Dialekt – quo vadis?

Publiziert in 35 / 2016 - Erschienen am 5. Oktober 2016
Welche Bedeutung haben Dialekte in Zeiten von Mehrsprachigkeit und sozialer Netzwerke? Dazu sprach der Vinschger mit einigen Jugendlichen. Für ­Maren Marseiler­ aus ­Schluderns ist der Dialekt ein Kulturgut, das immer weniger geschätzt wird. Die 19-jährige erklärt: „Das Verlieren von Dialektbegriffen ist ein schleichender Prozess und deshalb müsste der Dialekt mehr wertgeschätzt werden.“ Dass der Wandel des Dialektes nicht unbedingt negativ sein muss, meint der 20-jährige ­Dietmar Pircher. „Junge Menschen entwickeln einen eigenen Dialekt, um sich so besser mit ihrer Kultur identifizieren zu können.“ Die Bedeutung des Dialekts sei dennoch nicht minder groß, so der Vetzaner. Auch für Lisa Mair aus Schlanders ist der Dialekt fest in ihrem Leben verankert. „Es ist jene Sprache, in der ich die meiste Zeit kommuniziere“, betont die 17-jährige, Unisono ist sie dabei auch mit der 18-jährigen Julia Angerer: „Der Dialekt gehört zu unserem Alltag einfach dazu.“ In diesem Sinne verwendet die junge Laaserin den Dialekt nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich in Sozialen Netzwerken oder um Kurznachrichten zu schreiben. Auch Andreas Gruber aus Kortsch nutzt Dialektbegriffe für die mündliche und die schriftliche Kommunikation. „Damit kann man sich besser ausdrücken“, sagt der 18-jährige Jugendliche. Auch würden viele Wörter des Dialektes in Vergessenheit geraten, doch „im Miteinander-Reden können sie sozusagen wiederbelebt werden.“ Die 24-jährige Simone Weiss verwendet den Dialekt sehr oft – egal ob in der Freizeit oder im Berufsalltag. Deshalb verbindet die juge Göflanerin den Dialekt auch mit Begriffen wie Heimat und Tradition. „Es ist so etwas wie ein Lebensgefühl, den Dialekt verwenden zu können“, so Weiss. „Der Dialekt verändert sich mit den Menschen, die ihn verwenden: Worte verschwinden, Neue kommen hinzu“, ist Julia Rinner aus Latsch überzeugt. Dennoch dürften ältere Dialektbegriffe laut der 25-jährigen nicht vergessen werden, wichtig sei aber auch „immer wieder Neues zu zulassen.“ Einige dieser alten Vinschger ­Dialekt-Begriffe finden sich auch im neuen Online-Gewinnspiel der Südtiroler Bauernjugend „Auf den Spuren…der Südtiroler ­Dialekte“. Dabei können ­Interessierte ­wöchentlich bis zum 23. Oktober testen, wie sprachfit sie in den verschiedensten ­Dialekten des Landes sind. Das Quiz ist unter http://bit.ly/sbjdialekte aufrufbar. MG
Manuel Gruber
Manuel Gruber

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