Leopold Steurer in der Schlandersburg. Vor ihm sein Hauptwerk „Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919 und 1939
Partisan Johann Pircher unschuldig im Gefängnis von Fossano, Prov. Cuneo
Johann Pirchers letzte Ruhestätte ist ein Urnengrab im Friedhof von Vetzan.

Erinnerungskultur im Fokus

Teil 2 der „Herbstgeschichte(n)“ als Film und Buchvorstellung über und mit Leopold Steurer

Publiziert in 20 / 2022 - Erschienen am 8. November 2022

Schlanders - Reges Interesse an der Zeitgeschichte zeigten die Mittelvinschger/innen gleich 2 Mal. Zuerst war es die strapazierte Südtirol-Autonomie mit einem speziellen Format an Zeitzeugen und Historikern, die Geschichtsinteressierte nach Schlanders trieb. Teil 2 der „Herbstgeschichte(n)“ befasste sich mit der Person des Historikers Leopold Steurer. Aufhänger wurden erstens Karl Prossliners Film zu Steurers 70. Geburtstag (2016) unter dem Titel „Heimat – Die andere Geschichte“, zweitens stellte der Historiker persönlich das Büchlein „Der Fall des Partisanen Pircher“ vor. Was dahinter steckt, warum ein Buch, das sich mit dem Vinschger Partisan Johann Pircher aus Allitz befasst, 1975 in Italienisch erschienen ist und 2022 neu aufgelegt wurde, warum es von Giambattista Lazagna verfasst worden war, warum Steurer und Carlo Romeo als Herausgeber aufscheinen, waren dann einige der vielen Themen in Schlanders. Sie waren es auf Einladung des Bildungsausschusses Laas auch schon im Juli im Josefs-Haus gewesen. Dass ein bedeutender Teil der Besucher in Schlanders sich die Buchvorstellung ein 2. Mal genehmigte, hatte mit dem Interesse an Prossliners Film zu tun, der am 27. April 2022 im Filmclub Bozen das erste Mal zu sehen war. Leopold Steurer, der Hauptdarsteller, erklärte im blau-weiß gestreiftem Hemd seine Arbeitsunterlagen in Form aufgetürmter Akten. Dazu meldeten sich lobend und wertend die Historiker Kollegen und Mitarbeiter Carlo Romeo, Martha Verdorfer und Christoph Franceschini zu Wort. Schließlich tauchte Silvius Magnago auf, der auf seine Art den „rumorenden Steurer“ einordnete. Steurer selbst kannte keine Gnade, als er die Südtiroler „Weltmeister im Selbstbemitleiden“ nannte. Er stellte sich und sein Leben im Wipptal vor als Kind einer kinderreichen Pächterfamilie und sah sich als Epigone von Claus Gatterer. Hans Heiss sprach von Gatterers geistigem Sohn Steurer und bezeichnete dessen Doktorarbeit „Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919 und 1939“ einen Meilenstein und einen „Wandel in der Erinnerungskultur“. Unvergessen sind die „runden Tische“ der Rai zum Thema „Option“ mit Reinhold Messner, Friedl Volgger und Josef Rampold. Dazwischen immer wieder Persönliches von Steurer selbst wie das freundschaftliche Verhältnis zu den Finanzern an der Grenze. Hans Heiss meinte, es würde dem Lahndeshauptmann gut anstehen, für Steuer wenigstens das Verdienstkreuz vorzusehen. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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