Im Bild (von links): Christina Antenhofer, Thea Götsch und Christian „Yeti“ Beirer

Flurnamengeschichten

Publiziert in 11 / 2006 - Erschienen am 31. Mai 2006
Naturns – Wer glaubte, bei der Vorstellung des Buches „Flurnamengeschichten“ in der Bibliothek von Naturns mit der häufig diskutierten Toponomastik konfrontiert zu werden, wurde angenehm enttäuscht. Christina Antenhofer aus dem Pustertal und Thea Götsch aus dem Vinschgau, zwei Studentinnen der Germanistik, Geschichte und Romanistik an der Universität Innsbruck, hatten von 1998 bis 2003 an dem Projekt teilgenommen, die Flurnamen Südtirols zu erheben. So waren sie, jede von ihnen in ihrem Heimattal, jahrelang unterwegs von Hof zu Hof, vom Tal bis auf die Almen, und haben Bauern, Jäger, Hirten, Sennerinnen und alte Leute nach den Flurnamen und deren Ursprung befragt. Das Ergebnis war eine Anzahl von Informationen, Geschichten und Anekdoten über die Namen von Äckern, Wiesen, Feldern, Wäldern, Felsen und Wasserläufen, die alle archiviert und festgehalten werden mussten. Diese alten Flurnamen sind in einer Zeit entstanden, als es noch keine Landkarten gab, damit die Menschen sich in ihrer Umgebung orientieren und zurechtfinden konnten. Sie brauchten keine Längen- und Breitengrade oder Höhenangaben, diese „Landkarte“ existierte lediglich im Kopf der Menschen und bestand nur aus Namen. Die beiden Studentinnen machten die wunderbare Erfahrung, dass allein das Nennen von den einzelnen Flurnamen bei den befragten Ortsansässigen Erinnerungen an längst Verstorbene, Erlebnisse, Geschichten um den Namen selbst und ihren Ort hervorriefen. Die Informationen waren so zahlreich und vielseitig, dass Thea und Christina allein die Aufzeichnung im Archiv nicht ausreichte und so entstand die Idee, sie in einem Buch zusammenzufassen und dem Publikum zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis ist ein Buch mit 28 Geschichten aus dem Vinschgau und dem Pustertal, das auch für Nicht-Südtiroler verständlich ist. Dialektworte und einmalige Ausdrücke werden in Anmerkungen erläutert. Der Tiroler Maler und Karikaturist Christian „Yeti“ Beirer hat die zu den Geschichten passenden Zeichnungen kreiert. Das Buch soll kein „Namenserklärungsbuch“ sein, sondern es soll unterhalten und Spaß beim Lesen machen. Gewidmet ist es nicht nur allen Vinschgern und Pusterern, sondern allen Südtirolern und all jenen, die sich Südtirol verbunden fühlen und natürlich auch jenen, die mit ihren Erzählungen, Erinnerungen und Erklärungen dazu beigetragen haben, dass dieses Buch entstehen konnte. „Flurnamengeschichten“ ist im Studienverlag Innsbruck erschienen und wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Wien, der Kulturabteilung der Südtiroler Landesregierung und der Kulturabteilung des Landes Tirol gedruckt. Der unterhaltsame Leseabend in der voll besetzten Bibliothek Naturns, bei dem die Bibliothekarin Alma Svaldi auch den Bürgermeister Andreas Heidegger, den Kulturreferenten Valentin Stocker, den Kulturreferenten von Partschins, Ewald Lassnig, und die Bibliothekarin von Partschins, Barbara Rechenmacher, begrüßen konnte, wurde mit einem Buffet, das vom Heimatpflegeverein Naturns-Plaus gespendet wurde, abgeschlossen.
Christel Strasinsky

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