Gruppenbild im Anschluss an die Buchvorstellung (v.l.): David Fliri, Herbert Raffeiner, Leo Andergassen, Mercedes Blaas, Sebastian Marseiler, Eberhard Daum, Gustav Tappeiner, Wolfgang Platter, Leo Brugger, Othmar Thaler und Gianni Bodini.
Bei der Ausgabe des Gemeindebuches im Anschluss an die Vorstellung
Auch viele historische Aufnahmen sind im Gemeindebuch zu finden. Dieses Bild zeigt die Fahrzeugsegnung 1964 durch Pfarrer Josef Larch am Dorfplatz von Kastelbell.

Einzigartiges Gemeindebuch

Das Werk vermittelt ein Gesamtbild der Gemeinde Kastelbell-Tschars

Publiziert in 5 / 2020 - Erschienen am 11. Februar 2020

Kastelbell - Es gibt zwar mehrere Dorfchroniken, die vor allem anlässlich von besonderen Jubiläen von Feuerwehren und Musikkapellen herausgebracht wurden, aber ein Gesamtwerk über die Gemeinde Kastelbell-Tschars gab es bisher noch nicht. Das hat sich jetzt geändert, denn am 5. Februar wurde im Ratssaal der Gemeinde das neue Gemeindebuch vorgestellt. Die reich bebilderte Publikation, die 650 Seiten umfasst, ist in mehrerlei Hinsicht ein besonderes Werk. Erstmals wird die Geschichte der Gemeinde in allen wesentlichen Aspekten von den Anfängen bis heute umfassend in einem Gesamtwerk dargestellt. „Nur wer die Geschichte kennt, kann die Zukunft gestalten“, heißt das Motto des Buches. Ausgehend von der Ur- und Frühgeschichte der einst 5 Gemeinden Tschars, Kastelbell, Galsaun, Tomberg und Latschinig, die 1929 zur Gemeinde Kastelbell-Tschars zusammengeschlossen wurden, wird die geschichtliche, wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung bis herauf in die Gegenwart ebenso nachgezeichnet, wie das religiöse und kulturelle Leben.

10 namhafte Autoren

Zur gut besuchten Vorstellung des Buches konnte Bürgermeister Gustav Tappeiner den Gesamtkoordinator Othmar Thaler, fast alle Autoren und Autorinnen sowie weitere Personen begrüßen, die an der Herausgabe beteiligt waren. Thaler war es gelungen, viele bekannte Fachleute für das Verfassen der Beiträge zu gewinnen. Der Band enthält über ein Dutzend sorgfältig recherchierte, passend bebilderte und wissenschaftlich untermauerte Kapitel. Den Auftakt macht der Literaturwissenschaftler Sebastian Marseiler mit dem Kapitel „Radierungen - eine Annäherung an Orte und Menschen“. Von Marseiler stammen auch die Kapitel „Comtesse Elvira von Hendl - Warten auf den Märchenprinzen, der nie kam“ sowie „Von der Welt der Alten in die Neue Zeit - eine essayistische Zeitreise“.

Wirtschaft, Kultur, Natur und mehr

Weitere Beiträge stammen aus der Feder des Naturwissenschaftlers Wolfgang Platter („Der Vinschgauer Sonnenberg“), des Autos und Fotografen Gianni Bodini („Kastelbell-Tschars - eine steinreiche Gemeinde“), des Kunsthistorikers Leo Andergassen („Kunst und Kultur“), der Historikerin Mercedes Blaas („Geschichte der Pfarre Tschars - von den Anfängen bis zur Errichtung der Pfarrei Marein/Kastelbell 1953“), des Geschichtsforscher David Fliri („Zwischen Adel, Gericht und Gemeinschaft/en – Herrschaften und Kommunen in und um Kastelbell bis etwa 1825“), des Geografen und Autors Leo Brugger („Landwirtschaft im Wandel“), der Autorin und Direktorin der 6 MMM-Museen Magdalena Maria Messner („Juwel Juval - das Felsenschloss“), des ehemaligen Lehrers und Historikers Herbert Raffeiner („Kastelbell-Tschars – Zeitgeschichte 1918-2000“), des Archäologen Hubert Steiner („Archäologie in Kastelbell-Tschars“) und des früheren Rai-Journalisten Eberhard Daum („Die Gemeinschaft als Kitt“).

Noch Forschungsbedarf

Mit einem detaillierten Einblick in das Werk warteten Eberhard Daum und Othmar Thaler auf, der auch die Autorinnen und Autoren näher vorstellte. Wolfgang Platter, Leo Andergassen, Sebastian Marseiler und Herbert Raffeiner lasen Auszüge aus ihren Kapiteln vor. Raffeiner ging besonders auf die Zeit des Faschismus ein sowie auf Persönlichkeiten, zu deren Leben, Wirken und Schaffen noch weitere Forschungen notwendig und angebracht wären. Als Beispiel nannte er Johann Wielander aus Galsaun, der 1937 und 1938 Spanienkämpfer war. 1941 wurde er von der Gestapo in Innsbruck verhaftet und war dann bis 1945 Häftling im KZ Dachau. Er überlebte und ließ sich später in Hall in Tirol nieder, wo er 1989 starb. Er gilt in Österreich als großer Widerstandskämpfer. Dem Vergessen entrissen wurde dank des Gemeindebuches laut Leo Andergassen auch der aus Kastelbell gebürtige Portrait- und Genremaler Joseph Mayr-Castelbell (1821-1893), der im 19. Jahrhundert eine Karrierelaufbahn in Wien und München beschritt.

Viele habe mitgeholfen

Der Wunsch des Bürgermeisters, der das Abschlusskapitel „Ausblick und Entwicklung - unseree Gemeinde 2025“ geschrieben hat, ist es, dass die Publikation dazu beiträgt, „dass wir und unsere Nachkommen stets der Verantwortung für eine positive und gemeinsame Entwicklung unserer Gemeinde Kastelbell-Tschars gerecht werden.“ Das Gemeindebuch sei in diesem Sinn ganz besonders der Jugend und den zukünftigen Generationen ans Herz zu legen. Einen besonderen Dank zollte Gustav Tappeiner dem Koordinator Othmar Thaler, allen Autoren und Autorinnen, den Fotografen Hubert Auer, Udo Bernhart und Gianni Bodini, der Kulturreferentin Monika Rechenmacher, dem Bildungsausschuss,  dem Chronisten Robert Kaserer sowie allen weiteren Personen, die Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt haben, dem „Studio Mut“ für die besondere Aufmachung und grafische Gestaltung des Werks und nicht zuletzt dem Land Südtirol (Abteilung Deutsche Kultur), das die Hälfte der Gesamtkosten in Höhe von 100.000 Euro übernommen hat.

Ein Exemplar für jede Familie

Jede Familie bzw. jeder Haushalt der Gemeinde hat Anrecht auf ein kostenloses Exemplar. Viele haben das Gemeindebuch bereits im Anschluss an die Vorstellung mit nach Hause genommen. Das Gemeindebuch wird ab sofort im Meldeamt im Rathaus an die Berechtigten ausgegeben.

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.