Foto-Künstlerin Daniela Brugger
Das Team von Historic South Tyrol (v.l.): Präsidentin Maria Holzner, Geschäftsführerin Julia Gasser, Vorstandsrätin Andrea Nischler, Vize-Präsident Mirko Mocatti und Vorstandsrätin Caroline Heiss.
Auch BM Peter Grüner und Kulturreferent Otto Rainer staunten über die Werke.
Das Gastgeber-Ehepaar Andrea Nischler und Benjamin Raffeiner.
Kuratorin Sabine Gamper

Fotokunst und Geschichte 

Daniela Bruggers Werke im historischen Oberraindlhof.

Publiziert in 23 / 2025 - Erschienen am 16. Dezember 2025

Schnals - „Es ist schön, hier etwas zu machen, quasi vor der eigenen Haustür“, unterstrich die Schnalser Foto-Künstlerin Daniela Brugger am 2. Dezember bei der gut besuchten Vernissage zu ihrer Ausstellung „Topographie des Wandels – vom Tal ins Eis“ im Oberraindlhof in Schnals. Im Rahmen der Initiative „Zeitgenössische Kunst in historischen Mauern“ von Historic South Tyrol, dem Netzwerk ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol, öffnete das Hotel seine Türen für ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt und bildete den Auftakt einer neuen Reihe der Gruppe, die Kunst in geschichtsträchtigen Räumen erlebbar macht. Zusammen mit Kuratorin Sabine Gamper hat Daniela Brugger eigens für den Oberraindlhof eine vielschichtige Präsentation entwickelt, die verschiedene Werkserien vereint. Zentrales Thema der Ausstellung ist die Schönheit und Bedrohung der alpinen Landschaft. Fünf Serien mit insgesamt an die 45 Werke sind zu sehen. „Wir fangen damit sehr gut an“, freute sich Gamper über den gelungenen Startschuss des Kunstinitiative. 

Räume mit Kunstwerken gestalten 

Das Gastgeber-Ehepaar vom Oberraindlhof, Benjamin Raffeiner und Andrea Nischler, war an Brugger vor rund einem Jahr herangetreten mit der Idee, die Zimmer mit Kunstwerken zu gestalten. Sie hatten Werke von Brugger bei einer Ausstellung im archeoParc gesehen und waren begeistert. Die Künstlerin selbst war dann ebenfalls Feuer und Flamme für die Idee. Im Frühjahr begannen schließlich die Planungen gemeinsam mit Sabine Gamper, um eine Ausstellung für die Initiative der historischen Gastbetriebe auf die Beine zu stellen. Seit 2023 ist das Hotel Mitglied von Historic South Tyrol. „Dies war mir ein großes Anliegen“, blickte Andrea, mittlerweile selbst Vorstandsrätin im Netzwerk, bei der Vernissage zurück. Die Gruppe der Gastbetriebe zeichne sich „durch Gastlichkeit und durch Geschichten, die wir in unseren Häusern schreiben und Geschichten, die unsere Großväter schrieben“ aus. 

Der Weg in die Bauernstube 

Für die Ausstellung, die sich nicht nur über die Zimmer, sondern auch über die Bauernstube und die Gänge des Hotels verteilt, wurde der Gasthof von seinem gewohnten Dekor befreit. „Er verwandelte sich in einen Ausstellungs- und Erlebnisraum, in dem Kunst und Umgebung auf besondere Weise miteinander verschmelzen“, so Gamper. Der Hauptausstellungsraum, die historische Stube des Hauses, zeigt die neue Werkserie „Brandlweg“. Diese Serie entstand extra für die Ausstellung. Die Künstlerin folgt dabei in atmosphärisch starken Fotografien dem alten Fußweg, der von ihrem Wohnort Karthaus zum Oberraindlhof und weiter nach Unser Frau führt. „In eine Stube tritt man ein und freut sich, wenn man einen Weg hinter sich gebracht hat“, wies die Kuratorin auf das passende Zusammenspiel der Serie mit dem Ausstellungsort hin. In der Stube wirke die Ästhetik der Fotografien ganz besonders. 

Schmelzende Gletscher und weidende Schafe 

In den Schlafzimmern des Gästehauses widmet sich Brugger der Gletscherwelt. In der Serie „0,32 Meter“ ist nicht nur die monumentale Schönheit der Berge zu sehen, sondern vor allem auch der Gletscherrückgang dokumentiert. Der Titel ist Programm: „Er verweist auf die globale Dimension des Themas. Würden alle Gletscher der Erde – ausgenommen die Pole – schmelzen, stiege der Meeresspiegel um weltweit 0,32 Meter“, erklärte die Kuratorin. Die Künstlerin beschäftigt sich bereits seit Jahren mit der Veränderung der Gletscherwelt im Zuge des Klimawandels. Die Werkserie „Azzurro“, die in den Gängen des Hauses zu sehen ist, führt noch näher an das Eis heran. Sie zeigt faszinierende Gletscherhöhlen. Im Eingangsbereich wird die Serie „Hochweide“ gezeigt. Hier dokumentiert die Künstlerin die auf rund 2.800 Metern gelegenen Weidegebiete der Schnalser Bergschafe. Im Treppenhaus begegnet man dann diesen aus nächster Nähe. In der Serie „Schafe-Porträts“ sind Nahaufnahmen der Tiere in Schwarz-Weiß und Farbe zu sehen. „Sie zeigen die Tiere als individuelle Wesen, mit je eigenen Charaktereigenschaften, eigenständig in Blick, Haltung und Ausdruck“, so Gamper über die Intention der Foto-Künstlerin. 

Gaumenschmaus zum Augenschmaus 

Die Ausstellung in den Räumlichkeiten des historischen Gastbetriebs könnte nicht passender sein. „Hier entfalten sich Bruggers Fotografien zu einer eindrucksvollen Reise durch die Natur des Hochgebirges und deren empfindliches ökologisches Gleichgewicht“, beschreibt die Kuratorin. Abgerundet wird die Ausstellung, die noch bis zum 1. November 2026 zu sehen ist, von einem stimmungsvoll abgestimmten 4-Gänge-Menü. Dieses wird exklusiv in der historischen Stube – im Ambiente der Brandlweg-Bilder – serviert. „Wie ein kleines Gesamtkunstwerk: nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch ein Gaumenschmaus“, so Gamper über das gelungene Konzept.

Michael Andres
Michael Andres

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