Es war, als hätten sie alle darauf gewartet
Publiziert in 31 / 2006 - Erschienen am 13. Dezember 2006
Meran – Im Kunsthaus war nur mehr Platz für die Geigenmusi der Platter und für das Rednerpult, an dem die Macher und Macherinnen nacheinander dankten, immer wieder dankten, dass die „Vissidarte“ erscheinen konnte. Erst als der Kulturverwaltungsoppositionsausschussvorsitzende des Bezirkes Burggrafenamt Dietmar Gamper einen „sehr verehrten Abend“ wünschte und mitteilte, dass ein Künstler leiden muss, „damit er wirken kann und wenn wir ihn unterstützen, wie soll er dann leiden und worüber soll er jammern, der arme Lolli?“ war das offizielle Eis gebrochen. Man schritt zur Prosecco-Zeremonie und verteilte die scheinbar sehnsüchtig erwartete Zeitschrift „Vissidarte“. Als hätten die Meraner nie was zum Lesen, als wäre ein Leben ohne „Vissidarte“ langweilig, kam es einem vor, der in dem eng gescharten Künstlerhaufen zu Hitzewallungen neigte.
Im Kopf die gelungene Verballhornung künstlerischen Schaffens im Lande Südtirol durch Dietmar Gamper machte sich derselbe im Schweiße seines Angesichtes auf die Suche nach anderen Vinschgern, die mehr oder weniger kreativ zum Leben und zur Kunst an der Passer beitrugen und beitragen. Schlägt man die „Gefeierte“ auf, springen einem wieder Vinschger entgegen und man fragte sich ernsthaft, wie stünde es um die Kultur in Meran ohne Vinschger, ohne den Musiker Dieter Oberdörfer, ohne den Bildhauer Ulrich Egger, die Maler Hubert Scheibe und Werner Gasser, ohne den Charakterkopf Christian Alton. Übrigens meinte ein bekannter Meraner, als er auf Seite 4 die Kunsthaus-Werbung gleich groß wie die Beate Uhse-Werbung entdeckte: „Man erkennt den Stellenwert.“
Günther Schöpf