Es geht um Geschriebenes
Publiziert in 19 / 2007 - Erschienen am 23. Mai 2007
Laas – Die Vinschger Kulturszene dürfte bald um einen Aspekt reicher sein: Neben der bildenden Kunst soll nun auch die Literatur im Vinschgau eine Heimat finden. Im September wird nämlich der erste Franz-Tumler-Preis in Laas vergeben, ein Literaturpreis, benannt nach einem beinahe in Vergessenheit geratenen Schriftsteller.
Franz Tumler, der 1912 in Gries geboren wurde, hat viel über Laas geschrieben, sich oft bei seinen Verwandten dort aufgehalten, hat die Laaser beobachtet und war fasziniert vom Laaser Marmor. Das Leben von Laas mit all seinen Verzweigungen ist für ihn zur Heimat geworden.
Laas hat Franz Tumler 1982 zum Ehrenbürger ernannt, 1999 eine Straße nach ihm benannt und in der Franz-Tumler-Bilbiothek sogar eine Franz-Tumler-Ecke eingerichtet.
1998 ist der international anerkannte Schriftsteller in Berlin gestorben. „Eine Delegation aus Laas hat 2003 einen Grabstein aus Laaser Marmor an seine Grabstätte am Waldfriedhof in Berlin gesetzt“, sagte Bürgermeister Andreas Tappeiner bei der Vorstellung des Franz-Tumler-Literaturpreises in Laas.
Tumler hat seinen Ruhm vor allem mit Romanen wie „Ein Schloss in Österreich“, „Der Schritt hinüber“, „Aufschreibung aus Trient“ und „Pia Faller“ in der internationalen Literaturszene begründet.
„Franz Tumler soll mit diesem Literaturpreis wieder ins Gespräch gebracht werden“, sagte Ferruccio Delle Cave vom Kreis Südtiroler Autoren, der die große Bedeutung des Schriftstellers nach 1945 im deutschen Sprachraum unterstrich.
Teilnahmeberechtigt sind alle deutschsprachigen und Deutsch schreibenden Autorinnen und Autoren, die heuer einen Erstlingsroman veröffentlicht haben. Eine international besetzte Jury wählt, liest und bewertet die Romane und schlägt sie zur Endauswahl in Laas vor. Die Juroren decken den gesamten deutschen Literaturraum ab, denn sie kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für Südtirol konnte der Grauner Schriftsteller Sepp Mall gewonnen werden.
„Der Literaturpreis ist mit 8.000 Euro dotiert, liegt also im Mittelfeld der Preisgelder im deutschen Sprachraum“, so Ferruccio Delle Cave. Gekoppelt ist der Preis mit einem 14-tägigen Schreibaufenthalt im Rahmen der Laaser Literaturtage im nächsten Jahr, um die Nachhaltigkeit zu gewähren.
Die Verleihung des Franz-Tumler-Preises im Zweijahresrhythmus ist für das Planungsteam um Andreas Tappeiner, Verena Tröger, Ferruccio Delle Cave, Wilfried Stimpfl und Ludwig Fabi nicht ausgeschlossen.
„Wir wünschen uns regen Zulauf zu den Lesungen und zur Preisverteilung am 22. September“, sagte Wilfried Stimpfl vom Bildungsausschuss Laas, „denn es geht um Geschriebenes“.
Ingeborg Rainalter Rechenmacher