LR Florian Mussner, Catrin Marzoli, Dieter Pinggera, Monika Wunderer, Hubert Steiner, Waltraud Kofler, Bernd Christandl im Depot von Frangart.

Der Häuptling saß in Vetzan

Publiziert in 18 / 2015 - Erschienen am 13. Mai 2015
Die Entdeckung von zwei Figurenmenhiren in Vetzan sind der Baggerarchäologie und einigen Zufällen zu verdanken. Frangart/Schlanders/Vetzan - Bürgermeister Dieter Pinggera, Monika Holzner Wunderer und Fotograf Gianni Bodini waren beeindruckt. Ihnen zu Füßen lagen - ob bäuchlings oder rücklings, wusste man nicht - die ältesten Mitbürger aus der Fraktion Vetzan. Die Begegnung fand in Frangart statt, im Depot des Landesamtes für Bodendenkmäler. Amtsdirektorin Catrin Marzoli stellte die beiden Vetzaner als männlichen und weiblichen ­Figurenmenhir aus der Kupferzeit vor. An den Oberflächen der „langen Steine“ - wie der bretonische Ausdruck „Menhir“ lautet - hatten 4.500 bis 4.900 Jahre ihre Spuren hinterlassen. Am „Vetzaner“ waren fünf Dolche und ein umlaufender Gürtel, an der „Vetzanerin“ eine Brust, ein Umhang und ein langes Gewand festzustellen. Mit der Schlanderser Delegation staunten auch Landesrat Florian Mussner, Landeskonservatorin Waltraud Kofler Engl und „Entdecker“ Bernd Christandl aus Taufers im Münstertal über die ungewöhnliche Größe des männlichen Menhirs. „Damit ist er der größte der inzwischen 22 Exemplare zwischen Schlanders und Arco am Gardasee“, stellte Marzoli fest und erklärte den Beginn der Kupferzeit als Anbruch einer neuen Epoche. Der Besitz des wertvollen Metalls habe zu einer starken Hierarchisierung der damaligen Gesellschaft geführt, erklärte die Amtsdirektorin. Stammesfürsten hätten ihre Stellung oder ihren Reichtum durch Dolche und Kupferbeile ausgedrückt. Die außergewöhnlichen Vinschger aus Vetzan dürfen in ihrer Heimatgemeinde an einem öffentlich zugänglichen Ort ausgestellt werden, lautete die erfreuliche Botschaft von Landesrat Mussner. So außergewöhnlich wie die Größe der Marmorsteine war auch ihre Entdeckung. Der für die Zone Vinschau zuständige Landesarchäologe Hubert Steiner hat sie zusammen mit der Menhir-Spezialistin Annaluisa Pedrotti, Universität Trient, in einem wissenschaftlichen Aufsatz genau nachgezeichnet. In 2 m Tiefe sei Baggerführer Otto Rainer, Mitarbeiter der Baufirma Christian Pircher, bei Arbeiten für die Gärtnerei Hans Peter Schöpf auf die Steine gestoßen. Zur Weiterverwendung wurden sie zu einer Deponie am östlichen Dorfeingang von Schlanders gebracht. Als Bernd Christandl, selbst einmal Mitarbeiter einer Grabungsfirma, vorbeifuhr und die Blöcke sah, fiel der kundige Blick auf die eingeritzten Figuren. Sofort rief Christandl einen ehemaligen Arbeitskollegen an. Der wiederum informierte Zoneninspektor Hubert Steiner. Leider konnten am Aushubplatz in Vetzan keine Nachgrabungen mehr gemacht werden. Inzwischen wurden die Menhire untersucht und dreidimensional fotografiert. Ende Mai 2014 standen sie schon im Mittelpunkt eines Archäologenkongresses in Brescia. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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