Klein & groß
Aus der Sicht eines Kindes ist alles groß. Es muss oft hinaufschauen. Wenn es an Körpergröße zulegt, werden die Dinge zunehmend kleiner. Es kann dann öfter geradeaus schauen oder sogar hinunter. Auf ein kleines Geschwisterchen zum Beispiel. Oder auf Dinge und Sachen, die einmal groß und wichtig waren, jetzt aber in einer Ecke verstauben. Ein ähnliches Schicksal widerfährt mit zunehmendem Heranwachsen auch so machen Kinder- und Jugendidolen. Jahre später kann man sich nur mehr schwer erklären, mit welcher Inbrunst man diesen Sänger oder jene Schauspielerin einst vergöttert hat. Mit dem Wachsen und Reifen geht eine bestimmte Abgebrühtheit gegen alte Vorbilder und „Größen“ einher. Vieles wird nach und nach kleiner. Das großen Staunen, wie es Kindern eigen ist, schwindet und weicht einer kühlen Nüchternheit. Man verfällt dem Glauben, alles zu wissen und alle zu kennen. Alles wird selbstverständlich, nichts reißt uns mehr vom Hocker. Es ist vorbei mit dem Staunen und vorbei mit dem Kindsein. Jetzt heißt es nur mehr spuren, nicht ausscheren und sich über nichts mehr wundern. „Alles ist viel kleiner, wenn man älter wird,“ schrieb Ernest Hemingway. Kürzlich wurde wieder der internationale Tag der Kinderrechte begangen. Alle Kinder sollen das Recht auf Gleichheit, Gesundheit, Bildung sowie Spiel und Freizeit haben. Der Augenhöhe der Kinder entspricht vieles nicht, was die Erwachsenen für die Erwachsenen geschaffen haben.
