Erlebte Geschichte in Naturns
Ein Abend ganz im Zeichen der Erinnerung.
Naturns - „Erlebte Geschichte in Naturns“, so der treffende Titel eines besonderen Abends am 24. Oktober in der Bibliothek Naturns. „Wir wissen es und merken es täglich, dass alles rund um uns herum in Veränderung begriffen ist – das ist so und das ist auch gut so. Genauso gut und wichtig ist es allerdings, dass das Vergangene festgehalten wird“, erklärte Vize-Bürgermeister Michael Ganthaler. Idealerweise werde jenes Vergangene in etwas Greifbarem festgehalten, wie es eben Bücher sind. Adolf Fliri stellte daraufhin sein mittlerweile sechstes Buch vor. Das Werk „Verbindungswege zwischen Berg und Tal“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit seiner Schwester Maria Fliri Gerstgrasser. Dabei erzählen sie von den Straßen und Pfaden am Sonnenberg, die nicht nur geografisch, sondern auch menschlich verbinden – über Wege, die Geschichten tragen und Generationen miteinander verknüpfen. Es gelte, „altes Wissen und Erfahrungen weiterzugeben, um für Neues gerüstet zu sein“, so Adolf Fliri. Als Herausgeber des Buchs scheint wiederum der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus auf. HPV-Obmann Heinrich „Heinz“ Tappeiner bedankte sich bei der Gemeinde Naturns, der Raiffeisenkasse sowie dem Landesamt für deutsche Kultur für die finanzielle Unterstützung.
Wertvolle Chronik-Arbeiten
Im zweiten Teil des Abends gab Martin Fliri Einblicke in die letzten Bände der Naturnser Chronik (2019 bis 2024) und präsentierte seine Gedanken zur Dorfgeschichte. Dabei wurde vor allem auch die wertvolle Arbeit von Maria Fliri Gerstgrasser unterstrichen. 1990 begann sie als Chronistin, sammelte dabei aber nicht nur Zeitungsausschnitte, sondern machte sich selbst Notizen und recherchierte eifrig. „Wenn man so Chronistinnen hat wie die Maria, dann ist das etwas ganz Wertvolles“, unterstrich Landeschronist Wolfgang Thöni in einer Videobotschaft. Über sie wurde anschließend auch ein Film von Leo Lanthaler und Martin Fliri gezeigt, mit dem passenden Titel: „Maria Fliri Gerstgrasser – Die Dorfchronistin“. Bürgermeister Zeno Christanell erinnerte in seinen Grußworten daran, dass Fliri Gerstgrasser auch eine ausgezeichnete Mundartdichterin sei und mit ihren Gedichten bei Poetry Slams neben jungen Menschen zu glänzen wisse. Ihren Bruder Adolf bezeichnete Christanell als „Chronist des Sonnenberges“. Die beiden Geschwister wurden unter großem Applaus geehrt. „Ihr zwei seid wertvolle Mitglieder unserer Dorfgemeinschaft. Durch eure Arbeit wird sehr viel in Erinnerung bleiben, was sonst in Vergessenheit geraten wäre“, betonte der Bürgermeister.
Durnwalder: Vergangenes in Ehren halten
Grußworte überbrachte im Rahmen der Veranstaltung auch Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder. Er freute sich darüber, dass zahlreiche junge Leute den Weg in die Bibliothek gefunden hatten. Es sei gut, wenn auch die Jugend auf die Geschichte Südtirols zurückblicke. Insbesondere Naturns sei eine Gemeinde, „die in den letzten Jahrzehnten eine große Entwicklung gemacht hat“, lobte Durnwalder. Es sei schön hier, „nicht umsonst bin auch ich hierhergekommen“, so der in Tschirland wohnhafte frühere Politiker. Passend zum Buch über die Verbindungswege erinnerte Durnwalder daran, wie wichtig – aber oft auch schwierig – es gewesen sei, Höfe mittels Zufahrten zu erschließen. „Um uns eine Zukunft im eigenen Land aufzubauen, mussten wir das machen“, betonte er. Südtirol stehe heute vor allem dank der Autonomie gut da, man müsse auch mal Danke sagen. Vieles tue sich im Land. „Es ist gut, wenn die Chronisten das immer wieder aufzählen“, lobte Durnwalder. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Blockflöten-Ensemble der Musikschule unter der Leitung von Sibylle Breuer. Im Erdgeschoss und im ersten Stock wurden zudem einige Fotos von Otto Mair zur Naturnser Dorfgeschichte ausgestellt.