Brauchen wir nicht auch eine Kulturpflicht?
Die 1. von 5 geplanten Diskussionsrunden in Südtirol über Kulturperspektiven vor Ort fand in der Schlandersburg statt.
Schlanders - Alle hätten mitreden dürfen, aber gekommen waren nur vereinzelt Kulturreferentinnen, Vorsitzende von Bildungsausschüssen, Schulvertreter und ein paar andere Kulturträger aus Mals, Glurns, Prad, Laas, Kortsch und Schlanders. Wahrscheinlich, um die Diskussion zu erweitern und anzuregen hat Moderator Volker Klotz, geschäftsführender Abteilungsdirektor für deutsche Kultur, auch den Amtsdirektor für Jugendarbeit, Klaus Nothdurfter, und mit Armin Gatterer den Direktor des Ressorts Bildungsförderung eingeladen. Klotz eröffnete mit der Frage, was kulturelle Vereine, in unseren Gemeinden leisten, und nannte den Abend die „1. bereichsübergreifende Veranstaltung“ dieser Art. In seiner Stellungnahme rief Landesrat Philipp Achammer vehement Kulturträger auf, Kultur nicht als Luxus zu sehen, sondern zu bündeln und selbstbewusst als Wirtschaftsfaktor aufzutreten. Er erinnerte an das Landeskulturgesetz, in dem das „Recht auf Kultur“ festgeschrieben sei. „Der nächste Qualitätsschritt muss darin bestehen, die Mauern zwischen den einzelnen Initiativen nieder zu reißen und Netzwerkarbeit zu beginnen“, erklärte er. Oberschullehrer Martin Trafoier fand die Kultur im Tal „ganz gut aufgestellt“. Sehr konkret ging er auf die viel besuchten und kaum besuchten Veranstaltungen ein und regte an, nicht nur über Impflicht zu diskutieren, sondern sich zu erinnern, wie sehr es eine Schulpflicht gebraucht habe. „Warum kann man nicht alle, die in irgendeiner Form, z.B. mit Tickets, gefördert werden, zur Kultur verpflichten?“, fragte Trafoier. Damit hatte der Abend seine Polarisierung und seinen roten Faden. Bibliothekar Raimund Rechenmacher, der Koordinator der Bildungsausschüsse Ludwig Fabi, der Leiter der Obervinschgauer Jugendarbeit Tobias Stecher, der Koordinator des Gründerzentrums Schlanders Hannes Götsch, der Vorsitzende des Juze Schlanders, Thomas Alber, und der Landesrat selbst zweifelten stark, Jugendlichen in ihrer Freizeit etwas vorschreiben zu können. Angeschnitten wurde von der Schlanderser Gemeindereferentin Monika Wielander die Schwierigkeit, Termine zu planen und Veranstaltungsübersichten zu erstellen. Landesrat Achammer sprach von einer „enormen Leistung, in der Peripherie Kultur überhaupt stattfinden zu lassen“ und mahnte, „auch Ungewöhnliches zu zu lassen“. Querdurch lastete auf allen Teilnehmern die Sorge, dass niemand mehr Verantwortung übernehmen wolle und dass Veranstalter immer öfter das Handtuch werfen würden. Einverständnis herrschte darüber, dass „manchmal weniger mehr sei“. Ein Hoffnungszeichen kam von Norbert Kofler, Volkstanz, der positive Beispiele zitierte, wie man innovativ Kultur inszenieren könne.