Andrea Hanni im Restaurant

Bildung und Kultur auf Schloss Goldrain

Publiziert in 13 / 2005 - Erschienen am 7. Juli 2005
Bereits seit 1985 werden innerhalb der Mauern von Schloss Goldrain kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Mit Sicherheit wird dieses Schloss geschichtlich erst im 15. Jahrhundert erwähnt und als sein Besitz wird die der Familie Hendl genannt. Im Laufe der Zeit wird das Schloss erweitert und erhält die Kapelle. Aber im 19. Jh. erlischt die Familie Hendl und es kommt zu häufigem Besitzerwechsel, mit der Folge, dass sich einhundert Jahre später das Schloss in einem traurigen Zustand befindet; die Kriegsfolgen haben noch das ihre dazu beigetragen, denn erst schlagen die Siegermächte hier ihr Lager auf und dann wird es zur Herberge von Flüchtlingen und Obdachlosen; zeitweilig zieht sogar die Pfarrei ein. 1987 wird beschlossen, dieses Schloss unbedingt zu retten; das Landesdenkmalamt hatte kurze Zeit vorher einige Dächer erneuern lassen und dann kam es zur Gründung der Genossenschaft Schloss Goldrain. Zwar befand es sich in einem bedauernswerten Zustand, jedoch besaß es zum Teil noch gesundes, imposantes Mauerwerk, antike Gewölbe, Arkaden, Portale und einen schönen Innenhof. Die Gemeinde Latsch ließ sich vom Kauf überzeugen und erwarb das Schloss; in der Person von Klurt Stecher wurde ein fähiger Projektant und Bauleiter gefunden, der es verstand, die ursprünglichen charakteristischen Stile (Gotik und Rennaissance) zu erhalten und trotzdem das Schloss mit allen notwendigen modernen und seiner Bestimmung gemäßen Strukturen auszustatten und es den Erfordernissen auf harmonische Weise anzupassen. Mit großem Aufwand wurden wertvolle Holz-Kassettendecken und Wand- und Deckentäfelungen restauriert und jahrelange Wasserschäden behoben; die notwendigen sanitären und elektrischen Anlagen wurden eingebaut und bereits 1989 konnte die Bildungstätigkeit wieder aufgenommen werden und auch dank vieler Sponsoren, Zuschüssen der Landesverwaltung und der Großzügigkeit unserer Banken konnte das Gästehaus mit 30 Enzelzimmern, zwei Doppelzimmern und vier behindertengerechten Doppelzimmern, alle mit Dusche/WC und Telefonanschluss, angebaut werden und anstelle der Stallungen sind Küche und ein stilvolles Restaurant entstanden. Heute gibt es im Schloss 13 Seminar-, Ausstellungs- und Werkräume, sogar einen Computerraum. „Der Vinschger“ hat sich umgeschaut und Andrea Hanni wartete mit vielen Informationen über die Aktivitäten im Schloss und über ihre eigene Tätigkeit als pädagogische Mitarbeiterin (freiberuflich und in beratender Weise schon seit 1985, aber dann fest seit 1993) auf. Andrea ist in Latsch geboren und hat ihr Studium in Pädagogie an der Universität von Padua abgeschlossen. Sie kümmert sich um die Organisation von Eigenveranstaltungen; ein Laie kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit damit verbunden ist, um eine Veranstaltung zu einem Erfolgsergebnis zu führen: zuerst die Idee, ein bestimmtes Seminar durchzuführen (hier wird unter anderem auch aus dem Programm ähnlicher Veranstalter, auch im Ausland, geschöpft, um zu wissen, was ist gefragt und gewünscht, dann kommen Anregungen aus dem Umfeld und von früheren Seminarteilnehmern, aus der Fachpresse und häufig von den Referenten selber), dann die regelmäßige Zielgruppen-Werbung und das Mailing, (im „Der Vinschger“ erscheint regelmäßig das Programm), Kontaktaufnahme mit Leuten, die im entsprechenden Fachbereich operieren; die Zeitschrift „Zeit für Weiterbildung“ erscheint zwei Mal jährlich in ganz Südtirol, und dann wird natürlich auch der Weg über Internet ausgenutzt.. Bei der Programmgestaltung werden jetzt im Sommer besonders die Wünsche und Anliegen der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt mit Spiel-, Sport- und Bastelveranstaltungen, mit Musik und Tanz, aber auch die Eltern kommen nicht zu kurz und so gibt es Programme, die die gesamte Familie ansprechen. Natürlich gibt es Zuschüsse, aber jedes Jahr müssen die Veranstalter eine große Anzahl an gelungenen, erfolgreich durchgeführten Seminaren vorweisen können; nicht jedes geplante und organisierte Seminar findet dann auch die Zustimmung von Seiten des Publikums und muss abgesagt werden, aber es hat sich schon erwiesen, dass abgesagte Seminare nach Monaten oder sogar Jahren plötzlich gefragt sind und mit Erfolg durchgeführt werden können. Ein guter Teil des Erlöses wird auch lediglich durch Vermietung der vorhandenen Räume und technischen Anlagen eingewirtschaftet; in diesem Fall kümmern sich Außenstehende um den gesamten Ablauf.. In jedem Fall gehören neben den Organisations- und Vorbereitungsarbeiten unter anderem auch Unterkunft, Verpflegung und eventuell Transport, An- und Abreise zu Andreas Aufgaben. Insgesamt stehen ihr 14 Mitarbeiter zur Verfügung, Verwaltungs- und Dienstpersonal, sowie Gästehausbetreuung inbegriffen. Bei „Schloss Goldrain – Bildung und Kultur“ handelt es sich um ein speziell für den Vinschgau genehmigtes Projekt vom Land Südtirol, eingerichtet aber auch zu Gunsten und Nutzen der gesamten Südtiroler deutschsprachigen Bevölkerung. Natürlich gibt es bestimmte Auflagen und Vorraussetzungen, die erfüllt werden müssen: ausreichende Schulungsräume mit entsprechender technischer Ausstattung, geeignete und passende Unterkunftsmöglichkeiten mit Frühstück innerhalb der Struktur und dann müssen eine eigene Küche und Restaurant zur Verfügung stehen – und Schloss Goldrain erfüllt all dieses. Und wir wünschen uns auch in Zukunft beim Vorbeifahren jedes Mal freuen zu können, wenn wir Schloss Goldrain sehen, denn wir wissen, was für einen großen nutzbringenden und sinnvollen Schatz diese Türmchen und Mauern hinter sich beschützen und bergen.
Christel Strasinsky

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