Auf den Spuren der Karrner
Publiziert in 38 / 2008 - Erschienen am 29. Oktober 2008
Partschins – 17 Tage lang, vom 10. bis zum 26. Oktober, war die Karrner-Familie von Mals bis Tramin unterwegs: der bekannte Kultur- und Landschaftsführer Karl Perfler als „Karrnerhans“, begleitet von Luis Weger mit Rosa (in Wirklichkeit seine Frau Helga) aus Mals, Christian Gruber mit den Kindern Tabea und Elias aus Prad und den Musikern Martha Rauner (Gesang), Ernst Thoma (Gitarre) und Hannes Ortler (Klarinette). Verspätet, aber wen hätte das bei Karrnern verwundern können, fuhren sie am späten Samstagnachmittag (18. Oktober) mit ihren zweirädrigen Planwagen und Leiterwagen voller Äpfel, Speck, Brot und Käse in den Schlosshof der Stachlburg in Partschins ein. Hier wurden sie nicht nur von der Schlossherrin und ihren Kindern, sondern auch von zahlreichen Partschinser Einwohnern und Feriengästen freudig begrüßt. Nun konnten sie sich ein wenig ausruhen, denn sie hatten sich sehr bemühen müssen, ihren schweren Karren den steilen Hang hinauf in den Ort zu ziehen!
Es dauerte nur wenige Minuten und ihre Produkte waren ausgestellt und die Musiker konnten ihr Spiel beginnen. Mit ihrer bezaubernden Stimme brachte Martha Fatalität, Melancholie, Resignation, aber auch Stolz und trotz Armut die tief empfundene Lebensfreude der Karrner zum Ausdruck und mit Worten und Tönen ermahnte sie die Zuhörer zum Nachdenken und zu Momenten der Toleranz. Die Karrner- Lieder und Karrner-Musik ließen ein wenig die längst untergegangene Kultur einer kleinen Gruppe Menschen wieder auferstehen, die Produkt der Armut in ihrer Heimat geworden waren, denen jedoch bestens bewusst gewesen war, „... auch gleiche Leut’, nicht schlechter und nicht besser ...“ als alle anderen zu sein.
Nach der Abendmesse durften die wenigen in der Kirche Zurückgebliebenen einem Konzert besonderer Art beiwohnen: begleitet von Gernot Niederfriniger an der Wanderharfe und Bernadette Kathrein auf der Geige, sangen Maret Küüra Wallnöfer, Alessandro Ditadi, Gustav Gurschler und Mila Pelivan einige geistige und klassische Lieder. Der Abend klang dann in der Bibliothek aus, wo Karl Perfler verschiedene Stellen aus seinem neuesten, extra für die Wanderung verfassten Werk „In der Stille schweigend reden“ vorlas, auch hier wieder begleitet von Chor und Harfe: „Wir haben uns auf den Weg gemacht und wenn wir gefunden haben, was wir suchen, wissen wir, was wir gesucht haben“. Karl unternimmt keine Wanderung durch die zauberhaften Vinschger Berge und Täler, ohne nicht von Musikern begleitet zu werden, denn sein „Basislager sind die Musik, die Stille und die bewusst gelebte Zeit in der Langsamkeit.“
Christel Strasinsky