Jugendsünde aus dem Jahr 1947: Ohne Titel.(Leihgabe Robert Weirather, Mals).

Karl Plattners künstlerische Jugendsünden

Publiziert in 2 / 2011 - Erschienen am 19. Januar 2011
Mals - Der Obervinschgau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Er mag nicht ausschließlich ein Ort des Leidens gewesen sein, Armut kennzeichnete den Landstrich jedoch bis vor wenigen Jahrzehnten. Karl Plattner, 1919 in Mals als letztes von zehn Kindern geboren, verlor im Alter von vier Jahren seinen Vater, der Lebensstandart war einerseits niedrig, das Leben selbst aber reich auf der anderen Seite: Sein zeichnerisches Talent wurde begrüßt, Mutter, Geschwister und Lehrer bestätigten ihn in seinem Wunsch, Maler zu werden. Nach einer Lehre bei einem Malser Maler und Anstreicher ging er nach Brixen in einen größeren Betrieb und begann in seiner freien Zeit, Eigenes zu malen. Die Lehrzeit an der Akademie in Wien, die er 1938 begann, unterbrach der Krieg. Nach Kriegsende, nachdem er die Arbeit als Dekorateur aufnahm, wollte der junge Maler vor allem eines: sich künstlerisch weiterentwickeln. Die ersten Reisen nach ­Florenz und Mailand kamen dank des erfolgreichen Erlöses einer Ausstellung in Schlanders 1946 zustande. Aufmerksamkeit erfuhr seine Arbeiten ansonsten wenig. Das Studium in Mailand und in Paris befreite ihn nicht nur von der räumlichen Enge seiner Heimat, es brachte ihn in Kontakt mit den Strömungen der französischen Avantgarde. Plattner, der ruhelose Perfektionist, hatte in seiner Heimat die ersten Aufträge ausgeführt: 1947 das Fresko für die Kirche in Lichtenberg und für das Elektrizitätswerk in Mals, 1948 für die St. Johann Kirche in Prad. 1950 kommt das Fresko auf dem Malser Friedhof für das Gefallenendenkmal hinzu, 1951 für das Obstmagazin Banfi in Schlanders, 1952 das Fresko für das Gefallenendenkmal in Naturns. Die Pietà ist das einzige Werk der Ausstellung auf Kloster Marienberg, das zeitlich aus dem Rahmen fällt. Die Auftragsarbeit entstand zwischen 1959 und 1961 und zeugt von seiner Verbundenheit mit der Landschaft, die er gut kannte: „Die emotive Ursache steht mit der Landschaft und ihren Menschen in enger Verbindung. Hingegen hat sich meine Einstellung und Interpretation inzwischen geändert, liegt doch eine zu große Spanne Zeit dazwischen, in welcher sich die Auffassung über Leben und Kunst geändert hat... ...eine Sprache zu finden, welche... ...meiner ästhetischen Erkenntnis und künstlerischen Verpflichtung Genüge leistet, (aber auch) der zweckentsprechenden Aufgabe des Wandbildes, welche für eine kleine Berggemeinde bestimmt ist...“ Die 685.000 Lire, die Plattner für die Pietà erhielt, waren eine Entlohnung in Geld, nicht mehr. Von den Gemeindemitgliedern wirklich angenommen wurde die Pietà lange nicht, der Vorwurf der geringen Religiosität kam auf, von einer Einweihung wurde abgesehen. Karl Plattner: Jugendsünden. Zeichnungen und Bilder aus dem Malser Frühwerk. Eröffnung der Ausstellung am 21. Januar 2011 um 17 Uhr im Museum Kloster Marienberg. Die Ausstellung läuft bis 20. März 2011. Veranstalter: Kulturreferat der Gemeinde Mals in Kooperation mit dem Kloster Marienberg. Kurator: Othmar Prenner. Im Rahmen der Ausstellung finden klassische Konzerte statt. Die 2010 entstandene Spurensuche nach Karl Plattner, der dokumentarische Kunstfilm von Othmar Prenner: „Wer Angst vor dem Leben hat, hat auch Angst vor dem Tod,“ wird während der Ausstellung gezeigt.
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

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