Frisch auf, ihr jungen Triebe!
Publiziert in 7 / 2011 - Erschienen am 23. Februar 2011
Rabland - Der mit 114 Chören stärkste Bezirk im Südtiroler Chorverband - Burggrafenamt/Vinschgau - hatte seine Jahresversammlung unter das Motto „Jedem Baum tun neue Triebe gut“ gestellt. Die vielen „bewährten Triebe“, die den Geroldsaal in Rabland füllten, sollten mit möglichst verwertbaren Ratschlägen für ihre Jugendförderung vor Ort versorgt werden. Dazu hatte der Bezirks-Vorstand mit Obmann Robert Wiest, Bezirkschorleiterin Julia Perkmann, Vizeobmann Hans Erb, Peter Laimer, Stefan Gstrein und Hans Schmidhammer einen runden Tisch eingerichtet. Moderiert von Gabriel Breitenberger aus Ulten sollten Julia Zöschg vom Jugendchor Raindrops in Lana, Isabella Schenk, Obfrau des Pfarrchores St. Nikolaus in Meran, Stefan Kaltenböck, Leiter des neu gegründeten Landesjugendchores Südtirol, Josef Egger, Chorleiter in Nals und Kapellmeister des Orchesters Musikfreunde Meran, und der Malser Musikstudent und sporadische Chorleiter Marian Polin von ihren Erfahrungen mit einer „leicht zu motivierenden, aber schwer zu haltenden“ Musik-Jugend berichten. Die passende Einstimmung und Auflockerung lieferten die „Maret‘s Singers“ aus Latsch, so genannt nach ihrer estnischen Chorleiterin Maret Küüra. Durch die Versammlung führte Vizeobmann Hans Erb.
Im vorangestellten Tätigkeitsbericht dankte Obmann Wiest Musikschulleiter Stefan Gstrein für den zweijährigen Kurs an der Musikschule Naturns als konkrete Reaktion auf das Kernthema „Chorleiter-Mangel“. Er gratulierte den drei erfolgreichen Chören beim Gesamttiroler Wertungssingen, darunter dem Kirchenchor Schnals unter Dietmar Rainer. Für die nächste Sängerwanderung sei er für Vorschläge dankbar, wandte sich Wiest an das Publikum im voll besetzten Saal. Als Dankeschön an Chorleiter und -leiterinnen kündigte er eine Lehrfahrt an. Die Programmvorschau rundete Julia Perkmann mit dem Vorschlag ab, als Bezirksprojekt für Ostern die Schubert Messe Nr. 6 in Es-Dur einzulernen.
Die Reihe der Erkenntnisse und Erfahrungen mit Jugendlichen eröffnete Josef Egger: „Um einen jungen Chor zu begeistern, muss man sich ungewöhnliche Ziele setzen“. Für Isabella Schenk gab es zwei Geheimnisse, Jugendliche im Chor mitzuführen - die gemeinsame Gänsehaut und das gegenseitige Verständnis in der Gruppe. Für Marian Polin war die Jugend „beängstigend leicht zu motivieren und beängstigend schwer zu halten“. Josef Egger warnte davor, Buben mit Stimmbruch davon ziehen zu lassen. Stefan Kaltenböck hielt es für notwendig, auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse und Ängste in den verschiedenen Altersstufen einzugehen. Man dürfe sich kaum Verbindlichkeit erwarten, aber für besondere Ereignisse - O-Ton eventmäßig - seien die Jugendlichen zu begeistern, meinte der gebürtige Oberösterreicher. Auf die Kritik Polins in Richtung Musikschulen entgegnete Sibylle Pichler, dass die Schulen auf Nachfrage reagieren müssten. Alt-Landesobmann Sepp Pircher riet, ab und zu junge Sänger einzubeziehen. Die Obfrau des Naturnser Kirchenchores Karoline Kuppelwieser fragte, wer „für uns Kirchenchöre Werbung“ mache; wer der Öffentlichkeit mitteile, dass in einem Chor vielfach das geboten werde, was in den Familien zunehmend fehle. Hans Schmidhammer kam auf die „gemeinsame Gänsehaut und auf die soziale Gemeinschaft“ zurück und empfahl, Jugendliche immer zusammen zu lassen. Helene Mittersteiner forderte Chöre mit fest zugewiesenen Proberäumen auf, Patenschaften für Jugendchöre zu übernehmen. Schenk hielt es für wichtig, dass ältere Sängerinnen und Sänger die Begeisterung vorlebten. Kaltenböck stellte fest, dass man in Südtirol gern eigene Süppchen kocht. Dabei gehe es nicht um das Wann, Wie oder Wo, sondern einfach ums Singen.
Die Gesprächsrunde wurde mit den Grußworten des Landesobmannes Erich Deltedesco und des Gemeindevertreters Ewald Lassnig abgeschlossen. Den kulinarischen Schlusspunkt setzte der Kirchenchor Rabland unter Obfrau Waltraud Seifart.
Günther Schöpf