht mehr so ist, wie es früher war: Oma und Opa, die zu Beginn noch dabei waren, gibt es vielleicht nicht mehr, der Ehepartner ist abhanden gekommen, vielleicht ist sogar ein Kind nicht mehr dabei, was sicher einer der größten Schmerzen an Weihnachten sein wird. Man trifft sich mit den Verwandten, hat sich aber nichts mehr zu sagen, alte Wunden brechen auf, nicht verarbeitete Verbitterung wegen eines Erbschaftsstreites lähmen die festliche Freude. Das viele Essen hilft auch nicht darüber hinweg. Das und noch viel mehr gehört für viele auch zum weihnachtlichen Fest. Ist nicht der Christbaum, der ja erst seit rund 200 Jahren zum weihnachtlichen Brauchtum gehört, zum Symbol für unsere Lebenssituation geworden? Wir sehen den schönen grünen Baum, Nordmanntanne womöglich, behängt mit glitzernden Kugeln, Lametta oder Strohsternen, erleuchtet mit farbigen Kerzen, die uns helfen sollen, alle Sorgen hinter uns zu lassen und uns einfach einmal zu freuen. Ist aber die Realität letztlich nicht doch eine andere: Ein vom Leben abgeschnittener Baum, der schon in wenigen Tagen der Entsorgung übergeben wird, abgesägt im Namen unserer Wohlstands- und Konsumgesellschaft, zugehängt mit einer Menge Glitzerkram? Dahinter versteckt sich die unauslösch­liche Sehnsucht der Menschen nach einer heilen, von Liebe erfüllten und geleiteten Welt, die sogar eine Weihnacht im Krieg, an der Front oder in den Konzentrationslagern möglich machte. Diese Überlegungen sollen uns die Weihnachtsfreude keineswegs vermiesen, sie sollen an jene Menschen erinnern, deren Weihnachtsfest nicht eitel Wonne ist. Sie sollen auch daran erinnern, dass Weihnachten über den Konsumrausch hinaus ein Fest der Liebe ist. Für viele ist das schon klar und sie setzen dies auch in ihrer Art Weihnachten zu feiern um. Ich bin meinem Schwager dankbar, der vor 40 Jahren angeregt hat, dass die Erwachsen in der Familie einander nichts oder nur was ganz Einfaches schenken sollen. Das hat mir bisher 40 relativ stressarme Weihnachten ermöglicht. Die Finanzkrise in Italien scheint beim Zurückschrauben der Konsumgelüste auch bei zu tragen. Den 13. Monatsgehalt müssen viele dazu verwenden, ihre Bankkredite zurück zu zahlen. Meinungsforscher haben herausbekommen, dass 7 von 10 italienischen Familien sich beim Geschenke Kaufen einschränken und 14 Prozent überhaupt auf Geschenke verzichten wollen. Das fördert eine Rückbesinnung auf ein anderes Weihnachten, denn es kann auch der Moment sein, behutsam das hervor zu holen, was unter den Teppich gekehrt worden war, was die Liebe vergiftet, wieder Frieden zu schließen, miteinander zu reden und einander zu zuhören. Noch ein abschließender Gedanke für die Gläubigen: Was würde sich für Sie ändern, wenn Maria nicht einen Knaben, sondern ein Mädchen zur Welt gebracht hätte, keinen Sohn, sondern eine Tochter Gottes? Würde das Ihren Glauben über den Haufen werfen? Ich wünsche Ihnen ein ent­spanntes und liebevolles Weihnachten 2012! Friedrich Haring Ein etwas anderes ­Weihnachtsgedicht über Die Liebe Sie lässt Dich leiden Sie lässt Dich weinen Sie lässt Dich jubeln Sie macht Dich zur glücklichsten Person auf der Welt Sie zerreißt Dir das Herz Aber vor allem lässt sie Dich LEBEN! Weihnachten ist das Fest der Liebe!
Friedrich Haring
Friedrich Haring

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