Der Vintschgauer (Alexander Peer), das Füchsel (Marcel Peer) und die Vintschgauerin (Martina Schranz) in „Karrnerleut“.

Freilichtbühne Tösens führt zwei Einakter von Karl Schönherr auf

Publiziert in 11 / 2006 - Erschienen am 31. Mai 2006
Tösens – Wer in Reschen wohnt und zum Beispiel nach Schlanders will, um ins Kino oder Theater zu gehen, muss 45 Kilometer zurücklegen. Bis hinunter nach Tösens im Oberen Gericht sind es nur 26 Kilometer. In den Köpfen vieler liegen Tösens und andere Orte im Oberinntal aber viel weiter entfernt. Mit einem guten Grund, heuer im Juni oder Juli einmal die Nachbarn in Nordtirol zu besuchen, wartet die Heimatbühne Tösens auf. Sie bringt zum 20-jährigen Bestandsjubiläum unter der Regie von Karl Schatz, dem Landesspielleiter im Theaterverband Tirol, auf einer eigens erbauten Freilichtbühne die zwei Einakter „Die Bildschnitzer“ und „Karrnerleut“ von Karl Schönherr zur Aufführung. „Der Vinschger“ war bei einer der ca. 30 Proben dabei. Mit dem Pferd „Riba“, das im Stück „Die Bildschnitzer“ selbst als Darsteller auftritt, bringt Peter Peer, der Obmann der Theaterbühne und seit 20 Jahren der Motor der Gruppe, die Medienvertreter zum alten Erbhof Peer nach Obertösens. Rund 1000 freiwillige Stunden haben die Theaterleute, unter denen sich glücklicherweise drei Tischler befinden, geopfert, um hinter dem Erbhof die Bühne und die überdachte Zuschauertribüne aufzubauen. Die Arbeiten dauerten über zwei Monate. Das Holz für die Bühne wurde aus Untertösens herbeigeschafft, wo zufällig ein alter Stall abgebrochen wurde. Mit den ersten Proben für die zwei Einakter wurde schon im Februar begonnen. Der Heimatbühne Tösens, die insgesamt über 30 Mitglieder zählt, war es gelungen, zum 20-Jahrjubiläum den Landesspielleiter im Theaterverband Tirol, Karl Schatz, für die Regie zu gewinnen. Karl Schatz, der mit seinem Inntaler Volkstheater bereits viele internationale Erfolge erzielt hat, sitzt auf der Zuschauertribüne und lässt sich kein Wort und keine Bewegung der „Karrnerleut“ auf der Bühne entgehen. Die „Karrnerleut“ (Jenische) sind von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen und leben in einem Auwald am Inn. Es handelt sich um den Vintschgauer, seine Frau, die Vintschgauerin, sowie deren Kinder Hex und Füchsel. Ein gestohlenes Lamm wird ihnen zum Verhängnis und das tragische Schicksal nimmt seinen Lauf. Die Jenischen bedienen sich einer eigenen, rauhen Umgangssprache. Der Regisseur hat im Stück einige davon eingebaut. Mit „Glitschi“ zum Beispiel sind die Gendarmen gemeint, die „Schuntbollen“ sind die Kartoffel, „Maro“ heißt Marende und „pfliagln“ bedeutet betteln. Düstere Stimmung herrscht auch im Stück „Die Bildschnitzer“. Nicht nur, dass die Armut die Großen und Kleinen quält, auch der Friedl Sonnleitner, ein Holzschnitzer, liegt schwerstkrank im Bett. Seine Frau kümmert sich um die zwei Kinder und um den Mann. Die Menschen, die zu Besuch kommen, sind nicht gerade von Barmherzigkeit gekennzeichnet. Die allgemeine Armut lässt die Herzen der Menschen erkalten. Jeder schaut nur auf sich selbst. Ein Ausweg für die Sonnleitner’s ist nicht in Sicht. Mit dem Stück „Die Bildschnitzer“ erzielte Karl Schönherr (1867 in Axams in Tirol geboren und 1945 in Wien gestorben) im Jahr 1900 erste Bühnenerfolge, worauf er seinen Arztberuf aufgab und sich voll dem Theater widmete. Große Erfolge feierte Karl Schönherr (nach ihm ist übrigens das Kulturhaus in Schlanders benannt) unter anderem mit Stücken wie „Karrnerleut“, „Glaube und Heimat“ oder „Der Weibsteufel“. (sepp) Spielpan Zur Premiere lädt die Freilichtbühne Tösens am Samstag, 10. Juni um 21 Uhr ein. Weitere Vorstellungen, immer mit Beginn um 21 Uhr und bei jeder Witterung, finden am 14., 16., 17., 23., 24. und 30. Juni statt sowie am 1., 6., 13., 15., 20., 21. und 22. Juli. Kartenreservierung unter Tel. +43 (0)676/846 909 337 oder online (www.theater-toesens.at). Parkplätze stehen in ausreichender Menge in unmittelbarer Nähe des Spielortes zur Verfügung.
Josef Laner
Josef Laner

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