Stiftungspräsident Walter Anderau (rechts) dankte allen, die zur Realisierung des Pflegezimmers beigetragen haben. Spiritual Gregor Niggli segnete das Zimmer.
Priorin Aloisia Steiner

„Hier möchte ich am liebsten Probeschlafen!“

Neues Pflegezimmer im Kloster St. Johann in Müstair

Publiziert in 27 / 2020 - Erschienen am 6. August 2020

Müstair - Am 4. August fand die offizielle Übergabe des neu eingerichteten Pflegezimmers an die Klostergemeinschaft von Müstair statt. Ausschlaggebend für das Einrichten des Pflegezimmers war das Bedürfnis und der Wunsch der Nonnen, so lange als möglich im Kloster gepflegt werden zu können. Es ist allgemein bekannt, dass das Durchschnittsalter der meisten Klostergemeinschaften stetig steigt. So haben sich auch die Schwestern des Klosters St. Johann in Müstair bereits vor einiger Zeit mit der Tatsache der kontinuierlichen Alterung und des zunehmenden Pflege- und Betreuungsbedarfs befasst. In seiner Regel widmet der hl. Benedikt ein ganzes Kapitel der Pflege kranker Mitschwestern, denen ein besonderer Status der Aufmerksamkeit zusteht. Was geschieht aber, wenn die Klostergemeinschaft intern die notwendige Betreuung nicht mehr selbst gewährleisten kann? Zwei Klöster haben aus diesem Grund entschieden, in das eigens dafür eingerichtete benediktinische Zentrum Sarnen umzuziehen. Dort leben seit März vergangenen Jahres 25 Schwestern der Klöster Melchtal und Wikon zusammen mit den Schwestern des Klosters Sarnen. Die Klostergemeinschaft von Müstair hat hingegen den Entschluss gefasst, in den eigenen historischen Wänden würdig zu altern. Darin liegt das Bedürfnis für ein Pflegezimmer begründet, das rollstuhlgerecht und auch von externem Pflegepersonal gut erreichbar ist. Die Stiftung Pro Kloster St. Johann nahm diesen Wunsch auf, fand zusammen mit dem Konvent den geeigneten Platz für das Pflegezimmer und führte die Planung in enger Zusammenarbeit mit der Spitex Val Müstair durch. Zwei Zimmer im Quertrakt des Klosters wurden zu einem rollstuhlgängigen Zimmer mit Toilette und Dusche umgebaut. Das Pflegezimmer befindet sich am Rande der Klausur und ist für externe Pflegerinnen und Pfleger einfach und ohne Störungen des Klausurbereiches erreichbar. Die Planung lag in den Händen des Churer Architekten Dieter Jüngling. Die Ausführung der Arbeiten ging durch das gute Zusammenspiel zwischen den Klosterhandwerkern Uoli Grond und Thomas Schwarz sowie den lokalen Handwerksbetrieben sehr gut und rasch vonstatten. Damit verblieb die Wertschöpfung im Tal. Gesegnet hat das Pflegezimmer Spiritual Gregor Niggli. Der Stiftungspräsident Walter Anderau betonte, dass es ein großes Anliegen war, dieses Projekt so rasch als möglich zu realisieren. Er verwies auf die Bedeutung der Unterstützung des Konvents, denn ein gelebtes UNESCO Welterbe beinhalte viel mehr als historische Mauern und herausragende Kunstschätze. Die „Lebendigkeit“ des Kulturerbes gilt es ebenso zu bewahren und zu fördern. Er dankte allen, die finanziell zur Realisierung des Pflegzimmers beigetragen haben. Priorin Aloisia Steiner bedankte sich beim Stiftungspräsidenten und der Stiftung für das Geschenk. Sie sei glücklich über das Pflegezimmer, das den Schwestern nun ermöglicht bei Bedarf zuhause in der Gemeinschaft professionell auch über die Spitex Val Müstair betreut zu werden. Sr. Domenica Dethomas, die ehemalige Priorin und Dichterin des Hauses, überraschte die Anwesenden mit einem selbst geschriebenen Gedicht: „Es (das Zimmer) strahlt so etwas Heiteres aus – da flieht die Krankheit aus dem Haus!“ Priorin Aloisia meinte daraufhin, das Zimmer sei so gemütlich, hell und schön, dass sie darin am liebsten einmal Probeschlafen möchte. Freilich, der Wunsch, dass das Zimmer nicht sofort für einen akuten Pflegefall gebraucht wird ist da. Aber die Aussicht, bei Bedarf in den eigenen vier Wänden betreut zu werden ist für so manche Schwester beruhigend. Nicht zuletzt kann das Pflegezimmer auch in dieser unsicheren Zeit bei Bedarf als Quarantänezimmer genutzt werden.

Redaktion

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