Kalk - Wasser
Publiziert in 13 / 2003 - Erschienen am 3. Juli 2003
“Der Kalkofen brennt wieder...” Giovanni Mischi berichtet in der “Pustertaler Zeitung”über einen sanierten Kalkofen in der im Gadertal, der am 13. Juli 2003 eingeweiht und angezündet wird; unsere Münstertaler Nachbarn in Valchava haben schon 1982 einen Kalkofen wieder eingerichtet.
Kalk ist ein alter und wichtiger Baustoff. Er wird mit Wasser und Sand zu Mörtel vermischt, war früher ein viel verwendetes Desinfektionsmittel und wurde als Kalkmilchanstrich für die Bekämpfung von Tierseuchen verwendet. In der Pestzeit versuchte man, damit die Kirchenräume von den tödlichen Bakterien zu befreien. Beim Ablösen dieser Kalkschichten entdecken wir manchmal kostbare Fresken.
Einen Kalkbrandofen hat nun auch der Latscher Heimatpflegerverein wieder instand gesetzt, ausgeräumt, aufgemauert und mit einem Schutzdach ausgestattet. Die Anregung, den größten der 5 Tarscher Kalkbrandöfen wieder herzustellen, kam vom Tarscher Ernst Pohl.
Kalk
Das Feuer des Fichtenholzes eignet sich besonders gut für den Brennvorgang wegen der langen Flammen, die gleichmäßig die aufgeschichtgeten Steine umzüngeln. Durch die Feuerglut wird dem kalkhaltigen Stein Wasser und Schwefel entzogen, um mehr als die Hälfte des Gewichtes. Bei der Entnahme halten die gebrannten Steine noch zusammen, aber für den Gebrauch muss der Kalk gelöscht werden und zwar durch Abgießen mit Wasser in einer Löschpfanne; den gelöschten Kalk kann man sofort verwenden oder in einer Grube ständig unter Wasser lagern. Durch diese altbewährte Kalkgewinnung wird der Schwefelanteil vermindert, was die Qualität verbessert.
Zur Restaurierung der Karpophoruskirche in Tarsch im Jahre 1900 wurde laut Überlieferung das letzte Mal Kalk gebrannt.
Soll dieser Ofen wieder einmal zum Kalkbrennen gefüllt werden? Hannes Gamper antwortet darauf mit dem Hinweis, dass eine Zusage der Gemeinde und anderer Förderer noch aussteht. Unterstützt wurde die Rettung dieses Denkmals auch vom Landesdenkmalamt; dort weiß man guten Kalk für Restaurierungen zu schätzen.
Das Aquarium: Der sichtbare Lebensraum ist nur ein Bruchteil der ganzen Anlage. Dahinter stecken Filteranlagen, Heizkessel, Kühlanlagen...ein Gewirr von technischen Anlagen, die über Computer gesteuert werden.
Was ist Limnologie? Die Wissenschaft von den Binnengewässern und ihren Lebewesen. Die Gemeinde kann auf dieses Schauhaus stolz sein. Ähnliche Anlagen gibt es nur im Naturpark Hohe Tauern in Österreich und in Dänemark. Die Planer von AQUAPRAD haben sich überall umgesehen und verweisen mit gutem Grund auf die Vielseitigkeit dieses Vinschger ”Wasserschlosses”... Eine Geisterbahn für Fische, Lurche, Schlangen, Krebse.
Es gibt hier natürlich auch eine eigene Wassermusik, Wassermeditation, eigene Farben für das Licht des Tages und der Nacht. So wie es die Fische erleben schauen wir durch einen Fischkopf mit großen Glasaugen.
Für Neuansiedler gibt es sogar ein Quaräntenebecken; ob dafür auch der aus Prad stammende Gesundheitsminister Dr. Saurer zuständig ist?
Am Samstag,12.Juli 2003 wird ein weiteres Schauhaus des Nationalparks Stilfser Joch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist dem Wasser gewidmet und nennt sich “aquaprad”, steht also in Prad an der Mündung des Suldenbaches und in der Nähe der noch verbliebenen Auen. Im Haus untergebracht sind ferner das Tourismusbüro, der Raiffeisensaal und andere Mehrzweckräume; Architekt ist Dr. Kurt Stecher.
Den Eingang betreten wir - von Stein zu Stein wie über Wasser schreitend - durch ein großes Portal in Form eines gläsernen Berges. Oder ist es das geöffnete Maul eines Fisches?
Ausstellungskonzept: Dr. Peter Schreiner, Umsetzung: Thomas Kinkelin, Arch.Brigitte Kaunz und Elisabeth Hölzl.
Wasser
Eine Schautafel in Form eines Ziffernblattes. Im Stundentakt wird die Temperatur des Wassers, die Eisbildung, die farbliche Veränderung, die ganz kurze “Lebenszeit” für Bewohner in Hochgebirgsseen anschaulich dargestellt.
Solche Schautafeln begleiten den Besucher von „aquaprad“, erklären und ergänzen die greifbar nahen Lebensräume, die sich zwischen uns und dem schützenden Glas öffnen und wie eine geheimnisvolle Welt. Wir schauen in eine biologische Vergangenheit, mit der leisen Hoffnung, dass nicht schon alles verloren sei.
Eine Taucherausrüstung für die Reinigung der Freibecken; Hechte leben im tiefen Becken; die Beutefische finden Zuflucht im flacheren Gewässer. Laichgruben für Forellen,“Streichelbecken” zum Anfassen der Fische, Farne werden acht Stunden “täglich” beleuchtet... Moorecken, Alpenmolche. Es ist aufregend schön und auch beängstigend. Denn hier wird deutlich, wie empfindlich diese Wasserunterwelt und wie sehr sie in Gefahr ist..
Hans Wielander