Die drei Krulls (von links): Justin Mühlenhardt, Pascal Fligg und Nicola Fritzen.

Felix, der Hochstapler

Publiziert in 45 / 2012 - Erschienen am 12. Dezember 2012
Schlanders - Der wortgewandte Betrüger und talentierte Lügner Felix Krull, Hauptfigur in Thomas Manns Roman „Die Bekenntnisse des Felix Krull“, brachte es vom Liftboy zum Liebling der Oberschicht. In einer geschickten Mischung aus Lebenslust und Kalkül stellte er sich als jemand anderes da, entfernte sich somit schrittweise von dem ihm verhassten Pöbel, bis ihm die Welt zu Füßen lag. Den Felix Krull im Kulturhaus von Schlanders gab es gleich dreimal: drei junge, fesche Männer in weißem Hemd und schwarzen Anzug beharrten darauf, der einzig wahre Krull zu sein und den wahren Charakter des Hochstaplers zu repräsentieren. Sie fielen sich gelegentlich ins Wort, wenn der eine etwas besser als der andere wusste oder riefen schnell „ich auch“, wenn einer wieder mal zu arg hochstapelte. Jeder Krull bekam eine eigene Bühne in Form eines schwebenden Stahlrahmens und beleuchtet durch farbwechselnde LEDs, in dem sie mit Wortwitz, großer Akrobatik und einer gewissen Unverfrorenheit ein Lügengebilde errichteten, auf das das Publikum nur zu gerne hereinfiel. Durch Lichtwechsel und blitzschnelle, häufige Rollenwechsel kommt gehörig Leben in die Aufführung, die Handlung schreitet flott voran und erlaubt keine Unachtsamkeit. Nach dem Pflichtstück stellten die drei ein Jenga-Spiel auf. Dabei muss man aus einem Holzturm einen Baustein herausziehen und ihn hoch auf den Turm stapeln. Verloren hatte der, bei dem der Turm einstürzte. Die drei spielten echt, sie improvisierten. Mit jedem Stein mussten sie eine weitere Episode der Krull-Reise erfinden und alsbald schickten sie den Hochstapler auch nach Südtirol zum Äpfelklauben. Das zahlreiche Publikum war begeistert von der pfiffigen Inszenierung und den drei reizenden Schauspielern des Volkstheaters München. Inge
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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